Unsere Sonne – Garant des Lebens
UNSERE SONNE ist rund 150 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, hat am Äquator einen Radius von 696.350 Kilometern (109-mal die Erde), einen Durchmesser von 1,39 Millionen Kilometern, eine Oberflächentemperatur von 6050 Grad Celsius und wiegt 333.000-mal so viel wie die Erde. Auch wenn sie fast 99,9 Prozent der gesamten Masse des Sonnensystems enthält, ist sie nur ein Stern von mittlerer Größe. Ihr Alter beträgt mehr als 4,5 Milliarden Jahre, mindestens noch einmal so lange wird sie unverändert leuchten, bis ihr Kernbrennstoff verbraucht ist. Mit der Zeit wird die Sonne immer heller und wärmer. Vor vier Milliarden Jahren strahlte sie etwa 30 Prozent schwächer als heute. Die bewohnbare Zone verschiebt sich also immer weiter nach außen. Unsere Erde ist aber gerade so weit von der Sonne entfernt, dass sie schon Milliarden von Jahren und auch jetzt noch ein bis drei Milliarden Jahre in dieser Zone verbleiben wird. In etwa dreieinhalb Milliarden Jahren beginnt unsere Sonne, sich an der Oberfläche abzukühlen. Dabei bläht sie sich zu einem roten Riesenstern auf, der möglicherweise alle inneren Planeten einschließlich der Erde verschlingt.
Die Sonnenenergie wird im 15 Millionen Grad Celsius heißen Sonnenkern produziert. Er hat einen Radius von etwa 150.000 Kilometern. Hier wird durch Kernfusion Wasserstoff in Helium umgewandelt. Dabei entstehen Wärme und Licht. Die Strahlungszone umhüllt den Sonnenkern. Sie ist etwa 320.000 Kilometer dick und mehrere hunderttausend Grad heiß. Das Licht aus dem Sonnenkern wandert durch die Strahlungszone nach außen, was aufgrund der Dichte der Zone mehrere Millionen Jahre dauert. Die Photosphäre, die sichtbare Sonnenoberfläche, ist mehrere hundert Kilometer dick und noch etwa 5500 bis 6000 Grad Celsius heiß. Sie gibt die Energie aus dem Inneren der Sonne als sichtbare Strahlung ab – hierher kommt das Licht, das man von der Erde aus sieht. Die Korona wird von der Helligkeit der Photosphäre überstrahlt und wird nur bei totalen Sonnenfinsternissen sichtbar. Ihre Temperatur steigt wieder auf mehr als eine Million Grad Celsius an.
Den Strom von energiegeladenen Teilchen, den die Sonne neben ihrer Strahlung stetig in den Weltraum sendet, bezeichnet man als Sonnenwind. Fällt dieser Teilchenstrom stärker aus als üblich, spricht man von einer Sonneneruption. Zwischen Teilchen des Sonnenwindes und dem Magnetfeld der Erde, die sie vor ihnen schützt, besteht ein komplexer Zusammenhang.
Trotz ihrer Entfernung von durchschnittlich 150 Millionen Kilometern ist die Sonne für das Leben auf der Erde von fundamentaler Bedeutung. Viele wichtige Prozesse auf der Erdoberfläche, wie das Klima und das Leben selbst, werden durch die Strahlungsenergie der Sonne ermöglicht. So stammen etwa 99,98 Prozent des gesamten Energiebeitrags zum Erdklima von der Sonne. Für unseren Vitamin-D-Haushalt ist das Licht der Sonne unverzichtbar. Nur zehn bis 20 Prozent des Vitamin-D-Bedarfs wird über die Nahrung gedeckt, den Rest bildet der Körper mit Hilfe der Sonne, und zwar über die Haut, wo durch den Einfluss von UV-B-Strahlung im Sonnenlicht Vorläufer des Vitamins entstehen, die dann in der Leber umgewandelt und schließlich in der Niere aktiviert werden.
Das Leben auf unserer Erde ist völlig von der Sonne abhängig. Jeder Fleck auf unserem Planeten erhält im Verlauf eines Jahres 4380 Stunden Sonnenlicht, aber in sehr unterschiedlicher Dosierung. Die Verteilung des Lichts erschafft ganz unterschiedliche Lebensräume und zwingt die Tiere zu außergewöhnlichen Anpassungen. Am Äquator bleibt die Länge von Tag und Nacht das gesamte Jahr über gleich. Zwölf Stunden garantiertes Sonnenlicht täglich sorgen dafür, dass Regenwälder gedeihen und eine unglaubliche Artenvielfalt hervorbringen. Je weiter man sich allerdings vom Äquator entfernt, desto länger werden die Zeiten, in denen die Natur ohne das Licht der Sonne auskommen muss. An den Polen dauert der Verlust von Solarenergie nicht einen halben Tag, sondern ein halbes Jahr. Zwischen dem Äquator und den Polen liegen die Zonen, in denen mehr oder weniger ausgeprägte jahreszeitliche Wechsel das Leben der Pflanzen und Tiere bestimmen. (Zur Sendung „Ein perfekter Planet – Sonne„)
Wie alle Sterne kreist auch unsere Sonne um das Zentrum ihrer Galaxie, der Milchstraße. Für eine Runde benötigt sie etwas mehr als 200 Millionen Jahre.
Mit einem Abstand von rund 40 Billionen Kilometern nächster Nachbarstern unserer Sonne ist Proxima Centauri. Forscher vermuten, dass auch dieser Stern ein Planetensystem besitzt.
Schön erscheinst du / im Horizonte des Himmels, / du lebendige Sonne, / die das Leben bestimmt! / Du bist aufgegangen im Osthorizont / und hast jedes Land mit deiner Schönheit erfüllt. / Schön bist du, groß und strahlend, / hoch über allem Land. / Deine Strahlen umfassen die Länder / bis ans Ende von allem, was du geschaffen hast.
Die ersten Zeilen des Sonnengesangs des altägyptischen Königs Echnaton aus dem 14. Jahrhundert v. Chr.
Sie steigt herauf, die Sonne, sie steigt,
Sie naht, sie kommt,
Sie strahlt, sie scheint.
Sie scheint in herrlicher Pracht,
In flammender Majestät!
Heil, o Sonne, Heil!
Des Lebens Licht und Quelle, Heil!
O du, des Weltalls Seel‘ und Aug‘,
Der Gottheit schönstes Bild!
Dich grüßen dankbar wir!
Wer spricht sie aus, die Freuden alle,
Die deine Huld in uns erweckt!
Wer zählet sie, die Segen alle,
Die deine Mild‘ auf uns ergießt!
Die Freuden, o, wer spricht sie aus?
Die Segen, o, wer zählet sie!
Dir danken wir, was uns ergötzt.
Dir danken wir, was uns belebt.
Dir danken wir, was uns erhält.
Dem Schöpfer aber danken wir,
Was deine Kraft vermag.
Heil, o Sonne, Heil!
Des Lebens Licht und Quelle, Heil!
Dir jauchzen alle Stimmen,
Dir jauchzet die Natur!
Dir jauchzet die Natur!
Joseph Haydn (1732–1809), Die Jahreszeiten (1801), Nr. 12
Nichts Schönres unter der Sonne als unter der Sonne zu sein…
Die zentrale Strophe in Ingeborg Bachmanns Gedicht „An die Sonne“ (in: „Anrufung des Großen Bären“, 1956)