Reichtum, Armut, Ungleichheit: Information: Armut

 

Armut

 

Definition

Nach EU-Definition gilt eine Person als armutsgefährdet oder relativ arm, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Äquivalenzeinkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. In Deutschland lag dieser Schwellenwert im Jahr 2024 für eine alleinlebende Person netto (nach Steuern und Sozialabgaben) bei 1.378 Euro im Monat, für Haushalte mit zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren waren es 2.893 Euro netto im Monat. (Quelle) Wenn Menschen mit weniger als 50 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung im Monat auskommen müssen, spricht man von strenger Armut.

Dieser relativen Armut stellt die Unesco die absolute Armut gegenüber. Davon betroffen sind Menschen, die weniger als 5,50 US-Dollar pro Tag zur Verfügung haben. Grundlegende Bedürfnisse wie Nahrung, Kleidung und Unterkunft werden für sie zum Problem.
Für das Deutsche Institut für Armutsbekämpfung gibt es aber auch noch eine gefühlte Armut. Dabei geht es um Menschen, die sich aufgrund von gefühlter Ausgrenzung und Diskriminierung als arm betrachten.

Dauerhaft arm ist, wer fünf oder mehr Jahre arm ist.

Die Weltbank definiert einen Menschen als extrem arm, wenn ihm pro Tag weniger als 2,15 US-Dollar zur Verfügung stehen. Bei diesem Ansatz wird die Kaufkraft des US-Dollars in lokale Kaufkraft umgerechnet. Das heißt, dass extrem arme Menschen nicht in der Lage sind, sich täglich die Menge an Gütern zu kaufen, die in den USA 2,15 US-Dollar kosten würden. Die 2,15-Dollar-Grenze wird als finanzielles Minimum angesehen, das eine Person zum Überleben braucht. Demnach lebten im Jahr 2022 nach Schätzungen bis zu 750 Millionen Menschen in extremer Armut.

 

Dem am 6. Juli 2021 in New York veröffentlichten Bericht der Vereinten Nationen zu den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDG) zufolge lebten im Jahr 2020 9,5 Prozent der WELTBEVÖLKERUNG in extremer Armut. Aufgrund der Corona-Pandemie ist die Quote gegenüber dem Vorjahr (8,4 Prozent) zum ersten Mal seit 1998 wieder gestiegen.

Wie die Vereinten Nationen (UN) am 14. Juli 2023 mitteilten, sind seit dem Jahr 2020 165 Millionen Menschen in die Armut getrieben worden. Ende des Jahr 2023 würden dem Bericht des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) zufolge 75 Millionen Menschen in extreme Armut abrutschen und mit weniger als 2,15 Dollar (rund 1,92 Euro) pro Tag auskommen müssen. Weitere 90 Millionen werden demnach unter die Armutsgrenze von 3,65 Dollar pro Tag fallen.

Im Jahr 2020 hatten nur 47 Prozent der Weltbevölkerung effektiven Zugang zu mindestens einer Sozialschutzleistung, stellte die IAO in ihrem am 1. September 2021 veröffentlichten „World Social Protection Report 2020–22“ fest. Die restlichen 53 Prozent – bis zu 4,1 Milliarden Menschen – hatten überhaupt keinen Schutz. Sozialschutz umfasst den Zugang zu Gesundheitsversorgung und Einkommenssicherheit, beispielsweise bei Arbeitslosigkeit. Weltweit bekomme nur jeder dritte Mensch mit Behinderung eine materielle Zuwendung. Nur jeder fünfte Arbeitslose sei wirksam geschützt. »Dieser Zweig der sozialen Sicherung ist nach wie vor der am wenigsten entwickelte«, teilte die ILO mit.

Etwa ein Sechstel der Bevölkerung der USA gilt nach offiziellen Schätzungen als arm. Dabei ist die Schwelle durch die Regierung ohnehin sehr niedrig angesetzt: Lediglich wer weniger als 9000 Euro im Jahr verdient, wird in der Statistik berücksichtigt, bei einer vierköpfigen Familie liegt die Grenze bei 18.000 Euro. Die Hilfsorganisation „Feeding America“ schätzt, dass 2020 in den Vereinigten Staaten mehr als 50 Millionen Menschen von Armut betroffen sind, darunter etwa 17 Millionen Kinder.

In Russland leben nach Angaben des staatlichen Statistikamtes Rosstat inzwischen (Mai 2016) 22,7 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze (15,7 Prozent der Bevölkerung). Ende 2015 waren es 14,4 Millionen. Als arm gelten in Russland Menschen mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 9622 Rubel (157 Euro).

 

In der EUROPÄISCHEN UNION (EU-27) lag der Anteil der von Armut gefährdeten Personen im Jahr 2020 bei rund 22 Prozent. Armutsgefährdet ist eine Person, wenn sie nach Einbeziehung staatlicher Transferleistungen ein Einkommen von weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung des Landes, in dem sie lebt, zur Verfügung hat.
Wie EU-Sozialkommissar Nicolas Schmit am 28. September 2022 in Brüssel erklärte, sind mehr als einer von fünf Menschen in der EU von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen. Nur in einem Staat liege die Grundsicherung oberhalb der Armutsgrenze.

Die Statistiker unterscheiden drei Formen von Armut: erstens die Einkommensarmut, die vorliegt, wenn jemand weniger als 60 Prozent des bedarfsgewichteten mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung erzielt (bei einem Ein-Personen-Haushalt entsprach dies im Jahr 2018 1035 Euro im Monat. Leben Menschen nicht alleine in einem Haushalt, wird der Wert gewichtet berechnet. Das bedeutet, dass beispielsweise eine Familie, bestehend aus zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren, wie folgt berechnet wird: 1 [Erwachsener] plus 0,5 [Erwachsene] plus 0,3 [Kind] plus 0,3 [Kind] mal 1035 Euro = 2174 Euro), zweitens die „erhebliche materielle Entbehrung“ und drittens die sehr geringe Erwerbsbeteiligung.

 

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 29. Januar 2025 mitteilte, waren im Jahr 2024 in DEUTSCHLAND rund 13,1 Millionen Menschen von Armut betroffen, das sind 15,5 Prozent der Bevölkerung. Eine Person gilt nach der EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt. In Deutschland lag dieser Schwellenwert im Jahr 2024 für eine alleinlebende Person netto (nach Steuern und Sozialabgaben) bei 1.378 Euro im Monat, für Haushalte mit zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren waren es 2.893 Euro netto im Monat.
6,0 Prozent der Bevölkerung oder rund 5,0 Millionen Menschen in Deutschland waren im Jahr 2024 von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen. Das bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen aufgrund von fehlenden finanziellen Mitteln deutlich eingeschränkt waren. Die Betroffenen waren zum Beispiel nicht in der Lage, ihre Rechnungen für Miete, Hypotheken oder Versorgungsleistungen rechtzeitig zu bezahlen, eine einwöchige Urlaubsreise zu finanzieren, abgewohnte Möbel zu ersetzen oder sich einmal im Monat im Freundeskreis oder mit Verwandten zu treffen, um gemeinsam etwas zu trinken oder zu essen.

Wie der Paritätische Gesamtverband in einer am 14. Mai 2024 veröffentlichten Expertise zu den aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes feststellt, verbleibt die Armut in Deutschland auch im Jahr 2023 auf „erschreckend hohem Niveau“. Den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge habe die Armutsquote in Deutschland im Jahr 2023 16,6 Prozent betragen. 14,1 Millionen Menschen müssten laut dem Verband zu den Armen gerechnet werden.

Laut einer am 13. Dezember 2024 veröffentlichten Berechnung der Paritätischen Forschungsstelle zur Wohnarmut in Deutschland sind deutlich mehr Menschen als bisher angenommen von Armut betroffen, wenn die Wohnkosten berücksichtigt werden. Sie berücksichtigen erstmals die tatsächlich verfügbaren Einkommen nach Abzug der Warmmiete und der Stromkosten. Demzufolge sind insgesamt 17,5 Millionen Menschen (21,2 Prozent der Bevölkerung) von Wohnarmut betroffen. Somit sind in Deutschland 5,4 Millionen mehr Menschen von Armut betroffen als nach konventioneller Berechnung.

Laut dem am 26. März 2024 veröffentlichten Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbandes lebten im Jahr 2022 in Deutschland 14,2 Millionen Menschen in Armut, davon rund drei Millionen Kinder. Zwar ging der Anteil minimal auf 16,8 Prozent zurück, die absolute Zahl aber stieg um 100.000 gegenüber dem Vorjahr.

Wie aus dem am 4. November 2024 veröffentlichten Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung hervorgeht, hat die Einkommensarmut, und hier insbesondere die Quote der Haushalte, die von „strenger Armut“ betroffen sind, also nicht einmal 50 Prozent des mittleren Einkommens, das heißt bei einem Singlehaushalt, nicht mehr als 1.120 Euro im Monat, zur Verfügung haben, stark zugenommen: Im Jahr 2010 waren das noch 7,8 Prozent der Menschen in Deutschland, im Jahr 2021 bereits 11,3 Prozent.

Dem am 2. November 2023 veröffentlichten neuen Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zufolge hat der Anteil der Armen und der sehr Armen über die untersuchten Jahre hinweg eindeutig zugenommen: „Im Jahr 2022 leben 16,7 Prozent der Deutschen in Armut; 10,1 Prozent der Deutschen sogar in strenger Armut – sie müssen also mit weniger als 50 Prozent des mittleren Einkommens zurechtkommen. Im Jahr 2010 waren hingegen nur 14,5 Prozent der Deutschen von Armut betroffen; 7,7 Prozent waren sehr arm.“ (WSI-Verteilungsbericht 2023, S. 8)

Seit 2001 verabschiedet die Bundesregierung alle vier Jahre den Bericht „Lebenslagen in Deutschland“. Am 12. Mai 2021 hat das Bundeskabinett den Sechsten Armuts- und Reichtumsbericht (6. ARB) „Lebenslagen in Deutschland“ beschlossen.

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 5. April 2023 haben zum Jahresende 2022 knapp 1,2 Millionen Personen Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch (SGB XII) bezogen, knapp 67.000 beziehungsweise 6,0 Prozent mehr als im Dezember 2021. Leistungsberechtigt sind Erwachsene, die dauerhaft voll erwerbsgemindert sind oder die Altersgrenze nach § 41 Absatz 2 (SGB XII) erreicht haben und ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen sicherstellen können.

Armut bedeutet in Deutschland, einem der reichsten Länder der Erde, nicht nur Verzicht auf Konsumgüter, auf Annehmlichkeiten und auf gesellschaftliche Teilhabe; häufig geht sie auch mit physischem und psychischem Leid einher, mit höheren Erkrankungsraten bis zu einer signifikant geringeren Lebenserwartung. Laut einer Mitteilung des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom 15. März 2017 haben Männer und Frauen mit einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze im Vergleich zu den hohen Einkommensbeziehern eine um elf beziehungsweise acht Jahre geringere Lebenserwartung.

 

Kinderarmut

Anlässlich des Internationalen Tags für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober weisen die SOS-Kinderdörfer in einer Presseerklärung vom 14. Oktober 2024 darauf hin, dass WELTWEIT 566 Millionen Kinder von Armut betroffen sind, mehr als die Hälfte aller von Armut betroffenen Menschen.

Weltweit sind durchschnittlich nur 35 Prozent der Kinder sozial abgesichert, heißt es in einem am 6. Februar 2019 in Genf vom UN-Kinderhilfswerk Unicef und der Internationalen Arbeitsorganisation (Ilo) veröffentlichten Bericht zur sozialen Sicherheit von Kindern. Der Bericht weist darauf hin, dass jedes fünfte Kind weltweit in extremer Armut lebe mit weniger als 1,70 Euro pro Tag und fast die Hälfte der Kinder in „moderater“ Armut  mit umgerechnet 2,70 Euro pro Tag.

Wie ein am 7. März 2023 veröffentlichter Bericht der Organisation Save the Children zeigt, ist die Zahl der Kinder, die in EUROPA von Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen sind, im Jahr 2021 um 200.000 auf 19,6 Millionen gestiegen. Betroffen ist damit jedes vierte Kind. Allein in Deutschland lebten mehr als zwei Millionen Kinder in Armut.

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts vom 1. Juli 2024 waren im Jahr 2023 in den Ländern der Europäischen Union (EU) 24,8 Prozent der unter 18-Jährigen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.

Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamts vom 1. Juli 2024 waren im Jahr 2023 in DEUTSCHLAND knapp 2,1 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren armutsgefährdet. Das entspricht einer Armutsgefährdungsquote von 14,4 Prozent. Jedes fünfte Kind und ein Viertel der Jugendlichen in Deutschland wachsen in von Armut betroffenen Familien auf.

Kinder aus armen Familien sind einer am 2. März 2015 in Berlin vorgestellten Untersuchung des Robert-Koch-Institutes zufolge öfter krank als ihre bessergestellten Altersgenossen. Der Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit einem niedrigen sozialen Status sei bei etwa jedem Zehnten „mittelmäßig bis sehr schlecht“, bei Gleichaltrigen aus der mittleren und hohen Statusgruppe treffe dies nur auf sechs bis drei Prozent zu. Das Risiko für psychische Auffälligkeiten bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien sei bis zu dreimal größer als bei anderen Elternhäusern.

„Die heutigen Bürgergeld-Beträge von 42o Euro im Monat für Jugendliche von 14 bis 17 Jahren, 348 Euro für die Sechs- bis 13-Jährigen und 318 Euro für Kleinkinder reichen keineswegs aus, um den Nachwuchs gesund zu ernähren, gut zu kleiden und ihm soziale und kulturelle Teilhabe zu ermöglichen.“ (Christoph Butterwegge in einem Interview in der Frankfurter Rundschau vom 4. Juli 2023)

Reichtum, Armut, Ungleichheit aus Sicht der Kinder
„Vor allem Armut ist aus Sicht der Kinder die Hauptursache für Ungerechtigkeit“, sagt Sabine Andresen, Professorin für Sozialpädagogik und Familienforschung an der Frankfurter Goethe-Universität in einem Gespräch mit der Frankfurter Rundschau. „Kinder aus armen Familien erfahren die Ungerechtigkeit besonders stark, sie fühlen sich benachteiligt, ihr Wohlbefinden ist eingeschränkt, weil ihre gesellschaftliche Teilhabe begrenzt ist und sie Mangelerfahrungen ausgesetzt sind. (…) Die Verantwortung dafür, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergeht, liegt aus ihrer Sicht bei den Wohlhabenden“, betont Andresen. Insgesamt sei bei Kindern eine große Ablehnung gegenüber Ungleichheit zu verzeichnen – sowohl wenn es um die eigene Person geht als auch bei anderen Menschen. (Frankfurter Rundschau vom 8./9. November 2014)

 

Altersarmut

Nach Daten des Statistischen Bundesamtes, die die Partei BSW erfragt hat und die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vorliegen, waren 3,54 Millionen Rentnerinnen und Rentner im Jahr 2024 in Deutschland armutsgefährdet, rund 300.000 Menschen mehr als im Jahr zuvor. Die Quote stieg damit im Vergleich zu 2023 von 18,4 auf 19,6 Prozent.
Wie Eurostat-Daten zeigen, hatten mehr als drei Millionen Menschen über 65 Jahren im Jahr 2023 in Deutschland maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung. Damit lagen mehr als die Hälfte der gesetzlichen Renten in Deutschland unter der Armutsgefährdungsschwelle.

Laut einer Pressemitteilung des Statistischen Bundesamte vom 28. März 2025 erhielten im Dezember 2024 insgesamt rund 739.000 Personen Grundsicherung im Alter, das heißt, sie hatten die Altersgrenze nach dem SGB XII erreicht oder überschritten und konnten ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen sicherstellen. Dies entspricht einem Anstieg von 7,1 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.

Wie aus der Studie „Hohes Alter in Deutschland“ hervorgeht, über die Bundesfamilienministerin Anne Spiegel am 16. Dezember 2021 informiert hat, lebt fast ein Viertel der Menschen über 80 Jahren in Deutschland in Armut. Demnach verfügen 22,4 Prozent der Bevölkerung im Alter von 80 Jahren und älter über ein maximales Netto-Einkommen von 1.167 Euro im Monat. In der Gesamtbevölkerung sind es lediglich 14,8 Prozent. Innerhalb der Gruppe der Hochbetagten mit den niedrigsten Einkommen sind den Daten zufolge Frauen stärker von Armut betroffen als Männer. Demnach leben 26,1 Prozent der hochaltrigen Frauen unter der Armutsgrenze, bei den Männern sind es 16,9 Prozent.
Die im Jahr 2017 veröffentlichte Studie „Entwicklung der Altersarmut bis 2036“ der Bertelsmann-Stiftung geht davon aus, dass 2036 20,2 Prozent der über 67-Jährigen von Altersarmut betroffen sind.

 

ARM – TROTZ ARBEIT

Laut einer Mitteilung der Internationalen Arbeitsorganisation vom August 2016 leben junge Menschen in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern selbst dann unterhalb der UN-Armutsgrenze, wenn sie Jobs haben. In diesen Ländern müssten derzeit 156 Millionen arbeitende junge Menschen mit weniger als 3,10 US-Dollar am Tag auskommen.

Die Zahl berufstätiger Menschen in Deutschland, die trotz ihrer Arbeit unter die Armutsschwelle fallen, hat sich zwischen 2004 und 2014 mehr als verdoppelt. Dies geht aus einer am 6. Juli 2017 veröffentlichten Studie der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Danach lag der Anteil der 18- bis 64-Jährigen erwerbstätigen Inländer, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hatten (für einen Einpersonenhaushalt liegt die Schwelle derzeit bei rund 11.800 Euro netto im Jahr) und damit als arm gelten, noch bei 4,8 Prozent. Zehn Jahre darauf waren es 9,6 Prozent. Die absoluten Zahlen fallen noch deutlicher aus, weil die Zahl der Erwerbstätigen von 39,3 auf 42,6 Millionen stieg. Daraus ergeben sich für 2004 knapp 1,9 Millionen arbeitende Arme, für 2014 fast 4,1 Millionen.

Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 28. Januar 2021 mitteilte, waren 8,0 Prozent der Erwerbstätigen ab 18 Jahren im Jahr 2019 in Deutschland armutsgefährdet. Rund 3,1 Millionen Menschen mussten also trotz Arbeit mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) der Gesamtbevölkerung auskommen. Die Armutsgefährdung von Erwerbstätigen ging damit im Vergleich zum Jahr 2018 um gut einen Prozentpunkt zurück: Damals hatte sie 9,1 Prozent betragen. Der Rückgang fiel deutlicher aus als im Durchschnitt der EU-27: Hier sank der Anteil von 9,3 Prozent auf 9,0 Prozent. Insgesamt waren Erwerbstätige hierzulande also etwas seltener armutsgefährdet als im EU-Durchschnitt. In Rumänien waren Erwerbstätige mit einem Anteil von 15,7 Prozent EU-weit am häufigsten von Armut bedroht, in Finnland (2,9 Prozent) am seltensten.


RSS