Reichtum, Armut, Ungleichheit: Inspiration
INSPIRATION
Es sollte überhaupt kein Armer unter euch sein.
5. Mose 15,4a
Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes gelangt.
Selig sind die Armen (= die, die nicht mehr haben, als sie wirklich brauchen), denn ihrer ist das Reich Gottes.
In Chile gibt es ein Volk, die Mapuche, die das Wort „Armut“ nicht kennen. In ihrer Sprache gibt es nur das Wort „verarmt“, denn: Armut ist kein Zufall, sondern die Folge davon, dass jemand dich verarmen lässt.
Bischo Luigi Infanti anlässlich der katholischen Sozialwoche 2023 in Aysén, einer Region im Süden Chiles
Die Armut aus der Welt zu schaffen, ist unsere Aufgabe – gerade auch die der Christen.
Otto Umfrid, 1857–1920, Pfarrer und Pazifist
Was nachdenkliche Reiche das Problem der Armut nennen, nennen nachdenkliche Arme mit gleichem Recht das Problem des Reichtums.
R. H. Tawney, 1880–1962, englischer Wirtschaftshistoriker, Sozialkritiker,
christlicher Sozialist und Pionier der Erwachsenenbildung
Reduce inequality within and among countries
Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern
Zehntes der am 25. September 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten
17 Ziele für eine weltweite nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals)
Die Vertragsstaaten erkennen das Recht jedes Kindes auf einen seiner körperlichen, geistigen, seelischen, sittlichen und sozialen Entwicklung angemessenen Lebensstandard an.
Artikel 27 Absatz 1 der UN-Kinderrechtskonvention vom 20. November 1989
Nicht nur Armut, auch Reichtum muss ein Thema der politischen Debatte sein.
Aus: „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit. Wort des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz zur wirtschaftlichen und sozialen Lage in Deutschland“ von 1997 (Ziffer 24).
Wer reich ist, steckt im Vergleich zum Normalbürger in völlig anderen Zusammenhängen. Es gibt Sorgen, die ein Reicher einfach nicht kennt. Vor allem kann er sich jederzeit seine Wünsche erfüllen, das heißt es gibt fast keine Grenzen für ihn. Auch auf andere muss er kaum Rücksicht nehmen, weil die Menschen sich nach ihm oder ihr zu richten haben. Man kann rücksichtslos und asozial seine Ziele verfolgen und sich zumindest einbilden, auf niemanden angewiesen zu sein. Das ist strukturell pervers.
Aus: „Bordzeitung“ zur Sonderausstellung Reichtum – mehr als genug vom 6. Juli bis 10. November 2013
im Deutschen Hygiene-Museum Dresden
Besser nicht genug als zu viel.
Aus Asien
An edifice which produces beggars needs restructuring.
Ein Haus, das Menschen zu Bettlern macht, muss umgebaut werden.
Martin Luther King (1929–1968, US-amerikanischer Baptistenpastor und Bürgerrechtler),
aus der „Riverside-Rede“ vom 4. April 1967
Imagine no possessions
I wonder if you can
No need for greed or hunger
A brotherhood of man
Imagine all the people
Sharing all the world
Stell dir vor, es gäbe keine Besitztümer.
Ich bin gespannt, ob du das kannst.
Es gäbe keine Habgier und keinen Hunger,
und alle Menschen wären wie Schwestern und Brüder.
Stell dir all die Völker vor,
die sich diese Welt teilen.
John Lennon (1940–1980, britischer Musiker, Komponist, Autor und Friedensaktivist),
aus dem Lied „Imagine“ (1971)
Ungleichheit wird nicht abgebaut werden, wenn sie nicht auch von denen kritisiert wird, die von ihr profitieren.
Carolin Emcke, Ja heißt ja und … Ein Monolog, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, S. 59
Thomas Müntzer zog des Hass der Reichen und Mächtigen auf sich, „weil er so entschlossen die Kraft des Zeichens = empfunden hatte“.
Éric Vuillard, Der Krieg der Armen. Aus dem Französischen von Nicola Denis, Berlin 2020, S. 63