Vergiftung und Versalzung der Böden: Aktion

 

AKTION

 

  • „Um die hohe Zahl an Pestizidvergiftungen zu senken, hat die WHO zusammen mit der Welternährungsorganisation (FAO) einen Verhaltenskodex für den Umgang mit Pestiziden verabschiedet. Er besagt unter anderem, dass auf Pestizide verzichtet werden sollte, deren Anwendung persönliche Schutzausrüstung erfordert, die unbequem oder teuer ist. Zudem empfiehlt die WHO den Einsatz von agrarökologischen Alternativen und ein Verbot von besonders giftigen Pestiziden. Diese Empfehlungen wurden jedoch bislang kaum umgesetzt und nicht auf eine verbindliche Rechtsgrundlage gestellt.“(Pestizidatlas. Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft 2022, S. 19).
  • Am 19. Dezember 2022 haben sich die Delegierten von 193 Staaten der Welt auf dem UN-Biodiversitätsgipfel (COP 15) im kanadischen Montreal auf das Ziel geeinigt, das Risiko durch Pestizide und gefährliche Chemikalien bis 2030 um die Hälfte zu reduzieren.
  • Sri Lanka wollte als erstes Land der Welt nur noch auf biologischen Anbau setzen. Präsident Gotabaya Rajapaksa hatte deshalb im Mai 2021 ein Komplettverbot für Kunstdünger und chemische Pflanzenschutzmittel verhängt. Angesichts einer Wirtschaftskrise mit sich stetig verschärfender Lebensmittelknappheit dürfen nun ab sofort wieder Pestizide und andere chemische Pflanzenmittel importiert werden, wie Regierungsvertreter Udith Jayasinghe am 21. November 2021 im Fernsehen erklärte.
  • Die Europäische Union hat am 29. April 2013 das Ausbringen der Pestizide Clothianidin und Imidacloprid aus dem Hause Bayer sowie Thiamethixam von Syngenta (sogenannte Neonikotinoide, kurz Neoniks genannt), die für das massenhafte Sterben von Bienen verantwortlich gemacht werden, vom 1. Dezember 2013 an für zunächst zwei Jahre verboten. Ab März 2014 ist auch das Präparat Fipronil verboten. Nur in Gewächshäusern und bei ausgewählten Nutzpflanzen wie Wintergetreide dürfen die Insektengifte weiterhin zum Einsatz kommen. Eine am 8. April 2015 veröffentlichte Studie des europäischen Forscher-Netzwerks Easac bestätigt den Verdacht, dass Pflanzenschutzmittel für das verbreitete Bienensterben verantwortlich sind. Die Forscher sehen auch Schmetterlinge, Motten und Vögel in Gefahr. In einer neuen Risikobewertung vom 28. Februar 2018 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Gefahr von Neonikotinoiden für Honig- und Wildbienen bestätigt. Allerdings wird von einer Ausnahmemöglichkeit, die eine EU-Verordnung von 2009 vorsieht, nach der Staaten ein verbotenes Pflanzenschutzmittel für maximal 120 Tage zulassen dürfen, wenn es sich „angesichts einer anders nicht abwehrenden Gefahr als notwendig erweist“ (sogenannte Notfallzulassung), zum Teil extensiv Gebrauch gemacht.
  • Das ursprünglich im Rahmen des Nature Restoration Law der Europäischen Union geplante Vorhaben, den Einsatz von Pestiziden bis 2030 zu halbieren, wurde angesichts der europaweit anschwellenden Bauernproteste durch Beschluss der EU-Kommission im Februar 2024 fallengelassen.
  • Eine im März 2021 veröffentlichte Studie des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) im Auftrag eines breiten Bündnisses zeigt, wie sich mit einer Pestizid-Abgabe das Ziel, den Einsatz von Pestiziden bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent zu verringern, in Deutschland erreichen ließe. Derzeit gibt es in Deutschland keine effektive Politik, die zu einer Reduktion des Pestizideinsatzes führt (Pestizidatlas. Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft 2022, S. 15). „Ab 2023 gibt es in Deutschland das erste Mal zusätzliche GAP-Zahlungen für Betriebe, die auf Pestizide auf konventionellen Äckern verzichten.“ (Pestizidatlas. Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft 2022, S. 45) Die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik (GAP) regelt, wie viele Subventionen landwirtschaftliche Betriebe erhalten.
  • Die Europäische Kommission will die Produktion von EU-weit verbotenen Chemikalien, darunter hochgefährliche Pestizide, für den Export stoppen. Erste Erfolge: In Frankreich ist ab 2022 ein Gesetz in Kraft, das die Herstellung, Lagerung und den Export von Pestiziden verbietet, die in der EU verboten sind. Der Export aus der Schweiz wird ab 2021 verschärft und für fünf besonders giftige Pestizide verboten. (Quelle: Fleischatlas 2021, S. 25) In Deutschland wird ein solches Exportverbot vorbereitet.
  • Die Bundesregierung strebt laut Koalitionsvertrag von 2021 an, den Anteil der Bio-Landwirtschaft von derzeit rund zehn Prozent bis 2030 auf 30 Prozent anzuheben.
  • Das Bundeskabinett hat am 9. Februar 2021 eine Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung beschlossen, wonach die Anwendung von Glyphosat zunächst stark eingeschränkt und zum Jahresende 2023 ganz verboten werden soll. Die neue Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung ist am 8. September 2021 in Kraft getreten. In der Europäischen Union war Glyphosat zunächst noch bis zum 15. Dezember 2022 zugelassen, doch ist die Frist später um ein Jahr verlängert worden. Am 16. November 2023 hat die EU-Kommission die Anwendung des Pestizids für weitere zehn Jahre genehmigt, nachdem in einer Ausschusssitzung weder eine Mehrheit für noch dagegen zustande gekommen war. Deutschland hatte sich der Stimme enthalten. Da ein nationales Verbot unter diesen Umständen rechtswidrig gewesen wäre, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das geplante Verbot per Eilverordnung kurz vor dem Jahreswechsel 2023/2024 gekippt. Bereits geltende Ausnahmen bestehen jedoch weiterhin.
  • In kaum einem Land werden so viele Pestizide versprüht wie in Argentinien. Wissenschaftler schätzen, dass mehr als 13 Millionen Menschen durch die Giftstoffe geschädigt wurden. Der Fotograf Pablo E. Piovano hat die Folgen dokumentiert. Seine Ausstellung „Landwirtschaft der Gifte. Ihr Preis für den Menschen“ war vom 20. Oktober 2017 bis zum 21. Januar 2018 im Willy-Brandt-Haus in Berlin zu sehen. Im Kehrer-Verlag ist dazu der Bildband „The Human Cost of Agrotoxins“ erschienen.
  • Umweltbundesamt.
  • Die Initiative Landwende hat im Herbst 2017 die Kampagne Ackergifte? Nein danke! gestartet. Sie fordert einen kompletten Verzicht auf den Einsatz von Chemie.
  • NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V.
  • Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND)
  • 577 deutsche Städte und Gemeinden verzichten mittlerweile auf öffentlichen Flächen auf synthetische Pestizide (Stand Juni 2023). Eine Karte der pestizidfreien Kommunen, eine Beschlussvorlage für den Gemeinderat und weitere Informationen über das Projekt „Pestizidfreie Kommune“ finden Sie hier.
  • Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN); PAN Germany ist eine gemeinnützige Organisation, die über die negativen Folgen des Einsatzes von Pestiziden informiert und sich für umweltschonende, sozial gerechte Alternativen einsetzt.
  • Greenpeace setzt sich für eine pestizidfreie Landwirtschaft ein.
  • Eine Europäische Bürgerinitiative, die von mehr als 350 Organisationen aus 26 EU-Staaten unterstützt wird, hat die EU-weite Petition People4Soil gestartet. Werden eine Million Unterschriften aus mindestens sieben EU-Staaten erreicht, kann von der Kommission verlangt werden, das Thema Bodenschutz auf die Tagesordnung der europäischen Politik zu setzen und einen Gesetzgebungsprozess einzuleiten.
  • Im Jahr 2015 wurde die Idee einer weltweiten Kampagne „100 Prozent pestizidfrei bis 2030“ geboren.
  • Ökologisch bewirtschaftete Felder, Wiesen und Obstplantagen werden weder künstlich gedüngt noch mit umweltschädlichen Pestiziden traktiert. Darüber hinaus schützt die ökologische Landwirtschaft das Grundwasser vor dem Eintrag von Pestiziden und Nitraten und die Ackerböden vor Erosion und Fruchtbarkeitsverlust.
    Laut einer Mitteilung des Forschungsinstituts für ökologischen Landbau (FiBl) vom 13. Februar 2024 hat die globale Biolandwirtschaftsfläche im Jahr 2022 um 20,3 Millionen Hektar zugenommen und belief sich Ende 2022 auf 96,4 Millionen Hektar, die Anzahl der Biolandwirtschaftsbetriebe ist auf über 4,5 Millionen gestiegen. Der Umsatz mit Biolebensmitteln erreichte fast 135 Milliarden Euro. 2,0 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche wurden weltweit biologisch bewirtschaftet, viele Länder haben jedoch weit höhere Anteile: Liechtenstein lag mit 43 Prozent an der Spitze, gefolgt von Österreich (27,5 Prozent) und Estland (23,4 Prozent). In 22 Ländern wurden 10 Prozent oder mehr der gesamten Landwirtschaftsfläche biologisch bewirtschaftet.
  • In den Mitgliedstaaten der Europäischen Union soll bis 2030 der Anteil des Ökolandbaus an der gesamten Agrarfläche bei 25 Prozent liegen. Wie weit die Mitgliedstaaten im Jahr 2021 von diesem Ziel noch entfernt sind, ist auf S. 19 des Bodanatlas 2024 dargestellt (lediglich Österreich hatte das Ziel mit 25,7 Prozent Ökoanbaufläche bereits erreicht).
  • Angaben des Schweizer Forschungszentrum FiBL zum europäischen Biomarkt zufolge wurden im Jahr 2020 in Dänemark 13 Prozent des Umsatzes mit Lebensmitteln und Getränken mit Bio-Produkten gemacht, der höchste Wert weltweit, gefolgt von Österreich mit einem Bioanteil von 11,3 Prozent und der Schweiz mit einem Bioanteil von 10,8 Prozent. Deutschland kam auf 6,4 Prozent. Laut Agrar-Atlas 2019 hat sich der Pro-Kopf-Konsum an Bio-Lebensmitteln in der EU zwischen 2000 und 2016 beinahe vervierfacht und lag schließlich bei 60,50 Euro.
  • Laut einer Mitteilung des Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBl) vom 14. Februar 2023 wurden im Jahr 2021 17,8 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche in Europa biologisch bewirtschaftet (in der Europäischen Union: 15,6 Millionen Hektar). Mit fast 2,8 Millionen Hektar ist Frankreich das Land mit der größten biologisch bewirtschafteten Fläche, gefolgt von Spanien (2,6 Millionen Hektar), Italien (2,2 Millionen Hektar) und Deutschland (1,8 Millionen Hektar). Die biologische Anbaufläche machte in Europa 3,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche aus, in der Europäischen Union waren es 9,6 Prozent. In Europa (und weltweit) hatte Liechtenstein den höchsten Bioanteil (40,2 Prozent), gefolgt von Österreich, dem Land mit dem höchsten Bioanteil (26,5 Prozent) in der Europäischen Union. – Bio-Produkte machen in der EU lediglich vier Prozent des Lebenmittelmarktes aus (2024).
  • Laut einer Pressemitteilung des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) vom 13. Februar 2024 stieg der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland im Jahr 2023 um fünf Prozent auf 16,1 Milliarden Euro. („Das Marktwachstum gab es fast ausschließlich wegen höherer Preise, die Bio-Mengen sind voriges Jahr ungefähr stabil geblieben“, erklärte Analystin Diana Schaack.) Damit betrug der Bio-Marktanteil am gesamten Lebensmittelmarkt in Deutschland geschätzt 6,2 Prozent (in Österreich und der Schweiz sind es je über elf Prozent). Mit rund 1,94 Millionen Hektar werden nun knapp 12 Prozent aller landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaftet (bis 2030 sollen 30 Prozent erreicht sein). Die gesamte Öko-Fläche betrug 1.940.301 Hektar und damit 80.459 Hektar mehr (+ 4,3 Prozent) als 2022  (bildlich gesprochen wurde im Jahr 2023 täglich eine Fläche von der Größe von 307 Fußballfeldern auf ökologische Bewirtschaftung umgestellt). Im Jahr 2023 wurde jeder siebte Hof ökologisch bewirtschaftet (14,3 Prozent), was insgesamt 36.535 Bio-Höfen in ganz Deutschland entsprach.
  • Laut einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes vom 3. April 2024 haben im Jahr 2023 in Deutschland rund 28.700 Betriebe nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus gewirtschaftet, das waren 10 Prozent mehr als im Jahr 2020. Damit arbeiteten 11 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe gemäß diesen Vorgaben. Der Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche an der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche von 16,6 Millionen Hektar stieg in diesem Zeitraum von 1,6 Millionen Hektar im Jahr 2020 auf 1,85 Millionen Hektar im Jahr 2023, also von 9,6 Prozent auf 11,2 Prozent. [Das liegt über dem EU-Schnitt (9,1 Prozent); andere Länder wie Österreich (25,7 Prozent), Estland (22,4 Prozent) oder Schweden (20,3 Prozent) rangieren aber deutlich vor Deutschland.]
  • Mehr zum Thema finden Sie hier und hier.

RSS