Bienen

BIENEN leben seit 40 Millionen Jahren auf unserem Planeten. Da sie in erheblichem Maße zum Erhalt von Wild- und Kulturpflanzen und deren Erträgen beitragen, ist ihre ökologische Bedeutung beträchtlich. Bienen zählen weltweit zu den wichtigsten Bestäubern. Bis zu 4400 Blüten fliegt die Honigbiene täglich auf der Suche nach Nektar an und legt dabei eine Strecke von durchschnittlich 85 Kilometern zurück. Rund 80 Prozent des hiesigen Obst-, Getreide- und Gemüseanbaus ist auf die Bienen angewiesen. Wenn sie Obstbaumblüten bestäuben, haben die Früchte eine höhere Qualität, sind größer, gleichmäßiger geformt und schwerer. Bestäubung der Blüten durch die Bienen ist aber nicht nur für viele Nutzpflanzen unersetzbar, sondern auch für Wildpflanzen: Sie sind Teil der Nahrungskette, und mit der ausbleibenden Bestäubung ist unsere gesamte Kulturlandschaft und der Fortbestand vieler Tierarten bedroht. Die Bienen wiederum sind umgekehrt auf Blütenstaub und Nektar der Pflanzen als ihre einzige Nahrung angewiesen. Es ist ein Kreislauf von Geben und Nehmen. Nach Auskunft des Weltrats für Biodiversität werden 75 Prozent der Nahrungspflanzen und 90 Prozent der wildwachsenden Blütenpflanzen von Tieren bestäubt.

Die Westliche oder Europäische Honigbiene (Apis mellifera) ist wie kaum ein anderes Tier mit dem Leben der Menschen eng verknüpft. Vermutlich ist die Biene das erste Tier, das der Mensch in Pflege nahm, indem er für die Schwärme Unterkünfte bereitstellte. Wahrscheinlich wurden bereits in der Steinzeit hohle Baumstämme in die Nähe der Behausungen geholt, um wilde Bienen dort anzusiedeln. Der bislang älteste Beleg für die Verbindung von Mensch und Biene ist etwa 10.000 Jahre alt. In den Cuevas de la Araña, einer Gruppe von Höhlen im Osten Paniens, wurden Zeichnungen entdeckt, die einen Mann zeigen, der Honig aus dem Bienenbau holt. Bienen besuchen etwa zehn Millionen Pflanzen, um Nektar für etwa ein halbes Kilo Honig zu sammeln.
Honigbienen sind die einzigen Tiere, die das Baumaterial für ihr Zuhause selbst herstellen. Das Wachs, genauer: kleine Wachsplättchen, bilden sie in den acht Drüsen auf ihrem Hinterleib. Aus den Plättchen bauen sie dann die sechseckigen Zellen für die Waben.

Neben den neun Arten der Honigbiene sind derzeit 585 Arten von Wildbienen für Deutschland nachgewiesen. Wildbienen werden dringend benötigt, da sie auf andere Pflanzen spezialisiert sind als Honigbienen. Da sie häufig kleiner sind, gelangen sie in Blüten, die Honigbienen verschlossen sind. Zudem fliegen sie auch, wenn es den Honigbienen schon zu kalt oder zu nass ist. „In Deutschland kann die Förderung der Wildbienen –  meist sind sie wichtigere Bestäuber als die Honigbienen – den Ertrag an Erdbeeren und Kirschen verdoppeln.“ (Insektenatlas 2020, S. 12) Mit 2,5 Zentimeter Körperlänge ist die Blauschwarze Holzbiene die größte Wildbiene Deutschlands (sie wurde zum Gartentier des Jahres 2022 gewählt). Seit 2013 wählt das beim Wildbienen-Kataster Baden-Württemberg angesiedelte Kuratorium „Wildbiene des Jahres“ eine Wildbienenart aus. Die Kampagne will zeigen, wie stark diese Tiere heute in ihrem Bestand bedroht sind. Wildbiene des Jahres 2024 ist die Blauschwarze Holzbiene.

Weltweit gibt es rund 20.000 Bienenarten, davon gelten 39 in Europa als verschollen oder ausgestorben. Über die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland stehen auf der Roten Liste. Weltweit schwindet die Zahl der Bienenvölker in den letzten Jahren zunehmend. Unklar ist noch, wer oder was die Auslöser dafür sind. Aus Forschungsergebnissen wird aber immer deutlicher, dass verschiedene Faktoren zusammenwirken: die Klimaveränderung, Parasiten und sekundäre Krankheitserreger sowie nicht zuletzt die zunehmend industrialisierte Landwirtschaft mit dem damit verbundenen Einsatz von Pestiziden und der dadurch bedingten fehlenden Pflanzenvielfalt. Laut einer Information des Naturschutzbundes (Nabu) gibt es in Europa etwa zehn Prozent weniger Bienen als noch vor einigen Jahren, in den USA ist ein Rückgang von 30 Prozent zu verzeichnen – im Nahen Osten sind es sogar 85 Prozent.

Der mehrfach preisgekrönte Dokumentarfilm „More than Honey“ des Schweizer Regisseurs Markus Imhoof aus dem Jahr 2012 thematisiert das Drama des weltweiten Bienensterbens am Beispiel einer einzigen Biene und zeigt die Wertschöpfungskette des Honigs bis hin zum Menschen.

Laut einer am 28. September 2024 in der Zeitschrift Nature Communications veröffentlichten Übersichtsstudie, die von einem internationalen Team unter Beteiligung der Universität Freiburg erstellt wurde, belasten Nano- und Mikroplastikpartikel zunehmend urbane und ländliche Landschaften, wo Bienen und andere Nutzinsekten mit ihnen in Kontakt kommen. Nehmen die Insekten Plastikpartikel über die Nahrung oder die Luft auf, kann das ihre Organe schädigen und Verhaltensveränderungen verursachen, sodass sie wichtige ökologische Funktionen wie die Bestäubung und Schädlingsbekämpfung nicht länger gut erfüllen können.

Erstmals ist die Wallace-Riesenbiene wieder gesichtet worden. Forscher berichteten am 21. Februar 2019, sie hätten Exemplare der größten Bienenart der Welt auf einer Molukken-Insel in Indonesien entdeckt. Die Bienenart war laut der Umweltschutzorganisation Global Wildlife Conservation (GWC) zuletzt 1981 in freier Wildbahn gesichtet worden. Es sei „einfach unglaublich“ gewesen, „tatsächlich zu sehen, wie schön und groß diese Art ist, das Geräusch ihrer riesigen Flügel zu hören“, sagte Bienenfotograf Clay Bolt in einer Mitteilung.

20. Mai: Welttag der Bienen


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