Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche: Information

 

INFORMATION

 

Laut einer am 10. Oktober 2024 veröffentlichten Unicef-Analyse sind WELTWEIT über 370 Millionen Mädchen und Frauen vor ihrem 18. Lebensjahr vergewaltigt worden oder haben einen sexuellen Übergriff erlebt. Auch schätzungsweise 240 bis 310 Millionen Jungen und Männer haben in ihrer Kindheit Vergewaltigung oder sexuelle Übergriffe erlebt.

 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass etwa 1,8 Millionen Minderjährige in EUROPA von sexualisierter Gewalt betroffen sind.

 

Laut der am 23. Mai 2023 vorgestellten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) sind in DEUTSCHLAND im Jahr 2022 jeden Tag durchschnittlich mindestens 48 Kinder von sexualisierter Gewalt betroffen gewesen. Rund 15.500 Fälle wurden angezeigt. Das Dunkelfeld ist aber um ein Vielfaches größer.

Laut dem durch das Bundeskriminalamt (BKA) erstellten und am 8. Juli 2024 veröffentlichten „Bundeslagebild Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen 2023“ wurden im Jahr 2023 den Ermittlungsbehörden 16.375 Fälle bekannt, in denen Kinder  unter 14 Jahren von sexualisierter Gewalt betroffen waren. Außerdem stellte die Polizei in 1200 Fällen fest, dass Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren von sexualisierter Gewalt betroffen gewesen waren. Rund drei Viertel der betroffenen Kinder und Jugendlichen sind weiblich.

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 11. August 2022 haben die Jugendämter im Jahr 2021 in Deutschland bei über 59.948 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt festgestellt. Etwa jedes zweite der betroffenen Kinder war jünger als acht Jahre (49 Prozent), jedes vierte sogar jünger als vier Jahre (25 Prozent). In 45 Prozent aller Fälle von Kindeswohlgefährdung hatten die Behörden Anzeichen von Vernachlässigung festgestellt. Bei knapp einem Fünftel (18 Prozent) gab es Hinweise auf psychische Misshandlungen. In 13 Prozent wurden Indizien für körperliche Misshandlungen und in weiteren vier Prozent Anzeichen für sexualisierte Gewalt gefunden. Hinzu kommt eine große Dunkelziffer.

Nach neuesten Schätzungen, so Johannes-Wilhelm Rörig, seinerzeit unabhängiger Beauftragter der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, in Berlin zum Start einer Fachtagung zum Thema Prävention im März 2016, sei davon auszugehen, dass rund eine Million Kinder in Deutschland betroffen sind. Etwa 12.500 Fälle würden pro Jahr angezeigt, hinzu komme die „sehr viel höhere Dunkelziffer“. Dunkelfeldforschungen gehen davon aus, dass jedes achte bis zwölfte Kind in Deutschland in seinem Leben mindestens einmal sexuelle Gewalt erlitten hat. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht sogar davon aus, dass in Deutschland von 13 Millionen Kindern und Jugendlichen etwa eine Million von sexuellem Missbrauch mit und ohne Körperkontakt betroffen sind.
Experten schätzen, dass 15 bis 20 Prozent aller Fälle auf das Konto von Frauen gehen. Meist sind es die Mütter, die sich an ihren Kindern vergehen. Zu Anzeigen und Verurteilungen kommt es trotzdem fast nie.

Anmerkung: „Der Begriff ‚Missbrauch‘ ist falsch und irreführend, verharmlosend und relativierend, weil er nahelegt, dass es auch einen richtigen ‚Gebrauch‘ geben würde.“ (Benno Hafeneger, Strafen, prügeln, missbrauchen. Gewalt in der Pädagogik, Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt am Main, 2011, 7 Anm. 1)

Die Darstellungen von sexualisierter Gewalt gegen Kinder, sogenannte Kinderpornografie, werden immer brutaler. 80 Prozent der misshandelten Kinder sind noch keine zehn Jahre alt, 30 Prozent sogar unter zwei Jahren. Zunehmend zeigen die Bilder sogar schweren Missbrauch von Kindern unter sechs Jahren. Interpol schätzte 2008, dass im weltweiten Netz Bilder von bis zu 20.000 sexuell misshandelten Kindern zu finden sind. Rund 80 Prozent der abgebildeten Kinder kommen aus Entwicklungs- und Schwellenländern. (Frankfurter Rundschau vom 9. September 2010) Ohne ein Vertrauen in die Welt und die Mitmenschen ist ein einigermaßen gesundes und gelassenes Verhalten gegenüber Mitmenschen nicht möglich. Die betroffenen Personen sind meist lebenslang in ihrem Vertrauen in die Welt erschüttert.

In Deutschland ist laut dem durch das Bundeskriminalamt (BKA) erstellten und am 8. Juli 2024 veröffentlichten „Bundeslagebild Sexualdelikte zum Nachteil von Kindern und Jugendlichen 2023“ die Anzahl der Fälle von Herstellung, Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen und hat im Berichtsjahr 2023 mit 45.191 Fällen einen neuen Höchstwert erreicht (plus 7,4 Prozent). Seit dem Jahr 2019 haben sich die Fallzahlen damit mehr als verdreifacht.

 

Literatur:

  • Zerstörerische Vorgänge. Missachtung und sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in Institutionen, herausgegeben von Sabine Andresen und Wilhelm Heitmeyer, Beltz Verlag, Weinheim 2012
  • Nina Apin, Der ganz normale Missbrauch. Wie sich sexuelle Gewalt gegen Kinder bekämpfen lässt, Ch. Links Verlag, Berlin 2020

Film:

  • Die Hände meiner Mutter (Regie: Florian Eichinger, Kinostart: 1. Dezember 2016)

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