Der Skandal des Reichtums 2023

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Selig sind die Armen (die, die nicht mehr haben, als sie wirklich brauchen),
denn ihrer ist das Reich Gottes.

Leichter geht ein Kamel durch ein Nadelöhr,
als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt.

Jesus von Nazaret

 

In einer Welt, die nach den Spielregeln des Reiches Gottes eingerichtet ist,
in einer Welt, in der die Menschen weltverbunden leben,
steht jedem Menschen zur Verfügung, was er zum Leben braucht – nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Es ist eine Welt, in der niemand mehr arm zu sein braucht und in der niemand mehr reich sein möchte.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 29. Dezember 2023

 

Wehe denen, die Haus an Haus reihen und Feld an Feld fügen,
bis kein Raum mehr ist und ihr allein ansässig seid im Lande!

Jesaja 5,8 (8. Jahrhundert v. d. Z.)

 

Laut der am 8. November 2023 von Finanzwende Recherche erstellten Studie „Rendite mit der Miete. Wie die Finanzmärkte die Wohnungskrise in Deutschland befeuern“ flossen im Jahr 2021 durchschnittlich 41 Prozent der Miete von Wohnungen, die zum Anlageprodukt auf den Finanzmärkten geworden sind, als Gewinn an die Aktionär:innen derjenigen Unternehmen, die aus großen Teilen des Wohnungsmarkts ein solches Anlageprodukt gemacht haben. Zwischen 2009 und 2020 ist der Studie zufolge das Gesamtvolumen der Kapitalanlagen in Wohnimmobilien in Europa um fast 700 Prozent auf über 60 Milliarden Euro gestiegen.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 22. Dezember 2023

 

HEILIGE NACHT

So war der Herr Jesus geboren
Im Stall bei der kalten Nacht.
Die Armen, die haben gefroren,
Den Reichen war’s warm gemacht.

Sein Vater ist Schreiner gewesen,
Die Mutter war eine Magd.
Sie haben kein Geld nicht besessen,
Sie haben sich wohl geplagt.

Kein Wirt hat ins Haus sie genommen;
Sie waren von Herzen froh,
Dass sie noch in Stall sind gekommen.
Sie legten das Kind auf Stroh.

Die Engel, die haben gesungen,
Dass wohl ein Wunder geschehn.
Da kamen die Hirten gesprungen
Und haben es angesehn.

Die Hirten, die will es erbarmen,
Wie elend das Kindlein sei.
Es ist eine G’schicht’ für die Armen,
Kein Reicher war nicht dabei.

Ludwig Thoma (1867–1921, bayerischer Schriftsteller)

 

Die Reportage „Die geheime Welt der Superreichen – Das Milliardenspiel“ schildert, wie vielfältig die Möglichkeiten zur Steuervermeidung von Reichen sind.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 15. Dezember 2023

 

Er stürzt die Mächtigen vom Thron
und erhöht die Niedrigen.
Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben
und lässt die Reichen leer ausgehen.

Lukas 1,52–53, aus dem „Lobgesang der Maria“ (Magnifikat)

 

„(…) Und so kommt es, dass heute knapp siebzig Prozent der Kliniken ihre Existenz akut gefährdet sehen. Fast kein Krankenhaus kann seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken. Die Situation der Krankenhäuser ist also im ganzen Land dramatisch.

Doch halt: Da gibt es noch die privaten Klinikkonzerne. Dort ist gar keine Rede von Schließungen oder von Unterdeckung der laufenden Ausgaben. Im Gegenteil: Die vier größten Konzerne expandieren ständig und erwirtschaften im Jahr rund eine Milliarde Gewinn für ihre Aktionäre. Wie geht das denn? Das Rätsel ist schnell gelöst: Kündigung der Tarifverträge, Outsourcing aller nichtmedizinischen Leistungen, Personalverknappung über Schmerzgrenzen hinaus und Konzentration auf lukrative Leistungen, mit anderen Worten: Kosten senken und Einnahmen steigern. Medizin wird nur noch in lukrativen Sektoren betrieben. Ein allgemeiner Versorgungsauftrag im Sinne einer öffentlichen Daseinsvorsorge gilt für börsennotierte Konzerne nicht. (…)“

Aus dem Artikel „Revolution sieht anders aus“ von Bernd Hontschik in der Frankfurter Rundschau vom 9./10. Dezember 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 8. Dezember 2023

 

Imagine no possessions
I wonder if you can…

Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz mehr.
Ich frage mich, ob du das kannst…

John Lennon (1940–1980, britischer Musiker, Komponist, Autor und Friedensaktivist; wurde am 8. Dezember 1980 vor seinem Appartementhaus in New York erschossen), aus: „Imagine“ (1971)

 

Laut dem am 30. November 2023 veröffentlichten Billionaire Ambitions Report 2023 der Schweizer Großbank UBS nimmt die Zahl der Milliardäre, die ihr Vermögen einer Erbschaft verdanken, weltweit zu. Demnach sind zwischen April 2022 und April 2023 weltweit 137 Menschen zu Milliardären geworden. 53 von ihnen haben ihren Reichtum geerbt, und zwar ein Vermögen von insgesamt rund 151 Milliarden Dollar. Das Gesamtvermögen der 84 übrigen neuen Milliardäre beläuft sich auf knapp 141 Milliarden Dollar.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 1. Dezember 2023

 

Es ist Zeit, dass das mit Füßen getretene und gemeuchelte Volk großartiger, feierlicher, allgemeiner als es je getan, seinen Willen kundgibt, auf dass nicht nur die Symptome, die Begleiterscheinungen des Elends, sondern die Wirklichkeit, das Elend selbst, ausgerottet werden. Möge das Volk sein Manifest erlassen! Möge es in demselben bestimmen, wie es die Demokratie verstanden wissen will und wie sie in Übereinstimmung mit den wahren Grundsätzen wirklich sein soll. Möge es darin aufzeigen, dass die Demokratie solchen, die zu viel haben, Verpflichtung ist, diejenigen, die nicht genug haben, mit allem, was ihnen fehlt, zu versehen! Dass der Mangel an Mitteln bei den letzteren nur in dem besteht, was die anderen ihnen gestohlen haben. Gesetzmäßig gestohlen, wenn man will; d.h. mit Hilfe von Räubergesetzen, die, in den neuesten wie in den ältesten Zeiten, unter allen Regierungen jeden Diebstahl genehmigt haben; mit Hilfe von Gesetzen, nach denen ich gezwungen bin, nur um leben zu können, jeden Tag die Möbel aus meiner Wohnung wegzuschaffen und den Dieben, die jene Gesetze beschützen, auch den letzten Lumpen zuzutragen, der mich bedeckt. Möge das Volk erklären, dass es die Herausgabe alles Gestohlenen verlangt, alles dessen, was die Reichen den Armen schändlicherweise weggenommen haben!

Die ersten Sätze des von Gracchus Babeuf verfassten „Manifests der Plebejer“ vom 30. November 1795, ein Aufruf, der in Babeufs Zeitschrift Der Volkstribun Nr. 35 erschien. Er wurde dort als „Abriss des großen Manifests, das verkündet werden soll, um die tatsächliche Gleichheit wieder einzuführen“, bezeichnet.

 

„Die Antwort geben die Vermögensgrafiken: Da liegen die Vermögen der Arbeitenden im Zentimeterbereich, die durch Nicht-Arbeit erzielten Vermögen der Milliardäre im Kilometerbereich. Fazit: Die Schadarbeit dient nur den Milliardären.“

Letzter Absatz in dem Artikel „Viele Fragen. Die wichtigste aber ist: Wem dient die Arbeit?“ von Günther Moewes in der Frankfurter Rundschau vom 28. November 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 24. November 2023

 

Der Glaube, dass Wissenschaft und Technologie die Erde vor den Folgen des Klimawandels bewahren wird, ist irreführend. Nichts wird unsere Kinder und Kindeskinder vor einer irdischen Hölle retten. Es sei denn: Wir organisieren den Widerstand gegen die Gier des globalen Kapitalismus.

Josef Weizenbaum (1923–2008, deutsch-US-amerikanischer Informatiker sowie Wissenschafts- und Gesellschaftskritiker)

 

Wie aus dem am 20. November 2023 vorgelegten Bericht „Climate Equality: A Planet for the 99 percent“ der Entwicklungsorganisation Oxfam hervorgeht, hat das reichste Prozent der Weltbevölkerung (77 Millionen Menschen) im Jahr 2019 so viele Treibhausgase verursacht wie die fünf Milliarden Menschen, die die ärmeren zwei Drittel ausmachen, und mehr als die Emissionen des gesamten Straßenverkehrs in der Welt. Das reichste Prozent in Deutschland war 2019 für durchschnittlich 83,3 Tonnen CO2-Emissionen pro Kopf und Jahr verantwortlich – mehr als fünfzehnmal so viel wie ein Mensch aus der ärmeren Hälfte der Deutschen (5,4 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr). Zum reichsten Prozent der Weltbevölkerung gehörten im Jahr 2019 Personen mit einem Jahreseinkommen von über 140.000 US-Dollar, zum reichsten Prozent der deutschen Bevölkerung Personen mit einem Jahreseinkommen von über 280.000 US-Dollar.
Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung waren 2019 für rund die Hälfte der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Zu diesen zehn Prozent gehören rund 53 Prozent der Deutschen. Ursache sind unter anderem größere Häuser, größere und mehr Autos, häufigere Flugreisen sowie insgesamt mehr klimaschädlicher Konsum.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 17. November 2023

 

Wir werden uns bemühen, so zu leben, wie die Menschen um uns her üblicherweise leben, im Hinblick auf Wohnung, Essen, Verkehrsmittel und allem, was sich daraus ergibt (vgl. Mt 5,3; 6,33–34; 8,20).
Wir verzichten ein für alle Mal darauf, als Reiche zu erscheinen wie auch wirklich reich zu sein, insbesondere in unserer Amtskleidung (teure Stoffe, auffallende Farben) und in unseren Amtsinsignien, die nicht aus kostbarem Metall – weder Gold noch Silber – gemacht sein dürfen, sondern wahrhaft und wirklich dem Evangelium entsprechen müssen (vgl. Mk 6,9; Mt 10,9; Apg 3,6).
Wir werden weder Immobilien oder Mobiliar besitzen noch mit eigenem Namen über Bankkonten verfügen und alles, was an Besitz notwendig sein sollte, auf den Namen der Diözese bzw. der sozialen oder caritativen Werke überschreiben (vgl. Mt 6,19–21; Lk 12,33–34).

Die ersten drei von insgesamt 13 Verpflichtungen des sogenannten Katakombenpakts „Für eine dienende und arme Kirche“, den 40 Bischöfe der römisch-katholischen Kirche am 16. November 1965, drei Wochen vor dem Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils, in den Domitilla-Katakomben außerhalb Roms beschlossen haben (Übersetzung: Norbert Arntz)

 

Die Einkommen in Deutschland sind heute sehr ungleich verteilt, wenn man die Entwicklung seit Ende der 1990er Jahre vergleicht. (…) Von 2010 bis 2019 lag das Einkommen im obersten Fünftel meist 4,3 mal so hoch wie das im untersten. Dieser Wert ist 2020 auf 4,5 gestiegen, er lag 2021 beim 4,7-fachen und 2022 bei 4,6. Das sei „bei aller gebotenen Vorsicht in Anbetracht der Einschränkungen in der Vergleichbarkeit der Daten ein Hinweis darauf, dass die Einkommensungleichheit gestiegen ist“, schreiben die Forschenden. (…)
Seit Mitte der 1990er Jahre wurden reiche Haushalte systematisch steuerlich entlastet, analysieren die Forschenden. „Zuletzt war es die Reform der Erbschaftssteuer im Jahr 2016, die es zahlreichen Superreichen ermöglicht, erhebliche Betriebsvermögen zu vererben, ohne dass darauf nennenswert Steuern entfallen.“ Die Lasten, die sich aus den aktuellen Krisen ergeben, müssten aber auch von den „starken Schultern“ mitgetragen werden, und das insbesondere über eine deutlich stärkere steuerliche Beteiligung.

Aus der Pressemitteilung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zu dem am 2. November 2023 unter dem Titel „Einkommensungleichheit als Gefahr für die Demokratie“ veröffentlichten WSI-Verteilungsbericht 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 10. November 2023

 

Zum 11. November, dem Gedenktag an Martin von Tours (+ 397):

Martinus hatte eine rohgezimmerte Zelle, ebenso auch viele seiner Brüder. Manche hatten den Fels des überhängenden Berges ausgehöhlt und sich so eine Wohnstätte geschaffen. Es waren ihrer gegen achtzig Jünger. Diese suchten sich nach dem Vorbild des heiligen Meisters zu bilden. Keiner besaß dort irgendetwas Eigenes, alles kam der Allgemeinheit zugute. [Nemo ibi quicquam proprium habebat, omnia in medium conferebantur.] Keiner durfte etwas kaufen oder verkaufen, wie dies bei den Mönchen vielfach üblich ist. (Sulpicius Severus, Vita sancti Martini [Das Leben des heiligen Martin], 10,4–6)

 

Laut Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hat sich in Deutschland die Überprüfungsquote durch die Finanzämter bei Einkommensmillionär:innen in den vergangenen zehn Jahren halbiert, während sie bei Bezieher:innen von Bürgergeld (SGB II) trotz sehr niedriger Erfolgsquoten kontinuierlich gestiegen ist. Im Jahr 2022 sei bei 870 von insgesamt 15.133 Einkommensmillionär:innen (das heißt bei knapp sechs Prozent) eine Prüfung durchgeführt worden, wobei in 661 Fällen, also bei rund 75 Prozent der Überprüften, Steuern nachgezahlt werden mussten, und zwar insgesamt 94,6 Millionen Euro.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 3. November 2023

 

Reicher Mann und armer Mann
standen da und sahn sich an.
Und der Arme sagte bleich:
»Wär ich nicht arm, wärst du nicht reich«.

Bertolt Brecht (1898-1956, einflussreicher deutscher Dramatiker, Librettist und Lyriker des 20. Jahrhunderts), aus dem Kindergedicht „Alfabet“ (1934)

 

Laut den Ergebnissen des am 27. Oktober 2023 veröffentlichten „Mixed Compensation Barometers“ der Wirtschaftsberatungsgesellschaft EY verdienten die Vorstandsvorsitzenden deutscher Spitzenunternehmen (DAX, MDAX und SDAX) im Jahr 2022 im Durchschnitt 3,2 Millionen Euro. Die durchschnittliche Gesamtvergütung aller Vorstandsmitglieder belief sich auf 2,39 Millionen Euro. Die weiblichen Vorstandsmitglieder (ohne Vorstandsvorsitzende) erhielten eine Gesamtvergütung von im Schnitt gut 2,42 Millionen Euro, die männlichen Vorstandsmitglieder (ohne Vorstandsvorsitzende) durchschnittlich rund 2,07 Millionen Euro. Im Leitindex DAX erhielten die Vorstandsvorsitzende und die Vorstandsvorsitzenden im Jahr 2022 eine durchschnittliche Gesamtdirektvergütung von 5,25 Millionen Euro. Der Durchschnitt der jährlichen Direktvergütung aller DAX-Vorstandsmitglieder lag bei 3,5 Millionen Euro.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 27. Oktober 2023

 

EVEN IT UP – TIME TO END EXTREME INEQUALITY

Gleicht es aus – es ist Zeit, mit der extremen Ungleichheit Schluss zu machen

Titel einer am 29. Oktober 2014 veröffentlichte Studie, mit der die Hilfsorganisation Oxfam erstmals eine weltweite Bestandsaufnahme sozialer Ungleichheit vorlegt und auf die dramatischen Folgen hinweist

 

Laut am 23. Oktober 2023 veröffentlichten Bericht der auf Steuervermeidung spezialisierten Denkfabrik EU Tax Observatory zahlen die Milliardär:innen dieser Welt effektiv null bis 0,5 Prozent Steuern auf ihr Vermögen, zum Beispiel weil sie häufig Briefkastenfirmen in Steueroasen nutzen. Die Denkfabrik schlägt daher eine pauschale Mindeststeuer von zwei Prozent auf das Vermögen aller Milliardäre vor. Dem Bericht zufolge brächte dies weltweit jährlich mehr als 200 Milliarden Euro ein, in Europa wären es 40 Milliarden Euro – gegenüber den rund sechs Milliarden Euro Steuern, die die rund 2800 Milliardäre in Europa bislang im Jahr entrichten.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 20. Oktober 2023

 

„Wie können wir ein Wirtschaftssystem akzeptieren, das die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer macht? Wie können wir ein politisches System akzeptieren, das es den Superreichen erlaubt, Wahlen und Politiker zu kaufen? Wie können wir ein Energiesystem akzeptieren, von dem die Konzerne profitieren, die die Klimakrise verursachen?“

Bernie Sanders mit John Nichols, Es ist okay, wütend auf den Kapitalismus zu sein. Aus dem Amerikanischen von Richard Barth, Enrico Heinemann und Michael Schickenberg, Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart, erschienen am 14. Oktober 2023

 

„Die Ungleichheit bei Einkommen und Vermögen (in den USA; C.P.) war noch nie so extrem wie heute, da die reichsten drei Milliardäre mehr besitzen als die untere Hälfte der Bevölkerung – 165 Millionen Menschen. Das oberste Prozent verfügt mittlerweile über mehr Vermögen als die unteren 92 Prozent, und die CEOs großer Konzerne verdienen vierhundertmal so viel wie ihre Angestellten.“

Ebd., S. 23

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Zum Börsenschluss am Freitag, 13. Oktober 2023

 

Im Dezember 1992 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 17. Oktober zum „Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut“. Da Reichtum und Reich Gottes einander ausschließen, weil Reichtum und eine weltverbundene Existenzweise unvereinbar sind, begeht die „Ökumenische Initiative Klartext Jesus“ den 17. Oktober als „Internationalen Tag für die Beseitigung sowohl der Armut als auch des Reichtums“.

 

Die BMW-Erben Susanne Klatten und Stefan Quandt sind laut der im Oktober 2023 vom „Manager Magazin“ veröffentlichten aktuellen Liste die reichsten Deutschen. Das Magazin schätzt das Vermögen der Großaktionärin und des Großaktionärs auf 40,5 Milliarden Euro. Allein in den vergangenen zwölf Monaten konnten sie einen Vermögenszuwachs von 7,2 Milliarden Euro verzeichnen. Das Gesamtvermögen der 500 reichsten Deutschen ist in diesem Zeitraum um 82 Milliarden Euro auf den Rekordwert von knapp 1,1 Billionen Euro gestiegen. In Deutschland leben demnach 226 Milliardär:innen und Multimilliardär:innen, 14 mehr als vor einem Jahr.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 6. Oktober 2023

 

Die Erde ist für alle da, denn wir Menschen kommen alle mit der gleichen Würde auf die Welt. Unterschiede in Hautfarbe, Religion, Fähigkeiten, Herkunft, Wohnort und vielen anderen Bereichen können nicht als Rechtfertigung für die Privilegien einiger zum Nachteil der Rechte aller geltend gemacht oder genutzt werden. Folglich sind wir als Gemeinschaft verpflichtet, dafür zu sorgen, dass jeder Mensch in Würde leben kann und angemessene Möglichkeiten für seine ganzheitliche Entwicklung hat.

Papst Franziskus, Enzyklika Fratelli Tutti. Über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft, unterschrieben und veröffentlicht am 3. Oktober 2020 am Grab von Franziskus von Assisi (Nr. 118)

 

„Denken Sie nur an die Konzentration von wirtschaftlicher Macht, etwa in der Plattformökonomie, oder an die Vermögensverteilung. Die reichsten Deutschen, die Angaben schwanken hier zwischen zwei und fünf Familien, verfügen über ein größeres Vermögen als die komplette ärmere Hälfte der Deutschen zusammen. (…)
Wir wissen aus aktuellen Umfragen, dass diese krasse Ungleichheit von der Bevölkerung nicht nur wahrgenommen, sondern zunehmend als Problem für die Demokratie erkannt wird. 63 Prozent sagen, das Land sei hauptsächlich zwischen Arm und Reich gespalten (…) Bei einer anderen Umfrage wurde danach gefragt, welches demokratische Prinzip in Deutschland am wenigsten verwirklicht sei. Mit weitem Abstand wurde hier am häufigsten ‚Gerechtigkeit‘ genannt, fast 50 Prozent gaben an, dass es nicht gerecht zugehe.“

Cemile Giousouf, Vize-Chefin der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), in einem in der Frankfurter Rundschau vom 21. September 2023 veröffentlichten Interview

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Zum Börsenschluss am Freitag, 29. September 2023

 

Reduce inequality within and among countries
Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern

Zehntes der am 25. September 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten 17 Ziele für eine weltweite nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals)

 

Dem am 26. September 2023 veröffentlichten Global Wealth Report des Versicherungsunternehmens Allianz zufolge besitzen die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung 85 Prozent des weltweiten Netto-Geldvermögens. In vielen Ländern, auch in Deutschland, hat sich in den letzten 20 Jahren an der ungleichen Verteilung wenig geändert. Nur in sehr wenigen Ländern, etwa in Südafrika und der Türkei, ist sie in den vergangenen Jahren gerechter geworden. In sehr vielen Ländern wie Brasilien, Mexiko, Indien, China und Russland ist sie ungleicher als zuvor.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 8. September 2023

 

True compassion is more than flinging a coin to a beggar. It comes to see that an edifice which produces beggars needs restructuring. A true revolution of values will soon look uneasily on the glaring contrast of poverty and wealth.

Wahre Solidarität ist mehr als die Münze, die man dem Bettler hinwirft; sie ist nicht so zufällig und gedankenlos. Sie kommt zu der Einsicht, dass ein Haus, das Bettler hervorbringt, umgebaut werden muss. Eine echte Revolution der Werte wird den schreienden Gegensatz von Armut und Reichtum sehr bald mit großer Unruhe betrachten.

Aus der Rede, die Martin Luther King am 4. April 1967 in der New Yorker Riverside Church gehalten hat („Riverside Church speech“)

 

„Besitzen Sie mehr als 280.000 Euro, gehören Sie zum oberen Zehntel, also den reichsten acht Millionen Deutschen. Ab 440.000 zum oberen Zwanzigstel, also den reichsten vier Millionen Deutschen. Mit einem Vermögen von 130.000 Euro bis zur Schwelle von einer Million Euro zählen Sie zu den ‚Wohlhabenden‘. Hier liegt das durchschnittliche Nettovermögen bei fast 300.000 Euro. (…) Danach kommt der Club der ‚Millionäre‘, die etwa das obere 1,5 Prozent der Vermögensverteilung ausmachen, passenderweise sind das etwa 1,2 Millionen Deutsche. Das durchschnittliche Nettovermögen dieser Millionäre beträgt gut drei Millionen Euro pro Kopf. Das reichste eine Prozent der Bevölkerung vereint übrigens rund ein Drittel des Gesamtvermögens aller Deutschen auf sich. Zu guter Letzt gibt es noch die ‚Superreichen‘.“

Aus: „Vom Unvermögen, das Vermögen gerecht zu verteilen.“ Ein Auszug aus: Helena Steinhaus, Claudia Cornelsen, Es braucht nicht viel. Wie wir unseren Sozialstaat demokratisch, fair & armutsfest machen, 2023, in: Frankfurter Rundschau vom 29. August 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 1. September 2023

 

Gleichheit ist immer der Probestein der Gerechtigkeit,
und beides macht das Wesen der Freiheit aus.

Johann Gottfried Seume (1763–1810, deutscher Schriftsteller und Dichter)

 

Christoph Butterwegge, Auf dem Weg in die Börsenrepublik? Die Ampelkoalition verändert mit dem geplanten Generationenkapital den Sozialstaat, in: Frankfurter Rundschau vom 21. August 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 25. August 2023

 

Christus will für uns ein menschliches Leben,
weder entstellt durch Elend
noch entmenschlicht durch Reichtum.

Dom Hélder Câmara (7. Februar 1909 – 27. August 1999, Begründer der südamerikanischen Basisgemeinden, Geburtshelfer und Verteidiger der Befreiungstheologie, Prophet eines Christentums der Befreiung und der Gerechtigkeit)

 

Günther Moewes, Rechte Tasche, linke Tasche. Wir müssen Milliardären hohe Steuern auferlegen, in: Frankfurter Rundschau vom 11. August 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 18. August 2023

 

Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.

Epikur (um 341–271/270 v. d. Z., griechischer Philosoph)

 

Laut einer Pressemitteilung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vom 14. August 2023 verdienten die Vorstandsvorsitzenden der 40 DAX-Konzerne im Geschäftsjahr 2022 durchschnittlich 5,1 Millionen Euro (38-mal mehr als normale Angestellte) und einfache Vorstandsmitglieder 2,9 Millionen Euro. Spitzenreiter ist Christian Sewing von der Deutsche Bank mit 9,2 Millionen Euro, gefolgt von Oliver Blume von VW mit 8,8 Millionen Euro von VW und 530.000 Euro von Porsche und Belén Garijo Lopez von Merck mit 8,3 Millionen Euro. Topverdiener in Europa ist der Vorstandsvorsitzende des Softwareentwicklers Dassault Systèmes, Bernard Charlès, mit 32,918 Millionen Euro. Tim Cook von Apple erhielt noch einmal knapp das Dreifache: 99,402 Millionen US-Dollar (= 94,531 Millionen Euro).

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Zum Börsenschluss am Freitag, 11. August 2023

 

Auf der kleinen Insel gab es weder Herren noch Knechte.
Die Kleinen machten alles gemeinsam. Darum war auch keiner arm oder reich. Und weil keiner reich werden wollte, hatten sie viel Zeit zum Spielen, zum Singen, zum Tanzen, zum Drachenfliegen und überhaupt zum Leben.

Aus dem Kinderbuch „Die Menschen im Meer“ von Jörg Müller (Bilder) und Jörg Steiner (Text), Verlag Sauerländer, Aarau, Frankfurt am Main, Salzburg 1988 (4. Auflage)

 

Heinz-J. Bontrup, Die Logik des Profits. Wo bleiben die Alternativen?, in: Frankfurter Rundschau vom 3. August 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 4. August 2023

 

“Divitiae sunt ad legem naturae composita paupertas.”

Reichtum ist die nach dem Gesetz der Natur sich richtende Armut.

Lucius Annaeus Seneca (4 v. d. Z.–65 n. d. Z., römischer Philosoph und Schriftsteller), Epistulae morales 27,9, ein Zitat des griechischen Philosophen Epikur (341–270 v. d. Z.)

Seneca akzeptiert die epikureische Neudefinition des Reichtums. Epikurs Auffassung, ein bescheidenes, genügsames Leben sei naturgemäß, deckt sich mit der stoischen Lehre, deren wichtigste Maxime darin besteht, secundum naturam vivere, naturgemäß zu leben. Im 4. Brief an Lucilius, in dem Seneca das Diktum Epikurs fast wortwörtlich schon einmal zitiert (4,10), fügt er ihm folgende Erläuterung an: „Weißt du aber, welche Grenzen uns jenes Naturgesetz zieht? Nicht hungern, nicht dürsten, nicht frieren. Um Hunger und Durst zu stillen, ist es nicht nötig, an hochmütigen Schwellen zu sitzen, nicht den überheblichen Blick oder gar eine verächtliche Herablassung zu ertragen. Nicht ist es nötig, Meere zu befahren, noch in den Krieg zu ziehen. Leicht zu beschaffen ist, was die Natur verlangt, und naheliegend. Für Überflüssiges schwitzt man; das ist es, was die Toga abnützt, was uns im Soldatenzelt zu altern zwingt, was uns zu fremden Ufern treibt; zur Hand ist, was genügt. Wer sich mit der Armut gut verträgt, ist reich.“ (4,10f., Übersetzung: Franz Loretto)

 

Maximilian Arnholt, Die Gier steuern. Youtube-Doku von „STRG_F“, in: Frankfurter Rundschau vom 1. August 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 21. Juli 2023

 

„Was ich sehe?“ antwortete der Esel. „Einen gedeckten Tisch mit schönem Essen und Trinken, und Räuber sitzen daran und lassen’s sich wohl sein.“ „Das wäre was für uns“, sprach der Hahn.

Im Juli 1819 wurde das Märchen von den Bremer Stadtmusikanten in der zweiten Auflage der „Kinder- und Hausmärchen“ der Gebrüder Grimm zum ersten Mal veröffentlicht: Die Ausgebeuteten, Abgeschobenen, Marginalisierten tun sich zusammen, schlagen die Räuber in die Flucht und setzen sich selber zu Tisch.

 

Nach Schätzungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) werden in Deutschland jährlich zwischen 250 und 400 Milliarden Euro vererbt oder verschenkt. Wegen exorbitant hoher Freibeträge – Ehepartner können bis zu 500.000 Euro, die eigenen Kinder bis zu 400.000 Euro erben, ohne dafür Steuern zu zahlen – wurden laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 18. Juli 2023 im Jahr 2022 lediglich auf Erbschaften und Schenkungen in Höhe von 101,4 Milliarden Euro Steuern in Höhe von 11,4 Milliarden Euro gezahlt. Die meisten Erbschaften und Schenkungen liegen unterhalb der Freibeträge und tauchen in den Zahlen der Finanzverwaltungen nicht auf.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 14. Juli 2023

 

„… dafür sorgen, dass jeder Mensch ungefähr gleich viel Geld hat.“

Kian (8 Jahre) auf die Frage „Was würdest du tun, wenn du Bundeskanzler wärst?“ (Der Deutsche Kinderschutzbund hatte vor der Bundestagswahl am 22. September 2013 Kinder und Jugendliche aufgefordert, sich zu dieser Frage zu äußern.)

 

„Das Gesamtvermögen des obersten Zehntels in Deutschland nimmt fortwährend zu – zu Lasten aller anderen. Dabei entfallen auf die Ein-Prozent-Spitzengruppe mittlerweile 35,3 % von allem, während für die untere Hälfte nur noch 1,3 % übrigbleiben.“

Aus dem soeben im Büchner-Verlag erschienenen Buch „Kapitalkrise. Auswirkungen des herrschenden Geldsystems“ von Klaus Simon (S. 97)

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Zum Börsenschluss am Freitag, 7. Juli 2023

 

Nun, mein lieber Morus, ich will Ihnen mein Herz öffnen und mein geheimstes Sinnen mitteilen. Wo immer das Recht auf Eigentum besteht, wo Geld der allgemeine Maßstab ist, wird es keine Gerechtigkeit und kein Gemeinwohl geben, Sie müssten es denn als richtig ansehen, dass die größten Güter Besitz der Unwürdigsten sind, und Sie müssten den Staat preisen, wo das öffentliche Vermögen in die beutegierigen Hände einiger weniger gerät, die in Üppigkeit schwelgen, während die Masse dem Elend verfallen ist.

Thomas Morus (englischer Staatsmann und Humanist, hingerichtet am 6. Juli 1535), aus „Utopia“ (1516)

 

Leo Fischer, Milliardäre brauchen Hilfe. Die Havarie des Tauchboots „Titan“ ist ein weiteres Beispiel für die Exzesse von Superreichen. Muss die Gesellschaft gegensteuern? In: Frankfurter Rundschau vom 22. Juni 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 30. Juni 2023

 

Wenn alle Dinge in den Städten Gemeingut wären, wären auch Herren und Jedermann gemein. Wenn niemand die Interessen seiner Nachbarn verletzte, wenn ein jeder für das gemeinsame Wohl arbeitete, würde es nicht Kampf und Zwietracht geben (…) Tretet herzu und helft alle Ungleichheiten zu zerstören, durch die die ganze Welt in Trümmern liegt.

Aus der „Reformatio Sigismundi“ (ab 1476 in immer neuen Auflagen gedruckt; eine der verbreitetsten Flugschriften der deutschen Bauernkriege und des Reformationszeitalters)

 

Wie aus der am 27. Juni 2023 veröffentlichten Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) hervorgeht, verfügten im Jahr 2022 weltweit knapp 62.000 Personen über ein Finanzvermögen von mehr als 100 Millionen Dollar. In Deutschland gehörten 2900 Menschen zu diesen Superreichen; sie besaßen 21 Prozent des gesamten Finanzvermögens im Land. Mehr als 500.000 Menschen verfügten hierzulande über mindestens eine Million Dollar Finanzvermögen.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 23. Juni 2023

 

Es stimmt, dass wir uns darum kümmern müssen, dass andere Lebewesen nicht verantwortungslos behandelt werden. Doch in besonderer Weise müssten uns die Ungerechtigkeiten in Wut versetzen, die unter uns bestehen, denn wir dulden weiterhin, dass einige sich für würdiger halten als andere. Wir bemerken nicht mehr, dass einige sich in einem erniedrigenden Elend dahinschleppen ohne wirkliche Möglichkeiten, es zu überwinden, während andere nicht einmal wissen, was sie mit ihrem Besitz anfangen sollen, voll Eitelkeit eine vorgebliche Überlegenheit zur Schau stellen und ein Ausmaß an Verschwendung hinter sich zurücklassen, das unmöglich verallgemeinert werden könnte, ohne den Planeten zu zerstören. Wir lassen in der Praxis weiterhin zu, dass einige meinen, mehr Mensch zu sein als andere, als wären sie mit größeren Rechten geboren.

Papst Franziskus in der am 18. Juni 2015 veröffentlichten Enzyklika „Laudato si“ von 2015 (aus Nr. 90)

 

„Rechnet man klimaschädliche Investitionen, etwa in fossile Energieträger, mit ein, verbraucht das reichste ein Prozent der deutschen Bevölkerung 160 Tonnen CO2 pro Person pro Jahr – die oberen 0,1 Prozent ganze 720 Tonnen. Eine absurd hohe Treibhauslast. Klimaverträglich wäre laut Umweltbundesamt ein Pro-Kopf-Ausstoß von unter einer Tonne.“

Aus dem Artikel „Wo die Freiheit endet. Verteilungsgerechtigkeit als Schlüssel für Klimaschutz“ von Sarah Lange in: Frankfurter Rundschau vom 20. Juni 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 9. Juni 2023

 

„Wenn immer mehr Menschen verarmen, während einige wenige immer reicher werden, steht das in Konflikt mit dem Sozialstaatsgebot und dem Schutz der Würde der Betroffenen.“

Aus dem Vorwort des am 24. Mai 2023 veröffentlichten „Grundrechte-Report 2023. Zur Lage der Bürger- und Menschenrechte in Deutschland“

 

Thomas Magenheim-Hörmann, Mehr Praxen in Spekulantenhand. Investoren kaufen sich immer stärker im Gesundheitssystem ein, 2022 gab es einen Rekord an Übernahmen. Eine Studie beschreibt die bedrohliche Entwicklung, Frankfurter Rundschau vom 23. Mai 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 2. Juni 2023

 

Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte.

Apostelgeschichte 4,32.34f.

 

Wie die französische Beratungsfirma Capgemini in einer am 1. Juni 2023 veröffentlichten Untersuchung mitteilte, besaßen rund 21,7 Millionen Menschen im Jahr 2022 mehr als eine Million Dollar. Insgesamt belief sich ihr Vermögen auf 83 Billionen Dollar. Die meisten Dollar-Millionär:innen, gut 6,9 Millionen Menschen, leben in den USA, an zweiter Stelle steht Japan mit 3,55 Millionen, an dritter Stelle Deutschland mit gut 1,61 Millionen (Gesamtvermögen: gut 6,1 Billionen Dollar). China kommt als Viertplatzierter auf knapp 1,5 Millionen „High Net Worth Individuals“ (HNWI). Capgemini berücksichtigt in dem seit 1997 jährlich erstellten „World Wealth Report“ Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, alternative Investments wie privates Beteiligungskapital, Bargeld sowie Immobilien, sofern diese nicht selbst genutzt werden.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 26. Mai 2023

 

Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam (et habebant omnia communia). Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.

Apostelgeschichte 2,44–45

 

Reiche haben eine besonders schlechte Klimabilanz – und laut einer Studie wenig Einsicht.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 19. Mai 2023

 

Der Buchdrucker und Buchführer Hans Hergot, der am 20. Mai 1527 auf dem Leipziger Marktplatz hingerichtet wurde, gilt als Autor der von Thomas Müntzer, den Ideen Sebastian Francks und der Täuferbewegung beeinflussten sozialutopischen Schrift „Von der newen Wandlung eynes Christlichen Lebens“, die im Jahr 1527 anonym erschienen ist. In dieser Schrift wird eine universale christliche Gemeinschaft entworfen. Darin heißt es:

„Und es werden die leutte alle erbeyten, ynn gemeyn, eyn ytzlicher wo zu er geschickt ist und was er kan, und alle dinge werden ynn gemeynen brauch komen, so das es keyner besser haben wird denn der ander.“

 

Laut Geschäftsbericht der Lufthansa hat der Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr für 2022 eine Zielgesamtvergütung von 4,9 Millionen Euro erhalten. Für ordentliche Vorstandsmitglieder wurden 2,6 Millionen Euro genannt. Das neue vorgeschlagene Vergütungssystem sieht für den Vorstandsvorsitzenden für 2023 ein Höchstsalär von elf Millionen Euro vor, die neue Obergrenze für herausgehobene Vorstandsmitglieder soll künftig 6,5 Millionen Euro betragen.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 12. Mai 2023

 

„Die Armut der vielen ist der Reichtum der wenigen.“

Slogan der Blockupy-Bewegung (die ersten Aktionstage von Blockupy vom 16. bis 19. Mai 2012 standen unter dem Motto „Europäische Aktionstage: Besetzen, Blockieren, Demonstrieren“)

 

Wie das Statistische Bundesamt am 8. Mai 2023 mitteilte, hatten gut 27.400 aller in Deutschland erfassten lohn- und einkommensteuerpflichtigen Personen im Jahr 2019 Einkünfte von mindestens einer Million Euro. Das waren 4,6 Prozent beziehungsweise knapp 1.200 Einkommensmillionär:innen mehr als im Jahr 2018. Im Bundesdurchschnitt verdienten sie 2,7 Millionen Euro (2018: 2,6 Millionen Euro).

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Zum Börsenschluss am Freitag, 5. Mai 2023

 

„Verschämte Armut ist längst zur Kehrseite unverschämten Reichtums geworden.“

Aus dem 1.-Mai-Aufruf des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Jahr 2006

 

Laut einer am 24. April 2023 veröffentlichten Studie der Bundesbank gehörte im Jahr 2021 den reichsten zehn Prozent der privaten Haushalte in Deutschland etwa 56 Prozent des gesamten Nettovermögens. Dazu zählen Haushalte, die im Jahr 2021 mindestens 725.900 Euro Nettovermögen besaßen.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 28. April 2023

 

Wir Arbeiter sind endlich müde, für die Faulenzer zu arbeiten, in Entbehrung zu leiden, während andere im Überfluss schwelgen. (…) Wir wollen frei werden und wollen, dass alle Menschen so leben wie wir, dass keiner besser und keiner schlechter bedacht werde als der andere, sondern sich alle in die gesamten Lasten, Mühen, Freuden und Genüsse teilen, das heißt in Gemeinschaft leben.

Aus der Erklärung des „Bundes der Gerechten“, eines Vorläufers und der Keimzelle der späteren sozialistischen und kommunistischen Parteien Europas und der Welt (der „Bund der Gerechten“ ging 1836 auf Initiative des Schneidergesellen und ersten deutschen Theoretikers des Kommunismus, Wilhelm Weitling, in Paris aus dem dort schon seit 1834 bestehenden Bund der Geächteten hervor)

 

„Wenn in Deutschland Verteilungsfragen diskutiert werden, geht es zumeist um die Einkommensverteilung, und hier wird schnell Entwarnung gegeben, bewegt sich diese doch im europäischen Mittelfeld. Ganz anders sieht es bei der immensen Konzentration von Vermögen aus, die in Deutschland Spitzenwerte erzielt: Während die untere Hälfte der Bevölkerung so gut wie nichts besitzt, verfügt das reichste eine Prozent über ein Drittel der Vermögenswerte. Geht es um Umverteilung, geraten die Einkommenssteuersätze in den Blick, während Vermögen und Erbschaften gedeihen und wachsen.“

Aus: „Tag für Tag enteignet“. Ein Gastbeitrag von Silke van Dyk, Frankfurter Rundschau vom 18. April 2023

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Zum Börsenschluss am 25. April 2023

 

Wir müssen ein neues System schaffen, das die Harmonie mit der Natur und zwischen den Menschen wiederherstellt. Gleichgewicht mit der Natur kann es nur geben, wenn es Gleichheit zwischen den Menschen gibt.

Aus der Erklärung der Weltkonferenz über den Klimawandel und die Rechte der Mutter Erde vom 20. bis 22. April 2010 in Cochabamba (Bolivien)

 

Dienstag, 25. April, 19:30 Uhr, Deutschlandfunk Kultur: Wie Ungleichheit die Umweltkrise verschärft. Die superreichen Klimasünder. Von Kristin Langen und Leonie Sontheimer
Reiche verbrauchen mehr Energie und Rohstoffe und belasten dadurch das Klima viel stärker als Arme. Was folgt daraus für den Klimaschutz?
Die Klimakrise ist von Menschen verursacht, aber manche tragen mehr zur Erderhitzung bei als andere. Große Wohnungen, teure Fernflüge, schwere Autos – Wohlhabende verbrauchen mehr Energie, Benzin und Rohstoffe als arme Menschen und belasten dadurch auch das Klima besonders stark. Das reichste Prozent der Deutschen emittiert pro Kopf durchschnittlich 200 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr, mehr als zwanzigmal so viel wie der Durchschnitt der unteren 50 Prozent. Wie ist diese Ungleichheit zu erklären? Und was bedeutet das für den Klimaschutz? Höhere CO2-Steuern für Reiche? Mehr Umverteilung?

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Zum Börsenschluss am Donnerstag, 6. April 2023

 

Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag

Zweitausend Jahre sind es fast,
seit du die Welt verlassen hast,
du Opferlamm des Lebens!
Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens!

Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut,
und wolltest alle Menschen gut,
damit es schöner werde!

Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.

Du kamst an die Verkehrten!

Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord, kurzerhand, beging.
Es war genau wie heute.

Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst. Und alles blieb
beim Alten.

Erich Kästner (1899–1974, deutscher Schriftsteller, Publizist, Drehbuchautor und Verfasser von Texten für das Kabarett), in: Ein Mann gibt Auskunft (1930)

 

Martin Staiger, „Privat vor Staat“. Wie Sozialleistungen umverteilt werden, Frankfurter Rundschau vom 5. April 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 31. März 2023

 

Das Privateigentum ist für niemand ein unbedingtes und unumschränktes Recht. Niemand ist befugt, seinen Überfluss ausschließlich sich selbst vorzubehalten, wo andern das Notwendigste fehlt.

Papst Paul VI., Enzyklika „Populorum progressio“ (Über die Entwicklung der Völker) vom 26. März 1967 (Nr. 23)

 

„In Sydney steht ein Anwesen zum Verkauf, das George V. vor seiner Zeit als britischer König als Residenz nutzte. (…) Das Herrenhaus sitzt auf einem prächtigen Anwesen, das sich über 1970 Quadratmeter erstreckt (…) Im Inneren ist das ‚Jenner House‘ mit sechs Schlafzimmern und sechs Badezimmern aus Marmor ausgestattet. Der Flügel mit dem Hauptschlafzimmer umfasst ein 25 Quadratmeter großes Ankleidezimmer und eine großzügige Master-Lounge, die durch französische Türen auf eine Veranda mit Hafenblick führt.“

Aus dem Artikel „Leben wie einst ein Prinz“ von Barbara Barkhausen in der Frankfurter Rundschau vom 27. März 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 24. März 2023

 

Trotz einiger Hoffnungsschimmer waren wir mit todbringenden Kräften konfrontiert, die die Weltordnung erschüttern und vielen Menschen Leid bringen. Wir mussten klar erkennen, dass die schockierende Anhäufung von Reichtum durch ein einziges globales Finanzsystem einige wenige Menschen sehr reich und sehr viele sehr arm macht. Dies ist die Grundursache für viele der derzeitigen Kriege und Konflikte, für die Umweltzerstörung und das Leid. Uns ist bewusst, dass die Menschen am Rand der Gesellschaft die schwerste Last tragen. Das weltweite imperiale System hat den Finanzmarkt zu einem Götzen unserer Zeit gemacht und die Kulturen der Vorherrschaft und der Diskriminierung gestärkt, die immer noch Millionen von Menschen gesellschaftlich marginalisieren und ausschließen und sie so verwundbar und anfällig für Ausbeutung machen.

Aus dem „Aufruf von Arusha“, den die Teilnehmenden der Konferenz für Weltmission und Evangelisation (CWME) des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Arusha (Tansania) am 13. März 2018, dem letzten Tag der Konferenz, verfasst und verkündet haben

 

„Allein in Thüringen bewirtschaften Agrarholdings bereits 37 Prozent der gesamten Agrarflächen.“ „Die Industrialisierung der Landwirtschaft schreitet voran, Jobs und damit Zukunftsperspektiven gehen verloren. Gewinne fließen ab – aus ländlichen Regionen hin zu Konzernzentralen. Fakt ist: Landgrabbing verstärkt die ungerechte Vermögensverteilung.“

Aus dem Artikel „Bodenlos und unfair. Warum Landgrabbing gestoppt werden muss“ von Wiebke Johanning in der Frankfurter Rundschau vom 17. März 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 17. März 2023

 

Anders handeln geht nicht ohne anders zu denken!
Das Überflüssige der Reichen ist das Notwendige der Armen;
überflüssiger Besitz ist fremder Besitz.

Misereor-Fastenkalender 2012 (zum 18. März)

 

Die DZ Bank schätzt in einer am 16. März 2023 veröffentlichten Studie, dass die 100 größten deutschen Börsenunternehmen für das abgelaufene Geschäftsjahr voraussichtlich Dividenden von insgesamt rund 62 Milliarden Euro ausschütten dürften – ein neuer Rekord und eine Steigerung von rund zehn Prozent gemessen am Vorjahr. An erster Stelle liege wie im letzten Jahr die Mercedes-Benz Group mit einer Gewinnausschüttung von 5,6 Milliarden Euro, gefolgt von BMW mit einer Gewinnausschüttung von 5,1 Milliarden Euro und dem Versicherungskonzern Allianz mit einer Gewinnausschüttung von 4,6 Milliarden Euro.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 3. März 2023

 

„Nicht nur Armut, auch Reichtum muss ein Thema der politischen Debatte sein.“

Aus dem unter dem Titel „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ am 28. Februar 1997 veröffentlichten „Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland“ (Sozialwort); Nr. 24 und 220

 

Die deutschen Autohersteller Mercedes-Benz, BMW, Audi und Porsche haben im Jahr 2022 Rekordgewinne erzielt, wobei Mercedes-Benz das Rekordergebnis des Jahres 2021 vor Steuern und Zinsen mit 20,5 Milliarden Euro um 28 Prozent übertroffen hat, wovon die Aktionäre mit einer Rekorddividende von 5,20 Euro je Aktie profitieren werden.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 24. Februar 2023

 

Selig seid ihr, wenn ihr einfach lebt.
Selig seid ihr, wenn ihr Unrecht spürt.

Erster und letzter Vers des Liedes „Selig seid ihr“ von Friedrich Karl Barth und Peter Horst (1979)

 

Frank-Thomas Wenzel, Luxusfirmen geht es gut, in: Frankfurter Rundschau vom 18./19. Februar 2023

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Zum Börsenschluss am Freitag, 17. Februar 2023

 

Auf unserem Planeten häuft sich unglaublicher Reichtum an. Finanzoligarchien beherrschen unsere Welt. Deren wirtschaftliche, politische, militärische, ideologische Macht ist größer, als sie je ein König, ein Papst oder ein Kaiser gehabt hat. Unglaubliche Reichtümer in ganz wenigen Händen. Gleichzeitig türmen sich auf der südlichen Erdkugel die Leichenberge auf. Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind. Da stimmt etwas nicht. Das war mein Credo.

Der Soziologe, Politiker und Autor Jean Ziegler im Magazin eve (4.2015)

 

Das Quintett der fünf großen westlichen Öl- und Gas-Multis hat im Jahr 2022 gigantische Gewinne eingefahren:
Der größte US-Ölkonzern Exxon erzielte im Jahr 2022 einen Nettogewinn von knapp 56 Milliarden US-Dollar (52,5 Milliarden Euro) – rund 140 Prozent mehr als im Vorjahr und das höchste Ergebnis in der mehr als 140-jährigen Geschichte des Unternehmens.

Der US-amerikanische Ölkonzern Chevron verzeichnete im vergangenen Jahr den höchsten Gewinn seiner Geschichte. Der Überschuss lag mit rund 35,5 Milliarden US-Dollar (32,6 Milliarden Euro) mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr, wie der Öl- und Gaskonzern am 27. Januar 2023 mitteilte.
Der britische Ölmulti BP konnte seinen Profit im vergangenen Jahr im Vergleich zum Jahr 2021 auf 27,6 Milliarden US-Dollar (25,8 Milliarden Euro) mehr als verdoppeln.
Die Gewinne des britischen Ölkonzerns Shell haben sich im Jahr 2022 dank hoher Öl- und Gaspreise gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Das Unternehmen wies am 3. Februar 2023 einen Jahresüberschluss von 42,3 Milliarden US-Dollar (38,4 Milliarden Euro) aus.

Bereinigt um Sondereffekte konnte auch der französische Energiekonzern TotalEnergies seinen Gewinn im Jahr 2022 verdoppeln: auf den Rekordwert von 36,2 Milliarden US-Dollar (33,9 Milliarden Euro).

Wie aus dem Bericht “Survival of the Richest” (Überleben der Reichsten) hervorgeht, den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam am 16. Januar 2023 vorgelegt hat, ist der Reichtum der Milliardär:innen im Jahr 2022 durch den rasanten Anstieg der Gewinne im Lebensmittel- und Energiebereich sprunghaft angestiegen. Demzufolge haben 95 Lebensmittel- und Energiekonzerne ihre Gewinne im Jahr 2022 mehr als verdoppelt. Sie erzielten 306 Milliarden US-Dollar an Übergewinnen und schütteten 257 Milliarden US-Dollar (84 Prozent) davon an Aktionär:innen aus.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 10. Februar 2023

 

Putemus nos ad contionem vocatos: lex de abolendis divitis fertur.

Lass uns annehmen, wir seien zu einer Volksversammlung einberufen: ein Gesetz über die Abschaffung des Reichtums wird eingebracht.

Lucius Annaeus Seneca (4 v.Chr.–65 n.Chr., römischer Philosoph und Schriftsteller), Epistulae morales 87,41

 

Wie aus dem Bericht “Survival of the Richest” (Überleben der Reichsten) hervorgeht, den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam am 16. Januar 2023 vorgelegt hat, ist das Gesamtvermögen aller Milliardär*innen in den Jahren der Pandemie- und Lebenshaltungskostenkrise im Durchschnitt täglich um 2,7 Milliarden US-Dollar gestiegen.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 3. Februar 2023

 

The earth provides enough to satisfy every man’s needs, but not every man’s greed.
Die Erde bietet genug, um jedermanns Bedürfnisse zu befriedigen, aber nicht jedermanns Gier.

Mohandas Karamchand Gandhi (* 1869, + 30. Januar 1948, indischer Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer, Pazifist)

 

Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam hat berechnet, dass von dem gesamten Vermögenszuwachs, der zwischen 2020 und 2021 in Deutschland erwirtschaftet wurde, 81 Prozent an das reichste Prozent gingen, während die restlichen 99 Prozent der Bevölkerung nur 19 Prozent des Vermögenszuwachses erhielten.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 27. Januar 2023

 

„Für eine gerechte Welt. Ohne Armut.“ Und ohne Reichtum.

Von uns ergänztes Motto von Oxfam Deutschland

 

Wie aus dem Bericht “Survival of the Richest” (Überleben der Reichsten) hervorgeht, den die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam am 16. Januar 2023 anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos vorgelegt hat, hat das reichste Prozent der Weltbevölkerung zwischen 2020 und 2021 knapp zwei Drittel des gesamten Vermögenszuwachses auf der Erde vereinnahmt, während sich 99 Prozent den Rest teilen. Dieses eine Prozent besitzt demnach inzwischen 45,6 Prozent des gesamten Weltvermögens.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 20. Januar 2023

 

Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz?
My friends all drive Porsches, I must make amends
Worked hard all my lifetime, no help from my friends
So Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz?
 

O Herr, willst du mir nicht einen Mercedes Benz kaufen?
Meine Freunde fahren alle Porsches, ich muss diese Scharte auswetzen.
Habe mein Leben lang hart gearbeitet, keine Hilfe von meinen Freunden erhalten.
Also Herr, willst du mir nicht einen Mercedes Benz kaufen?
 

Janis Joplin (19. Januar 1943 [gestern vor 80 Jahren] – 4. Oktober 1970, US-amerikanische Rock- und Bluessängerin)

 

Die BMW-Tochter Rolls-Royce hat im vergangenen Jahr so viele Autos ausgeliefert wie nie zuvor: 6.021 Fahrzeug, noch einmal acht Prozent mehr als im Rekordjahr 2021, wie das Unternehmen am 9. Januar 2023 mitteilte. Die Autos seien an Kundinnen und Kunden in rund 50 Ländern gegangen.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 13. Januar 2023

 

Damit jeder seinen Wunsch nach Anerkennung entfalten kann, indem er sich in prosozialen Tätigkeiten, zum Wohle der Gesellschaft, betätigt, muss man ein neues Regelwerk einführen, das zunächst einmal das Profitstreben um seiner selbst willen verbietet und folglich den daraus resultierenden extremen Reichtum, der aus Hybris angehäuft wird, unter Verleugnung der gemeinsamen Natürlichkeit, der gemeinsamen Menschheit und der gemeinsamen Sozialität.

Die konvivialistische Internationale, Das zweite konvivialistische Manifest. Für eine post-neoliberale Welt, Bielefeld 2020, S. 89

 

Wie Janine Wissler, Parteivorsitzende der Partei DIE LINKE, der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, haben die Vorstände der im deutschen Leitindex Dax gelisteten Börsenunternehmen bereits am 5. Januar 2023 so viel verdient wie Durchschnittsverdienende im ganzen Jahr. Laut Statistischem Bundesamt haben Vollzeitbeschäftigte im Jahr 2021 durchschnittlich 49.200 Euro pro Jahr verdient, die Dax-Vorstände im Durchschnitt 3,9 Millionen Euro (diesen Wert zieht die Linke aus Berechnungen der Technischen Universität München und der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, die im September 2022 veröffentlicht wurden). Damit haben die Dax-Vorstände rechnerisch nach 4,61 Tagen mit den Durchschnittsverdienenden gleichgezogen.

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Zum Börsenschluss am Freitag, 6. Januar 2023

 

Um zweierlei bitte ich dich,
versag es mir nicht, bevor ich sterbe:
Falschheit und Lügenwort halt fern von mir;
gib mir weder Armut noch Reichtum.

Sprüche 30,7–8a

 

„CR7 unterschreibt den größten Sport-Vertrag der Geschichte und kassiert 500 Millionen Euro für zweieinhalb Jahre“, titelte die portugiesische Sportzeitung „A Bola“ am 31. Dezember 2022 – 386 Euro pro Minute, rund eine halbe Million pro Tag. Die Rede ist von dem portugiesischen Superstar Cristiano Ronaldo, der ab Januar 2023 seine Karriere bei dem saudi-arabischen Fußballverein Al-Nassr in Riad ausklingen lässt.


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