Sonnenaufgang
Oft ist es der SONNENAUFGANG, der magische Moment zwischen Tag und Nacht, in der die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt aufs Neue erwacht. Der Anbruch eines neuen Tages ist ein besonders bewegender Augenblick – und häufig ein Schlüsselmoment im natürlichen Gleichgewicht, der die unglaubliche Komplexität und das Zusammenspiel von Flora und Fauna vor Augen führt.
Ob im nebelverhangenen Amazonas-Regenwald, in den weiten Wüstentälern des mexikanischen Bundesstaats Baja California, in der sonnendurchfluteten afrikanischen Savanne, in der eisigen Tundra Norwegens oder in den schneebedeckten Wäldern der kanadischen Provinz British Columbia – überall bestimmt die aufgehende Sonne das Leben der Tiere und Pflanzen, die an unterschiedlichste klimatische Bedingungen angepasst sind. Der Dokumentarfilm zeigt die Landschaften dieser faszinierenden Lebensräume im magischen Licht der Morgendämmerung.
Wenn die ersten Lichtstrahlen am Horizont erscheinen und die Nacht zum Tag wird, erwacht auch die Natur zu neuem Leben. Tagaktive Arten kommen zum Vorschein, während nachtaktive Geschöpfe in ihren Verstecken verschwinden. Dieser Schlüsselmoment im natürlichen Gleichgewicht beeinflusst seit jeher das Verhalten, die Überlebensstrategien und die Symbiose von Tieren und Pflanzen. Die Sonne bestimmt den kompletten Lebenszyklus auf der Erde, was sich in den arktischen Regionen am deutlichsten zeigt. Und jeder der faszinierend gefilmten Naturschauplätze wirkt im ersten Sonnenlicht des Tages besonders majestätisch.
(Zum Film Wie die Welt erwacht auf Arte)
„Unterdessen begannen bereits tausenderlei bunte Vöglein auf den Bäumen zu trillern und schienen mit ihren mannigfachen frohen Gesängen Willkomm und Gruß zu bieten der frischen Morgenröte, die bereits an den Pforten und Erkern des Ostens die Reize ihres Angesichts enthüllte und aus ihren Locken eine unzählige Menge feuchter Perlen schüttelte, in deren süßem Nass sich die Pflanzen badeten und nun auch aus ihrem Schoße weißen, feinen Perlenstaub auszustreuen und niederzuregnen schienen. Die biegsamen Weiden tröpfelten erquickliches Manna, die Brünnlein lachten plätschernd, die Bäche murmelten, die Wälder wurden heiter, und die Wiesen schmückte reicher der Glanz des kommenden Morgens.“ (Cervantes, Don Quijote II, Deutsch von Ludwig Braunfels, Bechtermünz Verlag im Weltbild Verlag, Augsburg 1996, 134f.)
„Kein Sonnenaufgang, auch nicht der im Hochgebirge, ist pompös, triumphal, herrschaftlich, sondern jeder geschieht schwach und zaghaft wie die Hoffnung, es könne einmal noch gut werden, und gerade in solcher Unscheinbarkeit des mächtigsten Lichtes liegt das rührend Überwältigende.“ (Theodor W. Adorno, Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben, 72. Aphorismus)