Ökosystem Boden – Die Grundlage des Lebens
„Nachdem sich auf dem Planeten Erde der Ur-Ozean gebildet hatte, entstand im Wasser das Leben. Erst nach Milliarden Jahren der Evolution im Wasser und nur einem Hauch von Leben auf den Ur-Kontinenten bekam die Biosphäre vor rund 450 Millionen Jahren endlich richtig Boden unter die Füße. Ohne Boden und seine unschätzbar wertvollen Eigenschaften ist unser Dasein nicht denkbar.“ (Bodenatlas 2024, S. 10)
BODEN ist die oberste Schicht der Erdkruste. Wissenschaftlich als Pedosphäre bezeichnet, umfasst sie die wenigen Zentimeter bis einige Meter zwischen dem darunter liegenden Gestein (der Litosphäre) und der Atmosphäre darüber. Der Boden ist der artenreichste Lebensraum der Erde. Entstanden in Jahrmillionen, ist dieses Gemenge von mineralischen Bestandteilen, Humus, Luft und Wasser ein vor Leben wimmelndes Universum, dessen Organismen zu über neunzig Prozent noch unbekannt sind: Tiere, Pflanzen, Pilze und Bakterien. Eine Handvoll humusreicher Walderde enthält mehr Organismen, als es Menschen auf der Erde gibt. Regenwürmer tummeln sich dort, Fadenwürmer, Springschwänze, Käfer, Mückenlarven, Bakterien, Einzeller und Pilze. All diese Bodentiere leben in einer großen Gemeinschaft, in der jeder Art eine Aufgabe zukommt – die wiederum wichtig für die anderen Bewohner ist. So sorgen etwa Regenwürmer, die sich durch den Boden fressen und graben, für Durchmischung und Lockerung – wichtig für die Durchlüftung des Bodens, dessen Fähigkeit, Wasser zu speichern und dessen biologische Vielfalt. Andere Tiere wie Käfer oder Insektenlarven helfen Bakterien und Pilzen durch das Zerbeißen von Laub, Ästen oder toten Tieren beim Zersetzen von organischer Substanz. Ohne diese Prozesse wäre Pflanzenwachstum nicht möglich.
Nicht zuletzt lebt direkt oder indirekt der Mensch von Pflanzen und pflanzlichen Produkten. Der Boden versorgt die Wurzeln mit Nährstoffen, Luft und Wasser und gewährt ihnen die Möglichkeit zur Verankerung. Boden ist somit buchstäblich die Grund-Lage allen Lebens. Er ist die Quelle für nützliche Mikroorganismen, über die wir mit Pflanzen und Tieren verbunden sind. Die Natur braucht in Deutschland rund 2.000 Jahre, um zehn Zentimeter fruchtbaren Boden zu schaffen.
Boden ist nach den Ozeanen (diese nehmen rund ein Drittel des gesamten menschengemachten Kohlendioxids aus der Luft auf) der größte Kohlenstoffspeicher der Welt. „Schätzungen von 2017 gehen von 680 Milliarden Tonnen Kohlenstoff aus, die weltweit in den oberen 30 Zentimetern von Böden gespeichert sind. Zum Vergleich: Pflanzen – vor allem Wälder – speichern 560 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Der im Boden enthaltene Kohlenstoff wird maßgeblich im Humus gespeichert“ (Bodenatlas 2024, S. 30)
Der Forschungsverbund „Deep Life“, dem mehr als 300 Forscher aus 34 Länder angehören, widmet sich seit vielen Jahren der Erforschung des Lebens tief im Boden. Die Forscher schätzen, dass der besiedelte Bereich unter der Erdoberfläche rund zwei bis 2,3 Milliarden Kubikkilometer groß ist. Das ist fast das doppelte Volumen, das alle Ozeane zusammen erreichen.
Um auf die Bedeutung des Bodens für die Menschen und seine Schutzwürdigkeit hinzuweisen, wird seit 2005 anlässlich des Weltbodentags am 5. Dezember der Boden des Jahres ausgerufen. Boden des Jahres 2024 ist der Waldboden.