Amazonien

Das Amazonasbecken oder AMAZONIEN, das Einzugsgebiet der Flüsse Amazonas, Rio Anapu und Rio Tocantins, bedeckt fast die gesamte nördliche Hälfte von Südamerika und beherbergt das größte tropische Regenwaldgebiet der Erde. Der Amazonas-Dschungel erstreckt sich auf rund 110 Millionen Hektar (= anderthalbmal die Fläche der Europäischen Union) über neun Staaten (58 Prozent liegen in Brasilien, 13 in Peru, zehn in Kolumbien, acht in Bolivien, sechs in Venezuela und kleinere Teile in Ecuador, Suriname, Französisch-Guayana und Guyana mit zwölf Prozent); er ist allerdings längst nicht mehr geschlossen, sondern besteht aus Tausenden Fragmenten. Rund ein Zehntel aller auf dem Planeten vorkommenden Tier- und Pflanzenarten haben hier ihr Zuhause. Experten gehen von fünf bis zehn Millionen Arten aus. In den vergangenen Jahren wurde im Schnitt alle drei Tage eine neue Art entdeckt, Insekten und Mikroorganismen nicht eingerechnet. Zu der außergewöhnlichen Artenvielfalt gehören etwa 16.000 Baumarten. Auf einem einzigen Hektar Amazoniens befinden sich mehr Baumarten als in der gesamten EU. Im Amazonas-Regenwald findet rund ein Viertel des Kohlenstoff-Austauschs zwischen Atmosphäre und Biosphäre statt. Derzeit verdunstet der Wald noch 20 Billionen Liter Wasser am Tag, das ist mehr, als der Amazonas in den Atlantik spült. Mit mehr als 100.000 Kilometern Länge ist das Amazonasbecken das größte Flusssystem der Erde. In den Flüssen des Amazonasbioms schwimmen mehr als 3000 Fischarten. Amazonien beherbergt 20 Prozent der Süßwasserreserven der Erde.

Eine am 7. März 2022 veröffentlichte Studie zeigt, dass sich der Amazonas-Regenwald nicht mehr so gut von Bränden und Dürren erholen kann wie früher – mit möglicherweise dramatischen Folgen.
Der vom WWF am 16. November 2022 veröffentlichten Studie „Risking the Amazon“ zufolge steht der Amazonas Regenwald durch Klimawandel, Waldverlust und Zustandsverschlechterung inzwischen sehr kurz vor Erreichen des Kipp-Punktes. In der Folge würde der Waldzustand sich drastisch weiter verändern und zunehmende Dürren und Brände seine Erholung verhindern – bis hin zu einem möglichen großflächigen Absterben bis zum Jahr 2030.

In der Amazonas-Region leben 50 Millionen Menschen, darunter Hunderte von indigenen Gruppen, die für den Schutz des Waldes als entscheidend gelten.

„Amazonien ist eine Makro-Region. Die große Lunge des Planeten. Amazonien hat eine das Klima regulierende Funktion für die gesamte Erde. Wenn die ehedem riesigen Regenwälder Amazoniens nicht mehr sind, wenn die aus kurzsichtiger Profitgier betriebene Abholzung weitergeht, hat dies Folgen, die nicht an den Grenzen Brasiliens haltmachen werden. Amazonien ist mit rund sieben Millionen Quadratkilometern ein riesiger Raum. Anfang des 20. Jahrhunderts gab es dort rund sechs Millionen Quadratkilometer Regenwald. In den letzten fünfzig Jahren wurden davon rund vierzig Prozent vernichtet, vor allem um Weiden und Anbauflächen für die Großlandwirtschaft zu gewinnen. Die Dynamik der Waldzerstörung hält an, sie konnte nicht gestoppt werden. Im größten Flusswassersystem der Erde sind mehr als sechzig Dämme und Kraftwerke in Planung. Sie werden den Amazonas und viele Zuflüsse zu toten Gewässern machen. Die Kultur der Flussfischer und -bauern droht unterzugehen. Die Gier nach Bodenschätzen wie Gold und Bauxit vergiftet das Flusssystem. Und der Wald fällt rein profitorientierten Holzkonzernen zum Opfer.“ (Aus einem Gespräch mit Bischof Erwin Kräutler in der Zeitschrift Publik-Forum Nr. 12 vom 26. Juni 2015. Erwin Kräutler leitet die Prälatur Xingú in Brasilien, das flächengrößte Bistum der Erde, und ist Sekretär der Bischöflichen Kommission Brasilien für Amazonien. Sein Einsatz für die Ureinwohner und für den Regenwald Amazoniens wurde mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt.)


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