Nuklearenergie: Information
INFORMATION
Dem am 19. Dezember 2024 veröffentlichten unabhängigen „World Nuclear Industry Status Report 2024“ zufolge waren im Oktober 2024 weltweit 407 Reaktoren am Netz, 31 weniger als der Höchststand von 438 im Jahr 2002.
In DEUTSCHLAND gingen am 15. April 2023 die letzten Atomkraftwerke Emsland, Neckarwestheim-2 und Isar-2 vom Netz. Die Kosten des Rückbaus werden auf mindestens eine Milliarde Euro pro Reaktor geschätzt.
Die Urananreicherungsanlage in Gronau und die Brennelementefabrik in Lingen sind vom Atomausstieg ausgenommen (vgl. dazu Uranatlas, S. 32f.). Wie die Frankfurter Rundschau (FR) am 17. Juni 2020 berichtete, hatte das Umweltministerium nach FR-Informationen innerhalb der Regierung vorgeschlagen, den Betrieb der Atom-Anlagen in Gronau und Lingen zu beenden. Der Vorstoß hätte aber keine Mehrheit gefunden.
Nun soll die Brennelementefabrik Lingen ausgebaut werden, um dort künftig Brennelemente für Reaktoren russischen Typs herzustellen. Das niedersächsische Umweltministerium hat am 4. Januar 2024 eine sogenannte Öffentlichkeitsbeteiligung für dieses Vorhaben gestartet. Dagegen und gegen die Kooperation mit Rosatom protestiert die Initiative ausgestrahlt.
Am 12. Juni 2014 teilte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) mit, dass die Bundesregierung künftig deutschen Firmen, die am Bau von Atomkraftwerken beteiligt sind, keine Hermes-Exportkreditgarantien mehr geben werde.
Weitere Informationen finden Sie hier.
Nach Angaben der World Nuclear Association entstehen Jahr für Jahr 12.000 Tonnen hochradioaktive Abfälle. Seit dem Beginn der zivilen Nutzung der Atomkraft sind weltweit mehr als 250.000 Tonnen radioaktiver Abfälle angefallen, rund 60.000 davon in Europa (Stand 2020). Laut Uranatlas. Daten und Fakten über den Rohstoff des Atomzeitalters, 2019, Seite 44f., warten aktuell etwa 350.000 Tonnen hochradioaktiver Abfall auf eine sichere Endlagerung. In den deutschen Atomkraftwerken werden jährlich rund 450 Tonnen hochradioaktive abgebrannte Brennelemente erzeugt. Bis zum Ende der atomaren Stromerzeugung in Deutschland werden sich 24.000 Tonnen angesammelt haben. Ein Endlager für strahlenden Abfall muss eine Million Jahre sicher von der Biosphäre isoliert werden. So lange bleibt hochradioaktiver Atommüll eine tödliche Gefahr. In einer Broschüre für das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung heißt es, dass ein bis zwei Generationen von der Atomenergie profitiert hätten, Endlager das Leben von mehr als 33.000 künftigen Generationen beträfen.
Die Umweltorganisation Greenpeace hat vor einem weltweit wachsenden Berg von Atommüll gewarnt. Es drohe eine „weltweite Krise“ bei der Entsorgung, erklärten die Umweltschützer am 30. Januar 2019 in Paris. Demnach häufen sich weltweit rund 250.000 Tonnen hoch radioaktives Material ohne geeignete Pläne für eine Endlagerung. Detaillierte Informationen bietet das Fachportal atommuellreport.de. Nach Berechnungen im am 11. November 2019 in Berlin vorgestellten ersten World Nuclear Waste Report werden alleine in Europa (ohne Russland und die Slowakei) über 60.000 Tonnen abgebrannter Brennstäbe weiterhin nur in Zwischenlagern gelagert. Abgebrannte Brennstäbe sind hochradioaktiver Abfall.
In Deutschland sollen in dem noch zu findenden Endlager insgesamt rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiver Müll in knapp 1.800 Castor-Behältern gelagert werden. Bei den Abfällen handelt es sich um abgebrannte Brennstäbe aus den Atomkraftwerken und um stark strahlende Rückstände aus der Wiederaufarbeitung. Derzeit lagert dieser Atommüll dezentral in 16 Zwischenlagern.
Mit dem am 28. Oktober 2024 veröffentlichten völlig überarbeiteten Bericht „Atommüll – Eine Bestandsaufnahme für die Bundesrepublik Deutschland“ legen Anti-Atom-Organisationen erstmals einen lückenlosen Überblick über die Atommülllagerung in Deutschland vor.
Zwischen 1946 und 1993 wurden die Ozeane in gigantischem Umfang als Endlager für, bis 1975 sogar hochradioaktiven, Atommüll missbraucht. Auch vor Europas Küsten lagern Tausende Tonnen Atommüll in rostenden Fässern auf dem Meeresboden. Entgegen den Auskünften der Behörden geben sie bis heute radioaktive Strahlung ab, wie Recherchen von Greenpeace und dem SWR (Thomas Reutter und Manfred Ladwig, Versenkt und Vergessen. Atommüll vor europäischen Küsten, SWR 2013) zeigen, die am 11. April 2013 in Berlin vorgestellt wurden. Nach internen Daten der Internationalen Atomenergie-Behörde IAEA wurden von 1950 bis 1963 allein im Ärmelkanal mehr als 28.500 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Material aus europäischen Krankenhäusern und Atomreaktoren versenkt. Doch anders als von der IAEA behauptet, sind die Fässer nicht dahingerostet, so dass ihr Inhalt bis zur Unschädlichkeit verdünnt wurde. Vielmehr geben die teils erhaltenen, aber löchrigen Fässer Radioaktivität an Meeresboden, Wasser und Fische ab. Nach dem Verbot der Fass-Verklappung von 1993 sind etwa von der französischen und der britischen Wiederaufbereitungsanlage in La Hague und in Sellafield kilometerlange Rohre verlegt und Atommüll ins Meer gepumpt worden. Informationen über die Atommüllentsorgung im Nordatlantik, in der Arktischen See und im Pazifik in den Jahren zwischen 1946 und 1993 finden sich in: Uranatlas. Daten und Fakten über den Rohstoff des Atomzeitalters, 2019 auf den Seiten 42f.
Das zum Betrieb unserer Atomkraftwerke benötigte Uran wird vorwiegend in den Wohngebieten indigener Völker in Kanada (Eskimos) und Australien (Aborigines) bergmännisch abgebaut und aufbereitet (in Australien befinden sich etwa 40 Prozent der weltweit bekannten Uran-Vorkommen). Deren Lebensräume werden dabei verwüstet und hochgradig radioaktiv kontaminiert. Krebskrankheiten, Fehlgeburten, Missgeburten häufen sich dort ähnlich wie in der Umgebung von Tschernobyl. Wissenschaftler, die das untersucht haben, sagen, die dortigen Lebens- und Arbeitsbedingungen kämen einem Genozid gleich. (Vgl. unter „Uranium Mining“ in „Google“). Auch in Tansania ist die Situation der Bevölkerung alarmierend: Uranfirmen und Teile der politischen Führung setzen ihre Pläne zum Uranabbau Schritt für Schritt um. Detaillierte Informationen bietet der Uranatlas. Daten und Fakten über den Rohstoff des Atomzeitalters, 2. Auflage April 2022. Informationen über den weltweiten Uranabbau finden sie hier.
Literatur:
- Wolfgang Sternstein, „Atomkraft – nein danke!“ Der lange Weg zum Ausstieg. Die Geschichte der Anti-Atomkraft-Bewegung. Verlag Brandes & Apsel, Frankfurt am Main 2013
- Manfred Kriener, Ciao, Atomstrom!, in: Le Monde diplomatique, August 2021
- Teva Meyer, Geopolitik der Brennstäbe. Auch Atomenergie schafft Abhängigkeiten, in: Le Monde diplomatique, Juni 2022