(Vogel-)Jagd, Wilderei, illegaler Handel mit Wildtieren: Information: (Vogel-)Jagd
(Vogel-)Jagd
In der Europäischen Union werden jährlich legal ca. 52 Millionen Vögel durch Jäger getötet. (Quelle: Vogelschutz. Magazin des Landesbundes für Vogelschutz 1/2019, S. 11)
Anfang August beginnt an der östlichen Adria die Vogeljagd. „Für weit mehr als zwei Millionen Zugvögel wird die östliche Adria jedes Jahr zur Todesfalle“, schreibt Gabriel Schwaderer, Geschäftsführer der Naturschutzstiftung EuroNatur in Radolfzell. In den Feuchtgebieten an der Küste und im Hinterland auf dem Balkan schössen Jäger auf alles, was ihnen vor die Flinte komme. Besonders gefährdet sei dadurch etwa die Moorente.
In Ägypten entsteht jedes Jahr im Herbst die größte Vogelfanganlage der Welt: ein 700 Kilometer langer Zaun aus Netzen, in etwa vergleichbar der Strecke Hamburg – München. BirdLife hat ausgerechnet, dass allein im Spätsommer und Herbst 2015 annähernd zwölf Millionen Vögel an der Nordküste Ägyptens gefangen wurden.
Ein prominentes Beispiel ist die Wachtel. „Die Wachtel dürfte nirgends und zu keiner Zeit mehr gejagt werden, da ihre Bestände europaweit auf einen Bruchteil ihrer ursprünglichen Größe zusammengeschmolzen sind. In Südosteuropa gehen die Wachtelbestände immer noch stark zurück“, sagt EuroNatur-Projektleiter Dr. Martin Schneider-Jacoby. Allein in der Vojvodina in Serbien werden bis zu 34.000 Wachteln in einer Saison geschossen.
In Frankreich, Italien und Malta werden pro Jahr immer noch rund 2,5 Millionen Feldlerchen erlegt. Die Abschusszahlen für Bekassinen in der Europäischen Union summieren sich auf mehr als eine halbe Million Tiere pro Jahr. Ähnlich bedrohliche Zahlen gibt es für Goldregenpfeifer (EU-weit ca. 75.000 abgeschossene Exemplare pro Jahr), Kiebitz (ca. 500.000), Großer Brachvogel (44.000), Turteltaube (2,30 Millionen) – auf Malta gibt es eine Ausnahmegenehmigung für den Abschuss von jährlich 10.000 Turteltauben während des Frühjahrszugs in die Brutgebiete, das entspricht fast einem Viertel des deutschen Brutbestandes –, Knäkente (123.000) sowie für eine Reihe anderer Arten (Quelle u.a. Vogelschutz. Magazin für Arten- und Biotopschutz 2/2015).
Malta ist das einzige EU-Land, in dem im Frühjahr noch Jagd auf Vögel gemacht werden darf. Malta hatte 2013 den Vogelfang wieder zugelassen, obwohl dieser in der EU verboten ist. Dabei werden Vögel lebendig mithilfe von Netzen gefangen. „Die Vögel landeten zu Zehntausenden in Käfigen auf dem Heimtiermarkt“, schrieben die deutschen Vogelschützer weiter. Mit knapper Mehrheit von 50,4 Prozent stimmte die Bevölkerung Maltas am 11. April 2015 dafür, dass die dortige Frühjahrsjagd auf Turteltauben und Wachteln entgegen EU-Richtlinien weiterhin erlaubt wird. 2018 läuft die dreiwöchige Jagdsaison bis zum 21. April. Die Ausnahmeregelung der maltesischen Regierung sieht vor, dass nur Wachteln gejagt werden dürfen.
Der Europäische Gerichtshof hat am 22. Juni 2018 den Vogelfang auf Malta für illegal erklärt. Die obersten EU-Richter in Luxemburg stellten fest, dass die Mittelmeerinsel gegen das in der EU geltende Vogelfang-Verbot verstoße. Die maltesische Regierung kündigte an, das Urteil zu prüfen. Tierschützer begrüßten die Entscheidung. „Es ist einer der größten Erfolge im europäischen Zugvogelschutz der letzten zehn Jahre“, teilte das Komitee gegen den Vogelmord (CABS) mit.
„In keinem anderen Land in Europa werden so viele Vögel so vieler Arten getötet wie in Zypern„, sagt Andrea Rutigliano vom Komitee gegen den Vogelmord. 2,3 Millionen Wildvögel fielen nach Angaben der Tierschützer im Jahr 2016 der illegalen Jagd zum Opfer. Laut Tierschützern sind mehr als 150 Vogelarten betroffen, von denen 78 auf der EU-Liste gefährdeter Arten stehen.
In Großbritannien beginnt am 12. August, dem „Glorious Twelfth“, dem grandiosen Zwölften, traditionell die Moorhuhnjagd. Tausende von Jägern und Treibern durchkämmen ab dem „glorreichen Zwölften“ die insgesamt 800 Hochmoore und Heiden Nordenglands und Schottlands, in denen die scheuen Rauhfußhühner zu finden sind. Aufgescheucht versuchen sie in einem unberechenbaren Zickzackflug den Jägern zu entkommen, haben aber in den dichten Schrotwolken kaum eine Chance. Lord Walsingham erlegte im Jahr 1888 an einem einzigen Tag 1070 Moorhühner.
Obwohl alle Greifvogelarten seit den 1970er Jahren in Deutschland unter strengem Schutz stehen, werden immer wieder Fälle illegaler Greifvogelverfolgung bekannt. In den Jahren 2004 bis 2014 wurden bundesweit 689 Fälle dokumentiert. Dabei wurden mindestens 1.130 Greifvögel gefangen, verletzt, getötet, abgeschossen oder ihre Bruten gestört oder vernichtet. Dies geht aus einer Zusammenstellung des NABU hervor, die auf offiziellen Daten der Umweltministerien der Länder und einer ergänzenden Erfassung des Komitees gegen den Vogelmord beruht.
JAGD
Mit seinen ausgefeilten Waffen und anderen technischen Hilfsmitteln machen Menschen an Land und im Meer vor allem Jagd auf ausgewachsene, gesunde Beutetiere. Darin unterscheiden sie sich deutlich von Raubtieren, die eher Jungtiere oder schwache Tiere wählen, schreibt ein kanadisches Forscherteam im August 2015 im Fachblatt Science. Da die ausgewachsenen Exemplare das Fortpflanzungskapital einer Art seien, beeinflusse der Mensch anders als viele tierische Räuber auf diese Weise nachhaltig die Struktur von Ökosystemen und den Nahrungsketten darin.
Am 1. Oktober beginnt in der kanadischen Westküstenprovinz British Columbia die umstrittene Trophäenjagd auf Grizzlybären. Bis zu 20.000 Dollar zahlen Jagdtouristen aus den USA oder Europa für eine geführte Grizzlyjagd, die in laut Gesetz auf etwa zwei Dritteln der Fläche British Columbias möglich ist. Schätzungsweise 350 Tiere werden in der Provinz pro Jahr im Schnitt legal erschossen, dazu kommt die illegale Jagd, die kaum zu kontrollieren ist. In der Nachbarprovinz Alberta ist die Jagd auf die Grizzlybären seit 2006 verboten.
Großwildjagd
Deutsche Jägerinnen und Jäger haben im Jahr 2020 Hunderte im Washingtoner Artenschutzübereinkommen gelistete Tiere als Trophäen mit nach Hause gebracht. Aus Afrika, Kanada, Argentinien, den USA, Namibia, Tansania, Tadschikistan, Russland und der Mongolei führten sie 543 Jagdtrophäen ein, wie aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der grünen Bundestagsabgeordneten Steffi Lemke hervorgeht. Unter den Trophäen: 164 Zebras, 109 Paviane, acht Elefanten, 14 Löwen, drei Breitmaulnashörner, ein Eisbär und 40 Giraffen. Die Einfuhren sind vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) genehmigt worden. Laut Daniela Freyer von Pro Wildlife sind die Deutschen die größten Großwildjäger nach den Amerikanern und Spaniern.