Zum 1. Januar 1977

In Prag wird die Charta 77 veröffentlicht.

Charta 77 bezeichnet sowohl eine im Januar 1977 veröffentlichte Petition gegen die Menschenrechtsverletzungen des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei als auch die mit ihr verbundene Bürgerrechtsbewegung, die in den 1970er und 1980er Jahren zum Zentrum der Opposition wurde. Am 1. Januar 1977 wurde die Charta 77 mit 242 Unterschriften veröffentlicht, am 7. Januar veröffentlichten führende europäische Zeitungen wie The Times, Le Monde oder die Frankfurter Allgemeine Zeitung den Text. Der Text selbst wurde nicht in tschechoslowakischen Massenmedien veröffentlicht. Da jedoch im Januar und Februar 1977 eine intensive staatliche Kampagne gegen die Charta einsetzte, war ihre Existenz innerhalb weniger Tage im ganzen Land bekannt.

In der Charta 77 forderten 242 Künstler und Intellektuelle die kommunistischen Machthaber in Prag auf, die Bürger- und Menschenrechte einzuhalten. Sie appellierten aber auch an jeden Einzelnen. „Jeder trägt seinen Teil der Verantwortung für die allgemeinen Verhältnisse.“ In einem geschickten Schachzug beriefen sich die Unterzeichner auf die Schlussakte der Konferenz von Helsinki über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Die Tschechoslowakei hatte das Dokument ratifiziert, konnte es also schlecht ablehnen.

„Das Entstehen der Charta 77 und der Mut ihrer Unterzeichner war ein Meilenstein bei der Entstehung zivilgesellschaftlicher Fundamente in Ostmitteleuropa in der Zeit des Kalten Krieges“, erklärte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin zum 30. Gründungstag der Gruppe.


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