Kindersoldatinnen und Kindersoldaten: Information

 

INFORMATION

 

Trotz internationaler Ächtung gehen Schätzungen von bis zu 250.000 Kindersoldaten in mindestens 19 Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas aus, teilte das Deutsche Bündnis Kindersoldaten am 11. Februar 2019 mit. Rund 50 Armeen und bewaffnete Gruppen rekrutierten nachweislich Kinder. Etwa 65.000 Kindersoldaten konnten in den vergangenen zehn Jahren aber auch befreit werden.

„Die Rekrutierung von Kindern in bewaffneten Konflikten in vielen Teilen der Erde hat mindestens zwei Millionen von ihnen das Leben gekostet, bei zehn Millionen zu schweren psychologischen Traumata geführt sowie mehr als sechs Millionen zu Invaliden, eine Million zu Waisen und zwölf Millionen zu Geflüchteten gemacht.“ (Atlas der Versklavung. Daten und Fakten über Zwangsarbeit und Ausbeutung, 2021, S. 16)

Aktuelle Informationen finden sich in dem am 9. Februar 2022 veröffentlichten Beitrag von Unicef, des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, zum Internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten. Auszug: Seit der Einführung des sogenannten „Monitoring and Reporting Mechanism“, einer geregelten Untersuchung und Dokumentation von schweren Kinderrechtsverletzungen in Konflikten, haben die Vereinten Nationen in den vergangenen 16 Jahren rund 93.000 Fälle von Kindern verifiziert, die von bewaffneten Gruppen zum Kämpfen oder für unterstützende Rollen missbraucht wurden. Die Dunkelziffer ist aber mit Sicherheit sehr viel höher, weil es im Krieg häufig nicht möglich ist, an gesicherte Informationen zu kommen. Jedes Jahr veröffentlicht der Generalsekretär der Vereinten Nationen einen Bericht über schwerste Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder – dazu gehören die Rekrutierung von Kindersoldatinnen und -soldaten. Im aktuellen jährlichen UN-Bericht (bezogen auf 2020) sind 8.521 Fälle von Rekrutierungen oder Einsatz von Kindersoldat*innen dokumentiert.

Terre des hommes und andere Organisatoren erstellen eine Watchlist on Children and Armed Conflict.

Die von den Hilfswerken Brot für die Welt und Terre des Hommes herausgegebene und am 5. November 2020 vorgestellte StudieKleinwaffen in kleinen Händen – Deutsche Rüstungsexporte verletzen Kinderrechte“ belegt schwere Kinderrechtsverletzungen durch deutsche Rüstungsexporte.

Wie die Kampagne „Unter 18 nie! Keine Minderjährige in der Bundeswehr“ am 21. Janaur 2023 mitteilte, hat die Bundeswehr im Jahr 2022 1773 minderjährige Soldatinnen und Soldaten eingestellt, ein starker Anstieg um 43 Prozent gegenüber 2021 (1239). Darunter waren 327 Mädchen im Alter von 17 Jahren. Damit war fast jede:r zehnte im Jahr 2022 neueingestellte Soldat minderjährig. Dies geht aus der Antwort des Verteidigungsministeriums auf eine schriftliche Frage des Linken-Abgeordneten Ali Al-Dailami hervor.
Von den 18.800 im Jahr 2023 neu eingestellten Soldat:innen waren 1996 zum Zeitpunkt ihrer Einstellung erst 17 Jahre alt. Das entspricht einem Anteil von 10,6 Prozent nach 9,4 Prozent im Jahr 2022, wie aus einer Übersicht des Verteidigungsministeriums hervorgeht.
Wie aus der Antwort auf eine Anfrage der Linken im Bundestag hervorgeht, hat die Bundeswehr in den Jahren 2019 bis 2023 7681 Minderjährige rekrutiert. Ein Höchstwert wurde demnach im Jahr 2023 mit 1996 Rekruten unter 18 Jahren verzeichnet. Die Linke kritisierte, dass Deutschland Minderjährige verpflichtet, obwohl der UN-Kinderrechteausschuss ein Rekrutierungsalter von über 18 Jahren fordere.

Auch die Werbung für Militäreinsätze widerspricht den Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention, die auch Deutschland unterschrieben hat. Der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes und die Kinderkommission des Deutschen Bundestages fordern die Bundesregierung seit langem auf, das Eintrittsalter in die Bundeswehr auf 18 Jahren anzuheben und jede Militärwerbung bei Kindern und Jugendlichen zu verbieten.

„Die Aggression und das, was wir Empathie oder Mitleid nennen, haben denselben Ort im ‚Insulären Cortex‘ des Gehirns. Wenn im Kongo Kinder schon vom siebten Lebensjahr an ihren Eltern weggenommen und zu Kindersoldaten gemacht werden, lernen sie früh, welches der Feind ist und wie man ihn tötet. Sie lernen aber auch, dass sie danach bejubelt und materiell belohnt werden. Auf diese Weise entsteht in ihrem Hirn eine Verknüpfung von Aggression und Lust, von Töten und Freude, die nie wieder umkehrbar ist. Die Traumata dieser Kinder kann man später therapieren, aber die Freude am Töten bleibt, und sie geht einher mit einem großen Verlust an Empathie.“ (Prof. Dr. Peter Struck, Erziehungswissenschaftler an der Universität Hamburg, in einem Beitrag in der Frankfurter Rundschau vom 24. April 2013)

 

Literatur:

Website:

Film:

  • Wrong Elements. Dokumentarfilm. Regie: Jonathan Littell (2016)

 


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