Klaus Simon: Zwickmühle Kapitalismus

 

Klaus Simon / Akademie Solidarische Ökonomie (Hrsg.):
Zwickmühle Kapitalismus. Auswüchse und Auswege

  • Wie der globale Finanzmarktkapitalismus funktioniert und wie wir alle davon konkret betroffen sind (weit mehr als man meinen würde)
  • Welche konkreten Kapitalismusreformen es gab bzw. gibt, und wie sie grundsätzlich scheitern
  • Wie eine der denkbaren Lösungen aussehen könnte

In einfachen und verständlichen Worten, mit 51 Grafiken, durchgehend farbig, ca. 200 Seiten, ISBN 978-3-8288-3257-2, Ladenpreis 17,95 €. Erschienen im Tectum Verlag 1. Quartal 2014

Klappentext

Es muss sich was ändern!
Spätestens seit der aktuellen Finanzkrise spüren wir es alle: Mit diesem System stimmt etwas nicht. Anhand klarer Zahlen und verblüffender Fakten gibt Klaus Simon einen sehr verständlichen Überblick, wie der globale Finanzmarkt-Kapitalismus abläuft – und warum er auf Dauer nicht funktioniert. Es besteht dringend Handlungsbedarf, doch Sozial- und Finanzmarkt-Reformen laufen unter den Bedingungen der Globalisierung ins Leere. Schlimmer noch: Auch ökologische Reformen scheitern am Wachstumszwang im kapitalistischen System. Das Fazit liegt auf der Hand: Der Kapitalismus ist den anstehenden Herausforderungen nicht gewachsen.
Doch Simon kritisiert nicht nur. Er zeigt, wie eine nachhaltige, zukunftsfähige Ökonomie aussehen kann, ohne gewaltsame Umsturzversuche oder Diktaturen. Damit gibt er der sympathischen Utopie einer Neuordnung „von unten“ Raum.

Zitat

„Es geht ganz und gar nicht um einen Katalog quälender Verhaltensregeln, die man sich abzuverlangen hätte. Es geht vielmehr um ein anderes Sich-in-Beziehung-Setzen zur Welt und den Mitgeschöpfen. Es geht um eine neue spirituelle Dimension, um eine tiefere Wahrnehmung dieser doch im Grunde wunderschönen Erde. Aus veränderter Wahrnehmung heraus kann sich in uns ein verändertes Verhalten entwickeln, das eben keinen mühsamen Verzicht abverlangt, sondern vielmehr wohltuende Befreiung ermöglicht. Es ist ein unglaublich gutes Gefühl, wenn wir endlich einmal das machen, was wir tief in uns längst schon als stimmig empfinden – und aber unter Verweis auf sogenannte Sachzwänge bisher nie zu tun gewagt haben.“ (Seite 228)

Autoreninfo

Klaus Simon, Jahrgang 1948, studierte in Leipzig Mathematik. Er arbeitete in einem energetischen Institut und wurde 1986 EDV-Leiter in einem Thüringer Unternehmen. Den Druck der DDR-Kommandowirtschaft wie auch später des neoliberalen Verdrängungswettbewerbs lernte Simon im Beruf hautnah kennen. Das hat ihn zum Nachdenken gebracht. 2009 wurde er Mitglied der Akademie Solidarische Ökonomie. Von Anfang an, seit 2002, ist er Mitglied der Ökumenischen Initiative Reich Gottes – jetzt!

Herausgeber

Die Akademie Solidarische Ökonomie ist eine Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Stiftung Ökumene. Sie wurde im Sommer 2008 von engagierten Menschen gegründet, die dem Dogma angeblicher Alternativlosigkeit zur kapitalistischen Wirtschaftsweise etwas entgegensetzen möchten: Modelle einer lebensdienlichen, solidarischen und zukunftsfähigen Ökonomie.

Rezensionen

„Seit der Finanzkrise sind viele kapitalismuskritische Bücher erschienen. Das vorliegende Werk von Klaus Simon ist eines der besten. Es erklärt nämlich erst die Funktionsweise des Kapitalismus, bevor es dessen Widersprüche beschreibt. Simon lässt auch durchblicken, warum dieses Wirtschaftssystem für viele Bürgerinnen und Bürger eine Erfolgsgeschichte geworden ist: »Das kapitalistische System ist von unübertroffener Flexibilität und Innovationskraft.« Warum es trotzt dieses Erfolges »den anstehenden Herausforderungen nicht gewachsen ist«, erfährt man von ihm. Doch statt einfach ein anderes Wirtschaftssystem vorzugeben, zeigt Klaus Simon gleich eine Reihe von Alternativen auf, die Wege aus der Zwickmühle des Kapitalismus weisen: Sie reichen von einem anderen Geldsystem über die Gemeinwohl-Ökonomie bis hin zu einer anderen Kultur. Spätestens jetzt weiß der Leser, dass es Alternativen zum herrschenden Wirtschaftssystem gibt. Aber auch, wie schwierig ihre Durchsetzung wird.“ (Wolfgang Kessler in Publik-Forum Nr. 20 vom 24. Oktober 2014)

»Sein [Simons] Buch zeichnet sich aus durch eine erfreulich abwechslungsreiche Textgestaltung mit farbigen, aussagekräftigen Diagrammen. Er erläutert Begriffe, beurteilt viele Daten, Fakten und politische Entscheidungen und begründet, warum bisherige Reformversuche aus seiner Sicht unzureichend waren. Zur sehr genauen Darstellung des Finanzkapitalismus mit seinen weitreichenden gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen zieht er auch andere Systemkritiker heran – ebenso bei der Zusammenstellung notwendiger zukunftsfähiger Veränderungen. Er bietet gut aufbereitetes Faktenwissen und viel Diskussionsstoff in Form eines attraktiven Lesebuches, das auch für den Einsatz in der Erwachsenenbildung vorstellbar ist. Der Anhang ermöglicht weitere Orientierung.« Elke Günther – ekz-Bibliotheksservice

»Klaus Simon ist ein Meisterwerk gelungen: in seinem Buch „Zwickmühle Kapitalismus – Auswüchse und Auswege“ gelingt es ihm, unser äußerst komplexes Wirtschaftssystem sehr genau, anschaulich (mit zahlreichen farbigen Grafiken) und auch für ökonomische Laien leicht verständlich zu analysieren. Im 1. Kapitel „Kapitalismus verstehen“ werden Grundbegriffe wie ‚Kapitalismus‘ und ‚Marktwirtschaft‘, das Geldsystem, die Wachstumsproblematik und die eigentlich undurchsichtige Finanzwirtschaft erläutert. Im 2., umfangreichsten Kapitel zeigt Simon mit unerbittlicher Logik die „konkreten Auswirkungen des Systems“ im monetären Bereich, bei den sozialen und ökologischen Konflikten sowie die militärische Gefahr hinsichtlich Rüstung und Rohstoffkriegen. Sie alle haben globale und zerstörerische Dimensionen. Das 3. Kapitel verdeutlicht, warum bisherige Versuche, den Kapitalismus in sich zu reformieren, scheitern mussten. Denn sie rührten nicht an die Grundprinzipien des Systems: das Profitprinzip und den damit zusammen hängenden Wachstumszwang. Vor allem „die Lösung der Ökokrise (bleibt) innerhalb des kapitalistischen Systems grundsätzlich undenkbar. Es bedarf dazu einer Ökonomie ohne Wachstumszwang – und das aber wäre nicht mehr Kapitalismus.“ (S.168) Deshalb die Metapher von der Zwickmühle! So dreht Simon den berühmten Satz von M. Thatcher (wie auch A. Merkel), dass es keine Alternative zum bestehenden System gäbe, herum: „Es gibt keine Alternative an der Ablösung des kapitalistischen Systems vorbei!“ Und das sind in diesem Buch keine ideologischen Schlagworte, sondern sehr differenziert argumentierende Schlussfolgerungen aus den Fakten.
Da wird man natürlich neugierig, wie denn eine Alternative aussehen müsste. Auch dazu gibt es kein Schlagwort à la ‚Sozialismus‘, sondern ein ausführliches 4. Kapitel „Unterwegs in die Zukunft“. Simon beschreibt sehr konkret, welche gesellschaftlichen Bedingungen und wie gewandelt werden müssten im Geldsystem, der Eigentumsordnung, in der Marktwirtschaft, in der Arbeits- und Sozialordnung. Und er schildert, wo es überall in der Welt schon funktionierende Modelle für Teilaspekte gibt, ohne dass daraus schon ein umfassendes politisches Programm erstellt werden könnte. Schließlich verschont der Autor den Leser, die Leserin nicht mit Hinweisen darauf, wie wir unsere privaten, vermeintlich ‚ganz normalen‘ Bedürfnisse ebenfalls grundlegend verändern müssen. „Es geht ganz und gar nicht um einen Katalog quälender Verhaltensregeln, die man sich abzuverlangen hätte. Es geht vielmehr um ein anderes Sich-in-Beziehung-Setzen zur Welt und den Mitgeschöpfen. Es geht um eine neue spirituelle Dimension“, um „wohltuende Befreiung“. (S.228) Auf einen entsprechenden Bewusstseinswandel einer breiten Mehrheit der Menschen in den Industriegesellschaften setzt Simon seine ganze, nüchtern-skeptische Hoffnung.
Die gute Lesbarkeit der Texte und die ansprechende grafische Gestaltung sowie die Dringlichkeit seines Themas machen das Buch äußerst empfehlenswert.« Gerhard Breidenstein


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