Industrielle Massentierhaltung, Fleischkonsum: Information: Allgemein
Allgemein
Während sich die Weltbevölkerung in den vergangenen 50 Jahren verdoppelt hat, nahm die globale Fleischproduktion um mehr als das Dreifache zu. In Tierzahlen heißt das, dass im Jahr 2017 weltweit etwa 1,5 Milliarden Rinder, eine Milliarde Schweine, fast 23 Milliarden Geflügeltiere sowie mehr als 2 Milliarden Schafe und Ziegen gehalten wurden, vielfach in Gruppen von vielen Zehntausend Tieren auf engem Raum (Fleischatlas S. 32). Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass im Jahr 2020 weltweit 328 Millionen Tonnen Fleisch produziert wurden und diese Menge bis 2030 um weitere 44 Millionen Tonnen ansteigen wird. Laut Insektenatlas (S. 41) werden dafür fast 80 Prozent der weltweiten Agrarflächen genutzt. Die globale Fleischproduktion ist im Jahr 2019 das erste Mal seit 1961 nicht gewachsen, sondern um zwei Prozent auf 325 Millionen Tonnen gesunken. Hierfür ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) und nicht ein rückgängiger Konsum der Hauptgrund. (Fleischatlas S. 14)
„Die Massentierhaltung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg intensiv vorangetrieben, immer mehr Tiere wurden auf immer kleinerem Raum gehalten. Die Fleischproduktion stieg von 71 Millionen Tonnen 1961 auf 323 Millionen Tonnen 2017. ‚Heute werden auf der Erde jährlich 70 Milliarden Tiere für den menschlichen Verzehr getötet, 1960 waren es noch 10 Milliarden. Setzt sich die Entwicklung beim Fleischkonsum fort, liegen wir 2050 bei jährlich 120 Milliarden getöteten Zuchttieren‘, rechnet Weis vor.“ (Aus Stefano Liberto, Fleisch für die Welt, in: Le Monde diplomatique, März 2019)
Der weltweite Fleischkonsum hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt und erreichte 2018 320 Millionen Tonnen. (Fleischatlas S. 10)
Der Fleischverzehr in Deutschland sinkt seit Jahrzehnten. 1991 lag er pro Kopf bei 64 Kilogramm, im Jahr 2000 waren es 61 und 2018 laut der am 26. März 2019 veröffentlichten Versorgungsbilanz des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) noch 60,1 Kilogramm. Wie der Deutsche Fleischer-Verband (DFV) am 2. Mai 2019 mitteilte, haben die Deutschen im Jahr 2018 pro Kopf 60,1 Kilogramm Fleisch konsumiert, 100 Gramm weniger als 2017. Im Jahr 2019 lag der Fleischkonsum in Deutschland bei 59,5 Kilogramm pro Person und damit um 2,5 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Laut Bundesinformationszentrum Landwirtschaft lag der Pro-Kopf-Verbrauch im Jahr 2020 in Deutschland bei 57,3 Kilogramm. Wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mitteilte, sank der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2021 in Deutschland im Vergleich zu 2020 um 2,1 Kilogramm auf insgesamt 55,0 Kilogramm. Den vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) zufolge sank der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 um rund 4,2 Kilogramm und war mit 52 Kilogramm pro Person so niedrig wie noch nie seit Beginn der Verzehrsberechnung im Jahr 1989. Laut dem am 13. Juni 2023 veröffentlichten Ernährungsreport 2023 des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist der Anteil der Menschen, die täglich Fleisch und Wurst essen, im Jahr 2023 von 25 auf 20 Prozent gesunken; dem Bundesinformationszentrum für Landwirtschaft zufolge stammten 3,9 Prozent des gekauften Fleisches im Jahr 2022 aus biologischer Erzeugung (gegenüber 4,0 Prozent im Jahr zuvor). Wie das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) am 4. April 2024 mitteilte, ist der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Deutschland im Jahr 2023 um 430 Gramm auf 51,6 Kilogramm gesunken.
Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sind im Jahr 2023 in der Masttierhaltung 478 Tonnen antimikrobieller Wirkstoffe eingesetzt worden, davon 30 Tonnen Polypeptidantibiotika, die das Bfr wegen möglicher Resistenzen besonders kritisch sieht.
Laut der am 10. Oktober 2022 veröffentlichten Studie „The Sustainable Food Revolution“ der Unternehmensberatung „PWC Strategy&“ werden derzeit etwa 80 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche direkt oder indirekt für die Fleischproduktion verwendet.
Über 40 Prozent der weltweiten Getreideproduktion dient als Viehfutter und steht somit nicht für die direkte menschliche Ernährung zur Verfügung. Über ein Drittel aller Feldfrüchte weltweit landet in den Mägen von Nutztieren – allein eine Milliarde Tonnen Soja und Mais jährlich. (Fleischatlas. Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel, 2021, S. 16) „Etwa 70 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche – Grasland als Weiden sowie Äcker für den Anbau von mehr Futter – werden für die Viehzucht genutzt. (…). Inzwischen werden rund 40 Prozent des Ackerlandes auf der Welt zur Futtermittelproduktion genutzt.“ (Ebd. S. 22)
Laut einer Mitteilung des WWF vom 24. Juni 2022 endet derzeit mindestens die Hälfte der EU-Getreideproduktion als Futtermittel im Trog. Laut einer Mitteilung des WWF vom 11. Oktober 2022 belegt Deutschland weltweit 2,94 Millionen Hektar an landwirtschaftlicher Fläche, um seinen Bedarf an Soja zu decken, 96 Prozent dieser Flächen werden für die Erzeugung von Sojaschrot als Futtermittel zur Erzeugung tierischer Produkte, wie zum Beispiel Fleisch oder Milch, benötigt. In Deutschland belegt der Anbau von Futtermitteln derzeit 60 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche, das sind etwa zehn Millionen Hektar. Allein rund 60 Prozent des in Deutschland angebauten Getreides werden jedes Jahr für die Fütterung landwirtschaftlicher Nutztiere verbraucht.
Fische werden in Aquakulturen oft zu Hunderttausenden in viel zu kleinen Becken gehalten. Krankheiten lassen sich nur vermeiden, indem Antibiotika und Pestizide eingesetzt werden.