Unser Mond

UNSER MOND ist im Durchschnitt 384.000 Kilometer von der Erde entfernt, wie man seit der Platzierung eines Laser-Reflektors auf dem Mond Apollo-11-Mission im Jahr 1969 weiß (vorher konnte die Entfernung allenfalls geschätzt werden). Die Distanz schwankt zwischen 406.000 („Minimond“) und 356.000 Kilometern („Supermond“), weil sich der Mond in einer elliptischen Bahn um die Erde bewegt. Jahr für Jahr entfernt er sich um 3,8 Zentimeter von der Erde. Er umkreist sie in durchschnittlich 27 Tagen, sieben Stunden und 43,7 Minuten. Der Durchmesser des Trabanten beträgt 3476 Kilometer. Damit ist er wesentlich kleiner als die Erde mit einem Durchmesser von 12.756 Kilometern. Auf der Oberfläche herrschen extreme Temperaturen, wobei es zwischen der Tag- und der Nachtseite erhebliche Unterschiede gibt. Mit der Sonne im Zenit steigt sie auf etwa 130 Grad Celsius, in der Nacht fällt sie auf circa minus 160 Grad. Es gibt keine Atmosphäre, die Strahlenbelastung aus dem Weltraum ist hoch. Der Zustand aus der Zeit der Entstehung des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren hat sich auf der Oberfläche weitgehend konserviert.

Ohne den Mond, der genau zur richtigen Zeit entstanden war, hätte sich auf unserer Erde niemals höheres Leben, eventuell nicht einmal Einzeller bilden können: Erst der Mond stabilisierte die Erdachse und verhinderte dadurch extreme Klimaschwankungen. Und wahrscheinlich schufen erst die durch den Mond ausgelösten Gezeiten die idealen Voraussetzungen für die Entstehung der ersten Biomoleküle.

Die Entstehungsgeschichte des Erdtrabanten ist bis heute ungeklärt. Als wahrscheinlichstes Szenario gilt derzeit der Zusammenprall der Ur-Erde mit dem marsgroßen Himmelskörper Theia. Dieses Ereignis könnte das Baumaterial für den Mond mit einem Schlag in die Erdumlaufbahn katapultiert haben. Einer neuen, 2016 veröffentlichten Untersuchung zufolge handelte es sich um eine gigantische kosmische Kollision, bei der große Teile der Proto-Erde mit aufgeschmolzen wurden. Die Trümmerwolke, aus der schließlich der Mond kondensiert ist, sei dabei rund 500-mal größer gewesen als die Erde. Überreste von Theia haben sich laut einer am 1. November 2023 im Fachblatt „Nature“ erschienenen Studie auch tief im Mantel der Erde erhalten.
Im Januar 2017 berichteten Wissenschaftler im britischen Fachblatt „Nature Geoscience“, dass der Mond möglicherweise auch das Produkt zahlreicher großer Asteroideneinschläge auf der jungen Erde sein könne. Schon etwa 20 große Treffer könnten demnach genug Material aus der Erde herausgeschleudert haben, um über einige Millionen Jahre Stück für Stück den Mond zu bilden.
Nach einer im Jahr 2022 im Fachjournal „The Astrophysical Journal Letters“ veröffentlichten Studie dürfte der Mond nach dem Einschlag des Protoplaneten Theia innerhalb nur weniger Stunden entstanden sein.

Eine neue Analyse von Gesteinsproben der „Apollo 14“-Mission habe ergeben, dass sich der Mond bereits innerhalb der ersten 60 Millionen Jahr nach der Geburt unseres Sonnensystems geformt habe, berichteten Forscher im Januar 2017 im Fachblatt „Science Advances“. Das ist 40 bis 140 Millionen Jahre früher als in den meisten bisherigen Annahmen.
Die Planetengeophysiker um Maxime Maurice vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) haben mit einem neuen numerischen Modell rekonstruiert, dass der Mond vor 4,425 Milliarden Jahren entstanden ist, als ein marsgroßer Protoplanet mit der jungen Erde kollidierte. Sie berichteten darüber am 10. Juli 2020 im Wissenschaftsmagazin „Science Advances“. Die bisherigen Annahmen für die Entstehung des Mondes gingen von 4,51 Milliarden Jahren aus, also 85 Millionen Jahre früher als jetzt berechnet.
Laut neuen, am 23. Oktober 2023 im Fachblatt „Geochemical Perspectives Letters“ veröffentlichten Untersuchungen von Mondstaub, der von der „Apollo 17“-Mission Ende 1972 zur Erde gebracht worden war, muss der Mond vor mindestens 4,46 Milliarden Jahren, das heißt bereits in den ersten 100 Millionen Jahren des Sonnensystems, entstanden sein.

Auf dem Mond, der staubtrocken wirkt, gibt es Wasser. Vor allem am Südpol des Mondes hat man Wasser in Form von Eis entdeckt. Wie zwei Wissenschaftlerteams im Oktober 2020 im Fachmagazin „Nature Astronomy“ berichten, konnten jetzt erstmals eindeutige Signale von Wassermolekülen in den südlichen Breitengraden des Mondes nachgewiesen werden, also von Wasser in flüssiger Form, wie wir es täglich trinken.

Dass ein Vollmond in Horizontnähe besonders groß erscheint, liegt an der sogenannten Mondtäuschung oder dem „Horizont-Problem“. Der US-Astronom Bob Berman spricht von „einer der mächtigsten optischen Sinnestäuschungen in der Natur“.

„Mondhof“ heißt der farbige Kranz aus Lichtringen, der manchmal um den Mond herum zu sehen ist. Er entsteht durch die Feuchtigkeit in der Atmosphäre. Der innerste der Lichtringe (Aureole) ist meist bläulich bis weißlich und wird von einem gelblichen umschlossen, den dann wiederum ein rötlicher umrandet. Diese Abfolge kann sich mehrfach wiederholen. Die Kränze entstehen durch die Beugung des Lichts an den Wassertropfen oder Eiskristallen in den Wolken. Durch die Umlenkung der Lichtstrahlen kommt es zu Überlagerungen, also Interferenzen, die dann farbige Ringe hervorbringen.

Etwa zwei, drei Tage nach Neumond ist die beste Gelegenheit, den sogenannten Erdschein, auch aschgraues Mondlicht genannt, zu beobachten. Die Atmosphäre unseres Planeten wirft ungefähr 30 Prozent des auftreffenden Sonnenlichts ins Weltall zurück. Das von der Erde reflektierte Sonnenlicht gelangt zum Mond, wo es dessen dunkle Nachtseite in ein fahles Licht taucht und dabei die Oberflächenstrukturen sichtbar macht.


RSS