Liturgische Elemente

Votum und Begrüßung

„Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man es beobachten könnte. Man wird auch nicht sagen: Siehe, hier!, oder: dort. Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“ Amen. So ist es. Möge es uns immer wieder aufgehen. Ich begrüße Sie alle sehr herzlich zu diesem Reich-Gottes-Gottesdienst hier in der Jakobskirche. Als Reich Gottes, als einen heiligen göttlichen Zusammenhang empfinden wir die Welt, wenn wir uns für sie öffnen. Die Luft, die wir ein- und ausatmen, wird uns zu göttlichem Lebensodem, das Wasser, das uns reinigt und erquickt, wird uns zur Quelle des Lebens, die Erde, auf der wir stehen, zu heiligem Land. In den Tieren erkennen wir jetzt unsere älteren Geschwister, in den Menschen, mit denen wir zusammenleben, unsere Schwestern und Brüder. (24. April 2015)

 

Reich-Gottes-Bekenntnis

Ich glaube,
dass das Reich Gottes mitten unter uns ist.

Ich glaube,
dass Jesus uns die Welt als Reich Gottes erschlossen hat.

Ich glaube,
dass jedem Menschen die Möglichkeit offensteht,
im Hier und Jetzt in das Reich Gottes einzutreten.

Ich glaube wie Jesus,
dass Kinder noch unverfälscht
und nicht entfremdet
unsere Lehrmeister für das Reich Gottes sind.

Ich glaube wie Jesus,
dass wir eingebunden sind in eine Welt,
die uns mit allem versorgt.
So muss man nicht mehr haben,
als man braucht.

Ich glaube,
dass durch eine Lebensweise,
getragen und geleitet vom Reich Gottes,
die Wunden der Welt heilen können.

Ich glaube,
dass die Erfahrung der Welt als Reich Gottes
uns selbst und allen Menschen
die Fülle des Lebens eröffnet.

Amen.

 

Übergang vom Hauptschiff in den Chorraum

An das Reich Gottes glauben heißt für uns nicht,
das Reich Gottes lediglich erwarten,
glauben, dass es irgendwann einmal kommt.
Vielmehr glauben wir,
dass wir es schmecken und sehen können,
dass der Reich-Gottes-Charakter dieser Welt jetzt schon erfahrbar, spürbar ist.
Wir bleiben nicht im Warteraum, sondern betreten den Festsaal.
So lasst uns der Einladung Jesu an den Tisch des Reiches Gottes folgen,
an dem alle Menschen einen Platz haben:
„Kommt, denn es ist schon bereit!“
„Siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch.“

 

Texte zur Mahlfeier

Mitten in Hunger und Krieg

Mitten in Hunger und Krieg
feiern wir das Reich Gottes:
Fülle und Frieden.

Mitten in Drangsal und Tyrannei
feiern wir das Reich Gottes:
Hilfe und Freiheit.

Mitten in Zweifel und Verzweiflung
feiern wir das Reich Gottes:
Glauben und Hoffnung.

Mitten in Furcht und Verrat
feiern wir das Reich Gottes:
Freude und Treue.

Mitten in Hass und Tod
feiern wir das Reich Gottes:
Liebe und Leben.

Mitten in Sünde und Hinfälligkeit
feiern wir das Reich Gottes:
Rettung und Neubeginn.

Mitten im Tod, der uns von allen Seiten umgibt,
feiern wir das Reich Gottes –
es ist mitten unter uns. Amen.

 

Worte zu Brot und Wein

So erinnern wir uns jetzt an Jesus.
Der Tisch steht für das Reich Gottes,
als welches er die Welt gesehen, das er verkündigt
und immer wieder mit den Menschen gefeiert hat:

Tischgemeinschaft ist kein Gleichnis,
sondern symbolträchtige Handlung,
wenn wir nun Brot und Früchte miteinander teilen
und uns gegenseitig Wasser oder Wein einschenken.

Durch Wasser und Wein, Brot und Früchte
empfangen wir die Kraft zu einem neuen Leben,
werden befreit zur Einfachheit, zur Freude und zum Mitgefühl.

Brot und Wein sind Zeichen für eine Welt,
in der wir Menschen im Frieden miteinander leben
und im Einklang mit unserer Mitwelt,
in der Lüge ein Fremdwort ist,
Tränen getrocknet werden
und niemand mehr lernt, Kriege zu führen,
in der alle das Leben haben
und es in Fülle haben.

Trotz und inmitten all dessen,
was uns von vielen Seiten bedrängt,
feiern wir das Reich Gottes.
Es ist mitten unter uns.

 

Absage an den Reichtum

Wer sich mit der ganze Erde,
mit den auf ihr lebenden Menschen, Tieren und Pflanzen,
mit Boden, Luft und Wasser,
wer sich mit dieser Welt als dem Reich Gottes verbunden weiß,
der spürt es ganz unmittelbar,
dass man dann nicht mehr für sich beanspruchen,
nicht mehr besitzen kann, als man braucht.
Genug ist im Reich Gottes einfach genug.
Jedes materielle Mehr, jedes Zuviel ist ein weniger an Leben.
Deshalb sagen wir dem Reichtum ab.
Was wir nicht brauchen, möchten wir teilen.

 

Tägliches Gebet (angelehnt an das Tägliche Gebet Mahatma Gandhis)

  • Ich möchte weltverbunden leben.
  • Ich möchte die Verletzungen der Welt spüren und versuchen zu helfen und zu heilen.
  • Ich möchte mich keiner Ungerechtigkeit beugen.
  • Ich möchte frei sein von Furcht.
  • Ich möchte keine Gewalt anwenden.
  • Ich möchte in jedem Menschen meinen Bruder, meine Schwester erkennen.
  • Ich möchte einfach leben in diesem göttlichen Universum.

 

Sendung und Segen

Lasst uns, bevor wir wieder hinausgehen,
noch einmal den erleuchteten Globus in den Blick nehmen,
Symbol des Reiches Gottes,
Symbol der Segenswelt, in der wir leben,
in der sie sich entfaltet,
unsere gesegnete und segnende Existenz.

Gesegnet seid ihr
und ihr sollt und könnt ein Segen sein
für die Welt und alle Wesen der Erde.
Friede erfüllt euch
und geht von euch aus.
So bringt ihr Gottes Reich zum Leuchten.

Amen.

 

Weitere Bausteine

 

Meditation zu Lukas 17,20-21

Für einen außenstehenden Zuschauer ist das Reich Gottes nicht sichtbar.
Nur dem Beteiligten ist es erfahrbar.
Wer mitten in ihm lebt, nimmt es wahr.

Das Reich Gottes ist ein Medium,
das uns durchdringt wie die Luft,
die unser Blut mit Sauerstoff versorgt.
Es lässt alle atmen und es lässt alle leben.

Das Reich Gottes ist ein Medium,
das uns umhüllt wie die Wärme,
die uns beweglich macht
und die kalten, erstarrten Verhältnisse zu verwandeln vermag
in lebendige und zärtliche.

Das Reich Gottes ist wie der Erdboden,
der uns trägt und uns selber zu tragenden Elementen werden lässt,
die untragbare Zustände nicht zulassen.

Das Reich Gottes ist wie ein elektromagnetisches Feld,
das unser Potential zur Entfaltung kommen lässt,
ein Kraftfeld, oft unsichtbar und unbemerkt,
aber wirkmächtig gegen Widerstand und stark.

Das Reich Gottes ist wie das Licht,
das uns den Durchblick gibt,
dunkle Ecken und Machenschaften auszuleuchten,
so dass Schönheit und Glanz allen Lebens sich zeigen kann.

Hans Bischlager


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