Zum 28. April 1915

Internationaler Frauenfriedenskongress in Den Haag (Niederlande) unter dem Motto: „Der Krieg muss aufhören“; Gründung des Internationalen Frauenkomitees für dauernden Frieden, 1919 umbenannt in Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit, IFFF (Women’s International League for Peace and Freedom, WILPF)

1136 Frauen aus zwölf Nationen hatten es – zum Teil auf abenteuerliche Weise – mitten im Ersten Weltkrieg geschafft, am Kongress in Den Haag teilzunehmen. „Wir Frauen so vieler verschiedener Nationalitäten, die wir uns, um unsere Gefühle auszudrücken, verschiedener Sprachen bedienen müssen, von denen eine jede ihre eigenen nationalen Charakterzüge trägt, sind hierher gekommen, in dem gleichen Bewusstsein, mit den gleichen Hoffnungen, dem einen Wunsch, dass unsere Stimme bis ans Ende der Erde dringe im Protest gegen diesen fürchterlichen Massenmord und gegen die Annahme, Krieg sei der einzige Weg, internationale Konflikte auszutragen.“ (Dr. Aletta Jacobs, erste praktizierende Ärztin in den Niederlanden, zur Eröffnung des Internationalen Friedenskongresses) Deutsche Teilnehmerinnen waren unter anderem Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann.

Am Ende des Kongresses verabschiedeten die Teilnehmerinnen mehrere Resolutionen. Sie sprachen sich darin entschieden gegen den Krieg aus, sie protestierten gegen sexuelle Gewalt als Mittel im Krieg, sie forderten ein Ende der Geheimdiplomatie, gleiches Wahlrecht für Männer und Frauen, eine Verstaatlichung der Rüstungsindustrie, eine internationale Kontrolle des Waffenhandels und die Einrichtung eines internationalen Gerichtshofes. Sie appellierten an die Staaten, einen Frieden ohne territoriale Ansprüche anzustreben.

Diese Forderungen wurden nicht nur in zahlreichen Ländern veröffentlicht. Verschiedene Delegationen suchten die Staatsoberhäupter in London, Berlin, Wien, Budapest, Rom, Paris, Stockholm, Christiania (Norwegen), Petrograd, Washington und im Vatikan auf und wurden von ihnen oder ihren Stellvertretern auch empfangen. In jeder Stadt konnte die Delegation ihre Forderungen persönlich übergeben. In den USA wurden sie von Präsident Woodrow Wilson empfangen. Später fanden sich viele Forderungen in seinem 14-Punkte-Friedensplan wieder.

Seit dem Kongress setzt sich die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) (ursprünglich: Women’s International Committee for Permanent Peace, Internationales Frauenkomitee für dauerhaften Frieden, 1919 umbenannt in Women’s International League of Peace and Freedom, WILPF) für Frieden und Freiheit ein, für die Analyse der Ursachen von Kriegen, für weltweite Abrüstung, für die Beteiligung von Frauen an Friedensverhandlungen, für einen Völkerbund und ein internationales Schiedsgericht, für die Ächtung von Vergewaltigungen im Krieg. Heute spielt die WILPF eine wichtige Rolle als zivil-gesellschaftliche Organisation in der UN.

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