Lebensraum Tiefsee

Bis heute ist die TIEFSEE einer der geheimnisvollsten Orte und die unberührteste Zone auf unserem Planeten und gleichzeitig sein mit Abstand größtes Ökosystem: Etwa 50 Prozent der gesamten Erdoberfläche liegen unterhalb von 1000 Metern Tiefe im Ozean.  Wissenschaftler vermuten, dass sich einige Millionen verschiedener Arten in den Tiefen der Ozeane tummeln, andere sprechen sogar von 100 Millionen. In der Tiefsee, die etwa ab 150/200 Metern unter der Wasseroberfläche beginnt, herrschen eisige Temperaturen und ein gigantischer Wasserdruck. Trotz der extremen Lebensbedingungen ist die Tiefsee Heimat für Organismen, die sich auf vielfältige Weise angepasst haben: vom Riesenkalmar über den Pelikanaal bis hin zu blaugrün leuchtenden Schlangensternen und der „Alarmqualle“. Das Reich der ewigen Dunkelheit ist von lebenden Fossilien bevölkert. Da sich ihr Lebensraum in Jahrmillionen nur unerheblich verändert hat, waren sie nicht wie andere Wesen auf dem Planeten gezwungen, sich stetig neuen Bedingungen anzupassen. „Die Tiefsee ist so artenreich wie die Regenwälder“, sagt der Meeresbiologe und Gründer der Initiative Deepwave, Onno Groß. Mit Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftlichen Projekten und politischem Druck will er sich für Schutz und Erforschung dieses Ökosystems einsetzen. „Nur ein größeres Wissen kann zu mehr Respekt gegenüber der Tiefsee führen.“ Viele Informationen enthält das Hintergrunddokument Tiefseebergbau des WWF vom Januar 2021. Der Marianengraben im Westpazifik ist mit etwa 11.000 Metern die tiefste Stelle aller Ozeane. Insgesamt gibt es mehr als 30 Meeresgräben, die tiefer als 6000 Meter sind. Aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage enthalten sie viele Lebewesen, die jeweils nur in einem einzigen Graben existieren.

Des Weiteren ist die Tiefsee ist die größte Kohlenstoffsenke auf dem Planeten. Auch für die Bewältigung der Klimakrise ist ihr Schutz somit unabdingbar.

Am 13. Februar 2017 berichteten Forscher in der Zeitschrift Nature Ecology & Evolution, dass kleine Krebse im Marianengraben stark mit Polychlorierten Biphenylen (PCB), die zum „dreckigen Dutzend“ der langlebigen organischen Schadstoffe gehören, sowie polybromierten Diphenylethern (PBDE) belastet seien. Somit sind Industriegifte bis in die tiefsten Tiefen der Erde vorgedrungen. Weitere Informationen zur Mikroplastik-Belastung der Tiefsee finden Sie hier.

Nach Untersuchungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Queen’s University Belfast und anderen internationalen Forschenden sind 184 Lebewesen der Tiefsee auf die sogenannte Rote Liste gefährdeter Arten der Weltnaturschutzunion (IUCN) gesetzt worden, wie die Universität am 10. Dezember 2021 mitteilte. Zwei Drittel davon sind den Forscherinnen und Forschern zufolge akut bedroht, wie sie im Journal „Frontiers in Marine Science“ berichten. Von den 184 Arten, die nun auf der Roten Liste stehen, gelten 39 Prozent als vom Aussterben bedroht. 25 der 184 untersuchten Arten gelten dank Schutzmaßnahmen als nicht gefährdet, 45 als eher gering gefährdet. Sie stehen zur Beobachtung aber dennoch mit auf der Roten Liste.


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