Walfang: Information

 

INFORMATION

 

Jahrzehntelang hatte das Töten der Wale fast zu deren Ausrottung geführt. Das aus ihrem Speck hergestellte Öl wurde zum gefragten Rohstoff für die Industrie, Millionen Meeressäuger fielen diesem „Ölrausch“ zum Opfer. Das Öl fand Verwendung bei der Herstellung von Tierfutter, Schmier- und Reinigungsmitteln oder in der Kosmetikindustrie. Von den einst 150.000 im Pazifik, Indischen Ozean und Nordatlantik verbreiteten Walen sind allenfalls 28.000 übriggeblieben. Im gesamten 20. Jahrhundert wurden circa drei Millionen Wale erlegt, noch in den 1960er Jahren jährlich 30.000 Tiere. Früher, also vor Beginn der massiven Jagd um 1920, hat es etwa zehnmal so viele Wale gegeben wie heute. Den Blauwal hatte der industrielle Walfang des vergangenen Jahrhunderts beinahe ausgerottet. Rund 340.000 dieser Meeressäuger sollen getötet worden sein. Herman Melville beschreibt in Kapitel 61 seines Romans „Moby-Dick“ (1851) das brutale Abschlachten und den qualvollen Todeskampf eines Pottwals.

Laut einer Mitteilung des WWF vom 17. Februar 2022 gelten heute sechs der 13 großen Walarten als gefährdet oder stark gefährdet: der Finn- und Pottwal (beide laut Roter Liste Status “gefährdet”), der Blau-, Sei- und der Nordpazifische Glattwal (alle “stark gefährdet”) und der Nordatlantische Glattwal (“vom Aussterben bedroht”, ihr Bestand ist mit nur 336 Exemplaren auf dem niedrigsten Stand seit 20 Jahren).

Heute tauchen noch etwa 5000 der bis zu 180 Tonnen schweren Tiere durch die Ozeane. Im Mittelmeer leben 2500 Pottwale.

Allgemeine Informationen über Wale und einige Walarten finden Sie hier.

 

Seit dem 2. Dezember 1948 wird der Walfang durch das an diesem Tag beschlossene Internationalen Übereinkommen zur Regelung des Walfangs (International Convention on the Regulation of Whaling, ICRW) geregelt, einem der ältesten internationalen Umweltabkommen. Ihr ausführendes Organ ist die einmal jährlich in einem ihrer mittlerweile 88 Mitgliedsstaaten tagende Internationale Walfang-Kommission (International Whaling Commission, IWC). Die IWC hatte ursprünglich die Aufgabe, das Management der Großwalbestände weltweit zu regeln. Mittlerweile sind zahlreiche weitere Aufgaben wie der Schutz bedrohter Delfin- und Tümmlerbestände hinzugekommen.

Am 1. Januar 1986 trat das am 23. Juli 1982 von der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) beschlossene weltweite Verbot des kommerziellen Walfangs, das sogenannte Walfang-Moratorium, in Kraft, eine der größten Errungenschaften der internationalen Tier- und Artenschutzbewegung. Damit wurden die Quoten für den kommerziellen Walfang für alle Walarten und Jagdgebiete auf Null gesetzt. Walfang auf Grundlage des ICRW ist aus drei verschiedenen Gründen allerdings auch weiterhin möglich, nämlich zum örtlichen Verbrauch durch die indigene Bevölkerung (aktuell beträgt die Fangquote für Subsistenzjagd durch indigene Bevölkerungsgruppen in Grönland, Russland, den USA, dem Inselstaat St. Vincent und den Grenadinen insgesamt knapp 2800 Wale pro Jahr), zu wissenschaftlichen Zwecken und durch Staaten, die Einspruch gegen das Moratorium erhoben haben und aufrechterhalten. Das Moratorium sollte zunächst bis 1990 gelten, wurde aber verlängert und gilt noch heute. Gleichwohl fallen nach Angaben von Ocean Care immer noch jährlich 2000 Wale der Harpune zum Opfer. Zwar waren es vor dem Moratorium 30.000 im Jahr; da sich aber die großen Meeressäuger nur über lange Zeiträume und in geringer Zahl vermehren, kann für einzelne Arten auch die Tötung relativ weniger Tiere zur Bedrohung werden. Einen Überblick über die Walfangquoten seit Inkrafttreten des Walfang-Moratoriums finden Sie hier.

 

Derzeit gibt es noch drei Länder, die Wale jagen: Japan, Norwegen und Island:

Japan ist die mit Abstand größte Walfangnation. Es hat seit 1988 im Rahmen eines umstrittenen „wissenschaftlichen“ Forschungsprogramms mehr als 10.000 Großwale in den antarktischen Gewässern getötet. Nachdem das Land mit einem Vorstoß zur Wiedererlaubnis des kommerziellen Walfangs gescheitert war, trat Japan im Jahr 2019 aus der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) aus und nahm den kommerziellen Walfang in seinen Hoheitsgewässern offiziell wieder auf. Im Jahr 2023 wurden 294 Wale getötet, im Jahr 2024 genehmigte die Regierung den Fang von 376 Walen, u.a. auch von 59 Finnwalen. So ist denn auch – erstmals seit 48 Jahren – wieder ein Finnwal getötet worden.

Die japanische Regierung erlaubt den Fischern jedes Jahr vor der japanischen Küste die Jagd auf Delfine und andere kleinere Wale und setzt dafür jedes Jahr Fangquoten fest (1940 Tiere in der von September 2019 bis April 2020 laufenden Saison). Die meisten Tiere werden vor der Küste Taijis gefangen. Dabei treiben die Fischer Delfine in einer Bucht zusammen, indem sie durch Hämmern auf ins Meer gehaltene Metallstangen den Orientierungssinn der Tiere lahmlegen. Die schönsten Exemplare werden im Auftrag von Delfinarien aussortiert, die übrigen werden in einer Nachbarbucht abgeschlachtet. Die alljährlich stattfindende Jagd auf die Delfine stößt auf weltweite Empörung. Der Oscar-prämierter Dokumentarfilm „Die Bucht“ aus dem Jahr 2009 von Regisseur Louie Psihoyos mit dem Tierschutzaktivisten Richard O’Barry dokumentiert das Abschlachten der Delphine. Anlässlich der am 1. September 2022 beginnenden Delfinjagdsaison in Japan verweist die Tier- und Artenschutzorganisation Pro Wildlife auf den rapide steigenden Handel mit lebenden Delfinen.

 

Norwegen gehört zu den Ländern, die sich über das Walfangmoratorium hinwegsetzen. Seit 1993 werden dort wieder Zwergwale getötet, die als Großwale unter das Moratorium fallen. Wie der norwegische Fischereiverband Råfisklag berichtete, töteten norwegische Walfänger im Jahr 2024 414 Zwergwale und blieben damit, wie auch in den Jahren zuvor, weit unter der erlaubten Abschussquote. Nach Angaben des Fischereiministeriums leben mehr als 100.000 Zwergwale in norwegischen Gewässern.

 

Island hat im Jahr 2019 erstmals seit 17 Jahren keine Wale mehr gejagt. Wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive gab es, trotz vorhandener Fangquoten, bis zum Jahr 2021 keine Fangaktivitäten. Im Jahr 2022 hat Island 148 Finnwale erlegt. Im Jahr 2023 wurden, wie der isländische Rundfunksender RÚV am 8. September 2023 berichtete, in den Gewässern rund um Island drei Finnwale erlegt. Ende 2024 genehmigte der isländische Interimspremier und gleichzeitige Interimsfischereiminister Bjarni Benediktsson kurz vor dem Ende seiner Amtszeit zwei neue Walfang-Lizenzen: Bis zum Jahr 2029 dürfen jährlich 209 Finnwale und 217 Zwergwale vor Island harpuniert werden.

 

Die größte Bedrohung der Wale ist allerdings nicht der Walfang, sondern die „normale“ Fischerei. Nur zehn Prozent der Waltötungen durch den Menschen sind auf den Fang zurückzuführen. Schätzungsweise 300.000 Wale, Delfine und Schweinswale, mehr als zur Hochzeit des Walfangs im vergangenen Jahrhundert, verenden jedes Jahr als sogenannter Beifang in den Netzen der Fangflotten. Viele Wale kommen darüber hinaus durch Kollisionen mit Schiffen, Desorientierung durch Lärm oder Öl-Kontamination ums Leben.

Hunderte Schweinswale ertrinken jährlich qualvoll durch Fischerei in Schutzgebieten der deutschen Nord- und Ostsee, in denen Stellnetzfischerei jedoch weiterhin erlaubt ist. Die Meeressäuger erkennen die dünnen, im Meeresboden verankerten und bis zur Oberfläche reichenden Netze häufig nicht, verfangen sich und ertrinken dann, weil sie nicht mehr zum Luftholen an die Meeresoberfläche können.


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