Zum 10. Dezember 1989

Ausgerechnet die Fastfood-Kette McDonald’s war einer der Hauptauslöser für die Entstehung dieser inzwischen internationalen Bewegung. Als 1986 direkt neben der Spanischen Treppe in Rom eine Schnellimbiss-Filiale mit dem Slogan „Ein Geschmack weltweit“ eröffnet werden sollte, kam es zu heftigen Demonstrationen. „Warum sollte ein Eskimo das gleiche essen wollen wie ein Äthiopier?“, fragte der Piemonteser Journalist und Soziologe Carlo Petrini, ein Anhänger des guten Geschmacks, und gründete auch aus Protest gegen Fastfood einen Verein, der genau für das Gegenteil stehen sollte, nämlich Slow Food. Die Ziele, denen sich inzwischen rund 100.000 Mitglieder in 170 Ländern verschrieben haben, sind simpel: Gutes Essen braucht in der Herstellung Zeit; die Zutaten müssen von hoher Qualität sein und aus der Region stammen. “Ich möchte die Geschichte einer Speise kennen. Ich möchte wissen, woher die Nahrung kommt. Ich stelle mir die Hände derer vor, die das, was ich esse, angebaut, verarbeitet und gekocht haben”, formulierte Petrini die Gebote für die Bewegung, deren Logo eine Weinbergschnecke als Symbol für die Langsamkeit ist. Slow Food steht somit für genussvolles, bewusstes und regionales Essen und bezeichnet eine Gegenbewegung zum uniformen und globalisierten Fastfood. Petrini definiert Slow Food folgendermaßen: Buono, pulito e giusto – gut, sauber und gerecht. Wenn eines dieser Elemente fehle, sei das laut Petrini nicht Slow Food.

Das Slow-Food-Manifest lautet:

Die Industriegesellschaft hat zuerst die Maschine erfunden und nach ihr das Leben modelliert. Mechanische Geschwindigkeit und rasende Beschleunigung werden zur Fessel des Lebens. Wir sind alle von einem Virus befallen: „Fast Life!“ Unsere Lebensformen sind umgestürzt, unser häusliches Dasein betroffen – nichts kann sich der „Fastfood-Bewegung“ entziehen. Aber der Homo sapiens muss sich von einer ihn vernichtenden Beschleunigung befreien und zu einer ihm gemäßen Lebensführung zurückkehren. Es geht darum, das Geruhsame, Sinnliche gegen die universelle Bedrohung durch das „Fast Life“ zu verteidigen. Gegen diejenigen – sie sind noch die schweigende Mehrheit -, die die Effizienz mit Hektik verwechseln, setzen wir den Bazillus des Genusses und der Gemütlichkeit, was sich in einer geruhsamen und ausgedehnten Lebensfreude manifestiert. Fangen wir gleich bei Tisch mit Slow Food an. Als Antwort auf die Verflachung durch Fastfood entdecken wir die geschmackliche Vielfalt der lokalen Gerichte. Fast Life hat im Namen von Produktivität und Rendite unser Leben verändert und bedroht unsere Umwelt. Slow Food ist die richtige Antwort darauf.In der Entwicklung des Geschmacks, und nicht in seinerVerarmung liegt die wahre Kultur. Und hier kann der Fortschritt dank einem internationalen Austausch von Geschichten, Wissen und Projekten seinen Anfang nehmen. Slow Food sichert uns eine bessere Zukunft. Slow Food ist eine Idee, die viele befähigte Anhänger braucht, damit aus der (langsamen) Regung eine weltweite Bewegung wird, deren Symbol eine kleine Schnecke ist.

In Deutschland wurde Slow Food 1992 gegründet; Slow Food Deutschland hat inzwischen 14.000 Mitglieder. Aus der Slow-Food-Bewegung ist die Cittaslow-Bewegung hervorgegangen, eine “Vereinigung lebenswerter Städte”. Gemeinsam bemüht sich dieser Verbund um die Umsetzung der Prinzipien von Slow Food über den kulinarischen Aspekt hinaus in der Stadtplanung, der Umweltpolitik und der Förderung regionaler Traditionen und Spezialitäten. Dabei steht “SlowCitta” nicht für eine “langsame Stadt”, sondern soll den Kontrast zum Fast Food herausheben und die Menschen wieder zu einem bewussteren und geschmackvolleren Essen führen.

Details

In dem Film „Slow Food Story – die Geschichte einer Revolution durch Genuss“ erzählt Regisseur Stefano Sardo die Geschichte der „Slow Food“-Bewegung.


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