Grand Canyon

Der GRAND CANYON gehört zu den spektakulärsten geologischen Formationen in Nordamerika. Die riesige durchschnittlich 16 Kilometer breite und bis zu 1830 Meter tiefe Schlucht zieht sich über 446 Kilometer durch den Norden von Arizona. Seit Millionen von Jahren schneidet sich der Colorado River mit der Kraft seiner Strömung tief ins trockene Colorado-Plateau in Arizona. Auf diese Weise legt der mächtige Strom Gesteinsschicht um Gesteinsschicht frei und ermöglicht aufschlussreiche Einsichten in die geologische Erdgeschichte. Die ältesten Schichten datieren Geologen auf 1,7 Milliarden Jahre. Viele der zahllosen Nebenschluchten haben noch nicht einmal einen Namen.

„Er gehört zum Weltnaturerbe der Menschheit: der Grand Canyon. Kaum ein anderes Naturwunder der Erde wirkt beeindruckender. Bis zu 1.600 Meter tief hat sich der Colorado über Millionen von Jahren in das Gestein gegraben. Zum Schutz großer Teile des einzigartigen Canyons richtete die US-Regierung 1908 ein National Monument ein, aus dem 1919 der Grand Canyon National Park hervorging. Das Colorado Plateau und die Schlucht, die der gleichnamige Fluss mit seiner Wasserkraft erschaffen hat, sind extrem unterschiedliche Lebensräume: Die Hochplateaus, die den Canyon umgeben, sind flach und bilden ein Mosaik aus Wäldern, Steppen und Wiesen. Hörnchen, Wapitis, Maultierhirsche und selbst der Puma kommen hier vor. Nicht selten grasen Bisons auf den Wiesen im Norden des Canyons. Auch Gabelböcke, die schnellsten landlebenden Säugetiere Amerikas, und Präriehunde gibt es hier. In alten, ungenutzten Bauen der Nager ziehen Kanincheneulen ihre Küken groß. Sie brüten als einzige Eulenart der Welt unter der Erde. Zwischen dem Hochplateau und dem Colorado tief unten liegen die kargen, unzugänglichen Steilhänge. Sie sind der Lebensraum der Wüsten-Dickhornschafe. 30 Kilometer Luftlinie sind es an der breitesten Stelle von der Nordseite des Grand Canyons bis zu seiner Südseite. Für einen der seltensten Vögel der Welt, den Kalifornischen Kondor, ist das keine Entfernung. Mit einer Spannweite von gut drei Metern überwindet er die Strecke in wenigen Minuten. Dass man Kondore in den USA heute noch beobachten kann, ist einem aufwendigen Rettungsprojekt zu verdanken. Zu Beginn der 80er Jahre gab es gerade noch 22 der majestätischen Vögel. Um sie vor dem Aussterben zu retten, wurden die letzten eingefangen und in der Obhut der Menschen vermehrt. Heute kreisen wieder mehr als 400 Kondore über dem Westen der USA, davon etwa 100 über dem Grand Canyon.“ (Amerikas Naturwunder. Grand Canyon)

„Am östlichen Horizont, in Richtung der Hopi-Mesas (Tafelberge), überzieht der Vollmond die Painted Desert mit einem milden Glanz. Auf der anderen Seite lässt die Abendsonne die Konturen der Felsen in warmen Rottönen verschwimmen. In einem fast überirdischen Licht liegt der Grand Canyon da. Wer inszeniert so etwas? Jedes Mal, wenn ich diese Schlucht besuche, empfinde ich Ehrfurcht und Ergriffenheit angesichts dieses Schauspiels der Schöpfung. Es gibt wohl keinen besseren Ort, um demütig festzustellen, wie klein und flüchtig das menschliche Dasein ist.“ (Hans-Ulrich Sanner, Die heilige Schlucht, in: National Geographic, Januar 2006, S. 125–127, Zitat S. 125)

Neuen Forschungen zufolge hob sich bereits vor bis zu 70 Millionen Jahren nicht nur das gesamte Plateau um etwa 3000 Meter an, sondern bildeten sich bereits kurz darauf auch erste Schluchtstrukturen.

Der Grand Canyon zählt zu den großen Naturwundern auf der Erde. Am 26. Februar 1919 machte Präsident Woodrow Wilson ihn zum Nationalpark, 1979 wurde er in die Liste des Unesco-Weltnaturerbes aufgenommen.

Die 78 Kilometer lange und über 1300 Meter tiefe Tara-Schlucht in Montenegro ist die längste und tiefste Schlucht Europas und nach dem Grand Canyon zweitgrößte Schlucht der Erde. 1980 wurde der untere, als Schlucht ausgebildete Bereich des Flusses Tara als Teil des Nationalparks Durmitor von der Unesco in die Welterbeliste aufgenommen.


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