Zum 19. April 1943
Der Aufstand im Warschauer Getto war ein Beschluss der Führung der sogenannten Getto-Juden 1943. Mit Molotow-Cocktails, Handgranaten und Gewehren nahmen jüdische Widerstandskämpfer:innen die SS-Einheiten im Warschauer Ghetto unter Beschuss und zwangen sie zum Rückzug. Der Aufstand im Warschauer Getto wurde zum Symbol für jüdischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Im Frühjahr 1943 sollten das Getto aufgelöst und die letzten 60.000 Menschen in Arbeits- und Vernichtungslager abtransportiert werden. Im Morgengrauen des 19. April rückten SS- und Wehrmachtsverbände in das Getto ein, doch die Bewohner waren vorgewarnt und zum Widerstand entschlossen. Mitglieder der Jüdischen Kampforganisation (ZOB) schlugen die überraschten Angreifer in die Flucht. Der wochenlang andauernde Aufstand im Warschauer Getto hatte begonnen. Fast vier Wochen leisteten die jüdischen Kämpfer Widerstand. Haus für Haus zerstörten die deutschen Soldaten das Getto, am 16. Mai meldete der kommandierende General Jürgen Stroop nach Berlin, es gebe in Warschau keinen jüdischen Wohnbezirk mehr. Vorher hatte er die größte Warschauer Synagoge als Zeichen seines Sieges gesprengt. Laut seinem Bericht waren während der 27-tägigen Kämpfe mehr als 56.000 Juden getötet worden. Stroop wurde 1951 in Auschwitz hingerichtet.
Am 19. April 1948 wird an der Zamenhofstraße, an der Hauptachse des einst dicht bebauten Viertels, wo der Stab der Jüdischen Kampforganisation sein Quartier hatte, ein Denkmal eingeweiht. Fast 20.000 Menschen hatten sich dazu nördlich des Warschauer Zentrums, inmitten einer Trümmerwüste, versammelt. Der Bildhauer Nathan Rapoport, der dieses bis heute bekannteste Mahnmal für die ermordeten Juden Warschaus entworfen hat, erinnert sich noch nach mehr als vierzig Jahen an den bewegenden Moment: “Während wir auf dem Schutt des Gettos standen, flatterten Schnipsel von verbrannten jüdischen Gebetsbüchern durch die Luft. Es herrschte tiefe Stille. Vor einem provisorischen Altar sang der Rabbi Trauergebete für die Opfer. Auf den Menorot zu beiden Seiten des Denkmahls glühten die Kerzen. Die Menschen weinten.” Die Widmung unter dem Relief ist in Polnisch, Hebräisch und Jiddisch verfasst: “Dem jüdischen Volk – seinen Kämpfern und Märtyrern”.
Am 19. April 2013, 70 Jahre nach Beginn des Aufstands im Warschauer Getto, wird im Zentrum des ehemaligen Gettos das “Museum der Geschichte der polnischen Juden” eröffnet.
Literatur:
- Markus Roth, Andrea Löw, Das Warschauer Getto. Alltag und Widerstand im Angesicht der Vernichtung, Verlag C. H. Beck, München 2013
- Sarah Stemmler, Jüdischer Widerstand muss erinnert werden, in: Frankfurter Rundschau vom 19. April 2024