Nationalpark Yasuní

Der NATIONALPARK YASUNÍ ist ein riesiges, 9800 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet im Amazonasgebiet Ecuadors, das entspricht einem Viertel der Schweiz. Zum Nationalpark gehört der gleichnamige Fluss Yasuní, ein Nebenfluss des Napo. Der Nationalpark Yasuní gilt als einer der Orte mit der größten Artenvielfalt weltweit. Die Wissenschaftler sind sich angesichts der außergewöhnlichen Artenvielfalt, dem guten Erhaltungszustand und seines Status als kulturellem Erbe über den einzigartigen Wert des Parks einig. Bei insgesamt 2.274 Baum- und Buscharten finden sich in diesem Park auf einem einzigen Hektar 665 Arten. Das sind mehr als alle einheimischen Baumarten der Vereinigten Staaten und Kanadas zusammen. Man hat zudem 593 Vogelarten registriert, sodass der Park auch in dieser Hinsicht zu den artenreichsten Orten der Welt gehört. Es gibt außerdem 80 Fledermausarten, 150 Amphibien und 121 Reptilienarten, sowie mehr als 4000 verschiedene Gefäßpflanzen pro 1.000.000 Hektar. Nirgendwo sonst auf dem Planeten gibt es mehr Insektenarten als hier. Man schätzt sie auf 100.000 Arten pro Hektar. In der Flora und Fauna gibt es zudem einen hohen Anteil endemischer Arten. Der Yasuní-Park ist auch der traditionelle Lebensraum der Huaorani-Indianer sowie der Tagaeri und der Taromenane, zweier Urvölker, die dem Kontakt mit der westlichen Zivilisation aus dem Weg gehen.

Der Park wurde 1979 von der ecuadorianischen Regierung ausgewiesen und 1989 von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt.

Zum Schutz des Yasuní-Naturparks, in dem sich das größte noch unangetastete Ölfeld des Landes befindet, hat Ecuadors damaliger Staatspräsident Rafael Correa der Weltgemeinschaft folgendes Abkommen vorgeschlagen: Die Regierung Ecuadors verpflichte sich, 846 Millionen Barrel Erdöl im Boden zu lassen, um die einzigartige biologische Vielfalt und die indigenen Völker, die in diesem Gebiet leben, zu schützen, wenn die internationale Gemeinschaft 50 Prozent der entgehenden Öl-Einnahmen (3,6 Milliarden US-Dollar, 2,7 Milliarden Euro) aufbringe. Bis Mitte August 2013 kamen jedoch lediglich 13,3 Millionen Dollar, nicht einmal ein Prozent der erwarteten Summe, zusammen, sodass Correa das Abkommen am 15. August 2013 in einer Fernsehansprache für gescheitert erklärte. Am 3. Oktober 2013 stimmte das Parlament mit 108 gegen 25 Stimmen dem Regierungsvorschlag zu, die Ölbohrungen unter Auflagen zu erlauben. Im Mai 2014 erteilte das zuständige Ministerium die Umweltlizenz für die Ölfelder Tiputini und Tambacocha, die im Norden des Yasuní-Nationalparks liegen.
Seit Anfang Januar 2018 wird im Yasuni-Nationalpark nach Öl gebohrt, im Februar soll das erste Öl gefördert werden. Allerdings plant der neue Staatspräsident Ecuadors, Lenin Moreno, einen Volksentscheid über die Ausweitung von Schutzzonen, in denen indigene Völker leben. In diesen Schutzzonen soll nicht nach Öl gebohrt werden dürfen. Eine andere Hoffnung ruht auf den Klimakonferenzen. Dort wurde ein Klimafonds beschlossen, der mit mehr als 100 Milliarden Dollar gespeist werden soll. Einen Teil dieses Geldes könnten Regierungen als Entschädigung dafür erhalten, dass sie fossile Rohstoffe im Boden lassen.
Im Jahr 2013 beanstragte das „YASunidos-Kollektiv“ ein Referendum zum Schutz des Yasuní-Nationalparks vor der Ausbeutung der Erdölvorkommen. Nach einer langen Geschichte von juristischen Hürden, Betrug und massivem Druck seitens der Regierungen gab das Verfassungsgericht am 9. Mai 2023 grünes Licht für das Referendum – ein historischer Tag im Kampf für die Mitbestimmung und Rechte der Nautur in Ecuador. Am 20. August 2023 hat die Bevölkerung mit 59 Prozent entschieden, dass das Erdöl unter dem Regenwald im Boden bleiben muss.


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