Matthäus 8,22 / Lukas 9,60
Bei Matthäus fehlt der zweite Teil des Verses, so dass gefragt werden muss, ob er trotzdem als ursprünglicher Bestandteil dieses Wortes gelten kann. Allerdings kann der erste Satz nicht für sich allein gestanden haben. Matthäus leitet ihn mit den Worten ein: „Folge mir nach“. Aufgrund der immer stärkeren Betonung der Person Jesu in nachjesuanischer Zeit ist es viel wahrscheinlicher, dass er damit die lukanische Begründung ersetzt hat, als dass Lukas umgekehrt vorgegangen wäre.
Wahrscheinlich sind diese Worte metaphorisch gemeint. Es geht um einen kaum mehr überbietbaren Gegensatz: Hier der Tod, dort das Reich Gottes, hier die Toten, die ihre Toten begraben sollen, dort die Lebendigen, die aufgefordert werden, die Botschaft vom Leben, die Botschaft vom Reich Gottes auszubreiten. Außerhalb des Reiches Gottes zu existieren, ist kein wirkliches Leben, diese Menschen sind wie tot, sie behandeln einander wie Tote, bringen einander ins Grab. Das geht demjenigen auf, dem sich die Welt als Reich-Gottes geöffnet hat. Er wird nun alles daransetzen, dass sich dieser ganz andere und neue Zugang zur Welt möglichst vielen Menschen erschließt.