Zum 4. Dezember 2006
Wolfram Kistner „gehörte in der Zeit der Apartheid zu den wenigen Weißen in Südafrika, die sich aus christlichem Glauben eindeutig auf die Seite der ihrer Menschenrechte beraubten schwarzen Bevölkerungsmehrheit stellten. Er gab seine Hochschullaufbahn auf, um im Südafrikanischen Kirchenrat die Abteilung ‚Gerechtigkeit und Versöhnung‘ zu übernehmen. Er stand tapfer für Würde und Rechte aller Bewohner des Landes ein, er deckte in klaren Analysen den Unrechtscharakter einer rassistischen Gesellschaft auf, unterstützte Solidaritätsaktionen im In- und Ausland, wurde eine Zeitlang gebannt. Nach den ersten freien Wahlen 1994 in Südafrika engagierte er sich bis zu seinem Tod für die Überwindung der Kluft zwischen Arm und Reich.“ (Aus einer Traueranzeige in der Frankfurter Rundschau vom 15. Dezember 2006)
„Zwölf Jahre lang, d.h. von 1976, dem Jahr des Soweto-Aufstandes, bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1988, hat Wolfram Kistner die zentrale Abteilung des Südafrikanischen Kirchenrates (SACC) ‚Gerechtigkeit und Versöhnung’ geleitet. Unter drei Generalsekretären, Desmond Tutu, Christian Beyers-Naude und Frank Chikane, war er so etwas wie das theologische und zugleich politische Gewissen des SACC. Er hat die später oft zitierte Resolution der Vollversammlung des Lutherischen Weltbundes 1977 in Daressalam zum ‚status confessionis’ entscheidend mitgeprägt; er war einer der Mitverfasser des Kairos-Dokuments 1985 und hat die Beschlüsse zu Investitionen in Südafrika durch klare Argumentationen mitbestimmt.“ (Aus der Predigt von Konrad Raiser im Gedenkgottesdienst für Wolfram Kistner am 20. Dezember 2006 in Berlin)
- Wolfram Kistner, Gerechtigkeit und Versöhnung. Theologie und Kirche im Transformationsprozess des neuen Südafrika. Sammelband mit Beiträgen aus den Jahren 1985 bis 2006, herausgegeben von Rudolf Hinz, Christian Hohmann und Hanns Lessing, Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2008