Zum 13. Oktober 1983

Die Gemeinde Heiligkreuz in Berlin nimmt drei von Abschiebung bedrohte libanesische Familien auf: erstes Kirchenasyl in Deutschland.

Am Abend des 13. Oktober 1983 klingelte es am Gemeindehaus der Heilig-Kreuz-Gemeinde im damaligen Westberlin. Es ist ein symbolischer Ort: In der Kirche in Kreuzberg kam es zum bundesweit ersten Kirchenasyl. Damals sollten drei palästinensische Familien aus dem Libanon trotz des Bürgerkriegs in ihre Heimat abgeschoben werden.
Die Gemeinde Heilig Kreuz war bekannt für ihr Engagement. Sie hatte sich schon für den türkischen Asylbewerber Cemal Altun eingesetzt, dem in der Türkei die Todesstrafe drohte (am 30. August 1983 stürzte er sich aus Furcht vor seiner Auslieferung an die Türkei aus dem 6. Stock des Berliner Verwaltungsgerichts). Das hatte dazu geführt, dass eine Gruppe junger Leute, die sich mit palästinensischen Familien aus dem Libanon beschäftigten, 1983 an die Gemeinde herangetreten ist. Sie befürchtete, dass ein großer Teil dieser Menschen in den Libanon abgeschoben würde, obwohl dort Krieg war. „Die Idee vom Kirchenasyl ist nicht von uns geboren worden, sondern von diesen jungen Leuten, die im Religionsunterricht aufgepasst hatten. Die sagten: Da gab’s doch mal im Mittelalter eine Tradition, warum knüpft ihr nicht daran an?“ (Pfarrer Jürgen Quandt in einem Interview mit in der Frankfurter Rundschau vom 13. September 2019)
Pfarrer Jürgen Quandt – er gilt als Urvater des Kirchenasyls in Deutschland – und seine Gemeinde nahmen die Flüchtlinge bei sich auf und konnten später einen großen Erfolg feiern: Die Familien durften bleiben.

Darum geht es beim Kirchenasyl: Flüchtlinge, die Verfolgung und Gewalt in ihrer Heimat fürchten müssen, vor der unmittelbar drohenden Abschiebung zu retten. Aus der Aufnahme in den schützenden Räumen der Berliner Gemeinde wurde im Jahr 1994 eine deutschlandweite Bewegung: die Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche.

Details

Literatur:

  • Kirchenasyl. Eine heilsame Bewegung, herausgegeben von Fanny Dethloff und Verena Mittermaier, von Loeper Literaturverlag, Karlsruhe 2011

Impulse und weitere Informationen zur Thematik (speziell auch zum Kirchenasyl) finden Sie hier.


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