Kapitel 45

RICHTIG LEBEN – HIER UND JETZT

DIE WELT-RELIGION JESU

BASISKURS BASILEIOLOGIE

 

 

Folgerungen, Konkretionen, Vertiefungen:

Das richtige Leben, diese „Existenz im Reich Gottes“, nicht wieder preisgeben!

 

Jesus konnte es sich wohl nicht anders vorstellen: Wer den Schatz gefunden hatte, wer von der Dämonie des Falschen befreit worden war, für wen damit ein völlig neues Leben, eben die „Existenz im Reich Gottes“ begonnen hatte, für den kommt es einfach nicht in Frage, jemals wieder in seine frühere Daseinsweise zurückzufallen. Niemals hätte er selbst diesen Schatz je wieder preisgegeben. Wenn es dennoch geschieht, ja wenn man auch nur daran denkt – zurücksieht, obwohl man die Hand an den Pflug gelegt hat –, dann hat man alles verspielt. Das gute, das richtige Leben ist jetzt in unerreichbare Ferne gerückt.

Aber die Wirklichkeit sieht wohl doch etwas anders aus. Die Regeln einer Konkurrenz- und Leistungsgesellschaft wie der unseren sind uns oft schon sehr früh und sehr massiv eingetrichtert worden. Mit allen und äußerst raffinierten Mitteln wird versucht, uns das Streben nach Wohlstand, nach Geld und Besitz als höchstes Gut und Zweck des Lebens überhaupt im wahrsten Sinn des Wortes zu verkaufen. Schließlich beruht unser ganzes ökonomisches System, eben der Kapitalismus, der Anspruch, mit dem im Grunde überflüssigen Geld noch mehr Geld zu machen, auf diesem Prinzip des IMMER MEHR. Die „Existenz im Reich Gottes“ stellt sich vollkommen anders dar.

Gewiss: Das gute und richtige Leben ist uns durchaus vertraut. Wir alle sind als „Reich-Gottes-Existenzen“ geboren worden und haben uns zunächst natürlich und ganz selbstverständlich auch demgemäß verhalten. Nicht ohne Grund verweist Jesus im Reich-Gottes-Zusammenhang auf die Kinder. Und alles wäre umsonst und vergeblich, wenn man nicht davon ausgehen könnte, dass wir diesen Kompass immer noch in uns tragen, dass diese Grundorientierung, unsere Affinität zum Richtigen und Guten zwar tief verschüttet sein kann, aber dennoch unausrottbar in uns wohnt.

Gleichwohl: Selbstverständlich ist es nicht, auch dann nicht, wenn wir das Verschüttete wieder wahrgenommen und sogar diesen Schatz gehoben und das gute, das richtige Leben ergriffen haben, wenn uns das Reich Gottes also tatsächlich erreicht hat, dass wir den manchmal sehr raffiniert verpackten, verführerischen Versuchungen nicht doch erliegen, uns dann trotzdem wieder dem zuwenden, was uns als „üblich“ und „normal“ erscheinen soll. Das Alte kann wie ein Magnet wirken, der seine Anziehungskraft noch nicht verloren hat. Man möchte nicht als Außenseiter:in erscheinen. Es ist nicht leicht, dem Druck der Konventionen standzuhalten.

Ein Selbstläufer ist das gute Leben nicht, als so wahr und echt wir es auch empfinden mögen. Der Blick zurück, zum Üblichen, zum so lange Gewohnten, ist niemals ausgeschlossen. Wir müssen unser Immunsystem stärken, um nicht doch wieder mit dem Falschen infiziert zu werden. Vergewissern wir uns immer wieder, wie gut und richtig es ist, „unsere Hand an den Pflug gelegt zu haben“! Freuen wir uns über unsere Verbundenheit mit anderen Menschen, die manchmal zwar auch besondere Kraft und Zeit erfordern, aber doch alles andere als ein Opfer oder Zeitverschwendung ist! Genießen wir die guten Lebensmittel, die wir zu uns nehmen! Registrieren wir die Steigerung unserer Lebensqualität, wenn uns nicht gleichgültig ist, unter welchen Bedingungen unsere Konsumgüter produziert worden sind, wenn wir keine Flugreisen mehr unternehmen, vielleicht sogar autofrei leben! Es ist ja keine Einschränkung, es ist Genuss! Es ist nichts anderes als Teilhabe am Reich Gottes!

Claus Petersen

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