Zum 16. Oktober 1947

Als 16-jährige war Eckstein, die als Frau aus dem Volk ihren Traumberuf »Lehrerin« in Deutschland nicht ergreifen konnte, nach New York gereist. Als 30-jährige fand sie dank eines unitarischen Gemeindepfarrers in Boston erst zur »Liga gegen den US-Imperialismus« und dann zur amerikanischen Friedensgesellschaft. Sie betreute im damaligen Krieg der USA gegen Spanien Kriegsgefangene.
Mit der Haager Friedenskonferenz von 1899 gewinnt die Friedensbewegung weltweit eine große Perspektive. Für die Folgekonferenz 1907 sammelt Eckstein in den USA zwei Millionen Unterschriften für ein internationales Vertragssystem und sofortige Abrüstung. Als die Konferenz letztlich am Veto Deutschlands scheitert, wagt Eckstein einen entscheidenden Schritt. Mit ihrer »Weltpetition zur Abschaffung des Krieges« organisiert sie eine Welt-Urabstimmung. Sie kehrt 1909 nach Coburg zurück, um von hier aus Europa für den Frieden zu mobilisieren. Ihr Ziel sind 300 Millionen Unterschriften, bis Anfang 1913 hat sie 100 Millionen zusammen. Dann ist ihre Kraft erschöpft. Eckstein sucht finanzielle Unterstützung bei der Carnegie-Stiftung, leider zunächst vergeblich. Die Frau glaubt, den massiv von der Rüstungsindustrie gesponserten Militär- und Flottenvereinen auch mit Broschüren und anderen Werbemitteln etwas entgegensetzen zu müssen und zu können. 1913 wurde Anna Eckstein für den Friedensnobelpreis nominiert. Die »Million« für den Friedensnobelpreis wäre für sie eine große Sache gewesen. Sie hätte damit durchaus die öffentliche Meinung in Deutschland beeinflussen können.
In ihrer Heimatstadt Coburg wurde Anna Eckstein vollständig vergessen. Nur durch einen glücklichen Zufall entdeckte das Friedensmuseum in Meeder 1982 ihre Spur.
(Text: Eberhard Sperl)

Im Friedensmuseum in der Anna-Eckstein-Schule in Meeder ist Anna Eckstein eine Sonderausstellung gewidmet.

  • Karl Eberhard Sperl, Miss Eckstein und ihr Peace on Earth, Friedensmuseum Meeder e.V., 2018

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