Wasserverschmutzung, Wasserverbrauch und Wassermangel; Wasserprivatisierung; Wasserkrise: Information
INFORMATION
Der „blaue Planet“ Erde ist zu 72 Prozent mit Wasser bedeckt (das Wasser auf der einst staubtrockenen Erde stammt möglicherweise von einem Jahrmillionen andauernden Meteoritenbeschuss; die Brocken aus dem All brachten es quasi als blinden Passagier mit hierher). Wäre diese gigantische Menge von 1,450 Milliarden Kubikkilometern Wasser gleichmäßig über die Erde verteilt, läge jeder Punkt der Erde 2,7 Kilometer tief unter Wasser. Rund 97,5 Prozent davon sind für den menschlichen Konsum, Landwirtschaft oder Industrie jedoch nicht nutzbar, es handelt sich um das Salzwasser der Ozeane. Von den 2,5 Prozent Süßwasser sind zwei Drittel in den Eiskappen von Nord- und Südpol und in den Gletschern gespeichert, ein weiterer Teil in der Atmosphäre oder in Speichern eingeschlossen, die sich in prähistorischer Zeit tief unter der Erdoberfläche gebildet haben. Somit muss die Menschheit auf Dauer mit 0,4 Prozent des globalen Wasserreservoirs auskommen, da sich das sonstige Süßwasser nicht anzapfen lässt.
WASSERVERSCHMUTZUNG
Laut dem am 22. März 2024 veröffentlichten UN-Weltwasserberichts 2024 haben WELTWEIT 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Die meisten von ihnen leben in ländlichen Gebieten. Der Weltwasserbericht der Vereinten Nationen wird jährlich durch die Unesco und ihr World Water Assessment Programme für UN-Water erstellt. Dazu arbeiten über 30 UN-Organisationen mit der Unesco zusammen. Von 2003 bis 2012 erschien der Bericht alle drei Jahre. Seit 2014 wird er jährlich mit einem Themenschwerpunkt herausgegeben und widmet sich im Jahr 2024 der Rolle von Wasser für Wohlstand und Entwicklung.
Die nationale und internationale Wasserpolitik muss sich auf fortschreitende und beschleunigte Veränderungen im globalen Wasserkreislauf einstellen und hierauf schnell und umfassend reagieren. So lautet die Kernaussage des am 11. Oktober 2024 veröffentlichten Hauptgutachtens „Wasser in einer aufgeheizten Welt“ des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU).
Anlässlich der am 22. März 2023 beginnenden Weltwasserkonferenz der Vereinten Nationen warnt UNICEF vor den lebensbedrohlichen Gefahren für Kinder durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitärversorgung und den Klimawandel. Täglich sterben weltweit mehr als 1.000 Kinder unter fünf Jahren an Krankheiten, die durch verschmutztes Wasser, fehlende Sanitäreinrichtungen und mangelnde Hygiene verursacht werden.
Wie aus am 2. November 2021 veröffentlichten Analysen des WWF-Wasserrisikofilters hervorgeht, erhöhen sich durch die Klimaveränderung sogenannte Wasserrisiken wie Dürren, Überschwemmungen und verunreinigtes Trinkwasser dramatisch. Je nach Klimaszenario könnten in dreißig Jahren bis zu 51 Prozent der weltweiten Bevölkerung in einem Gebiet mit sehr hohem Wasserrisiko leben. Die Hälfte der Weltbevölkerung wird nach diesem Szenario beispielsweise unter Überschwemmungen, Wasserknappheit oder schlechter Wasserqualität leiden – momentan sind es nur 17 Prozent.
Nach Angaben der europäischen Bürgerinitiative Right2Water haben eine Million Menschen in EUROPA keinen Zugang zu Trinkwasser, bis zu acht Millionen fehlt der Zugang zu sanitären Anlagen.
Laut einem am 24. Mai 2024 von Mitgliedsorganisationen des Europäischen Pestizid Aktions-Netzwerks veröffentlichten Report sind viele Gewässer Europas durch sogenannte Ewigkeitschemikalien belastet. In 79 Prozent der Wasserproben von 23 Oberflächenwasser- und sechs Grundwasserproben in zehn europäischen Ländern überschreitet allein die Chemikalie Trifluoressigsäure (Triflouracetat, TFA), die vor allem ein Abbauprodukt von speziellen Pestiziden ist, den in der EU-Trinkwasserrichtlinie vorgeschlagenen Grenzwert für „PFAS gesamt“. PFAS ist das Kürzel für per- und polyfluorierte Alkylverbindungen. Es handelt sich um rund 10.000 Chemikalien, die in vielen Produkten eingesetzt werden, etwa um sie wasser-, schmutz- oder fettabweisend auszurüsten. Wegen ihrer schlechten Abbaubarkeit werden sie Ewigkeitschemikalien genannt. Etwa 2000 davon gelten als Ausgangsstoffe für TFA.
Nur 40 Prozent der europäischen Seen, Flüsse und Küstengewässer sind in einem guten oder sehr guten ökologischen Zustand, berichtete die Europäische Umweltagentur am 3. Juli 2018. In DEUTSCHLAND wurden sogar nur 8,4 Prozent der Gewässer mit gut oder sehr gut bewertet. Hauptgrund für den dürftigen Zustand der Gewässer seien zu viele Nährstoffe und Pestizide aus der Landwirtschaft, Staudämme und eine überhöhte Wasserentnahme.
Laut der am 15. März 2022 anlässlich des Weltwassertags 2022 veröffentlichten vierten Auflage des „Schwarzbuchs Wasser“, einer Übersichtsstudie der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e. V. zum Zustand des deutschen Grund- und Leitungswassers, sind die natürlichen Wasservorkommen in Deutschland stark gefährdet und befinden sich in einem teils katastrophalen Zustand.
In Deutschland sind nur rund acht Prozent der Gewässer (739 von 9804 Flüssen, Seen und Küstengewässern) in einem guten oder sehr guten Zustand, wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Juni 2017 hervorgeht. 6837 werden als „mäßig“ oder „unbefriedigend“ bewertet, 1886 gar als „schlecht“. Die Zahlen hat Deutschland laut Bundesregierung 2015 an die EU berichtet. Ihrem Ziel, bis 2027 alle Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, ist die Regierung nicht nähergekommen.
Derzeit gelangen mehr als 100.000 verschiedene chemische Substanzen in unsere Gewässer, die teils miteinander reagieren und weitere Stoffe bilden.
Die auf den Feldern ausgebrachte Gülle führt zu einer hohen NITRATBELASTUNG des Grund- und damit des Trinkwassers. Rund ein Viertel aller Trinkwasser-Reservoirs in Deutschland ist weiterhin zu stark mit der gesundheitsschädlichen Stickstoffverbindung Nitrat belastet. Das teilte die Bundesregierung im September 2015 in einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen mit. 306 der 1203 sogenannten Grundwasserkörper überschreiten an mindestens einer Messstelle den Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter. Ein maßgeblicher Grund für die Belastung ist der Kunstdünger aus der konventionellen Landwirtschaft. Würde man alle Gülle, die in Deutschland verspritzt wird und dann das Grundwasser verseucht, in Tankwagen gießen, würde der Güterzug einmal um den ganzen Planeten reichen. Den derzeit in der EU gültigen Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter Trinkwasser stufen Experten als zu hoch ein, weil er den natürlichen Nitratgehalt des Wassers um das bis zu Zwanzigfache übersteigt. Für 2021 wird ein „Risikogrenzwert“ von 30 Milligramm pro Liter Wasser anvisiert.
Die Nitratbelastung des Grundwassers in vielen Regionen Deutschlands ist trotz der Warnungen von Umweltexperten zuletzt weiter gestiegen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor, wie die Rheinische Post am 8. August 2019 berichtete. Demnach nahm der durchschnittliche Nitratgehalt an den 15 Grundwassermessstellen mit den jeweils höchsten Belastungen von 2013 bis 2017 um fast 40 Milligramm pro Liter zu. Wurde 2013 dort laut früherer Regierungsangaben ein Durchschnittswert von 170 Milligramm pro Liter gemessen, waren es 2017 bereits 209 Milligramm. In der EU gilt ein zulässiger Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anlässlich des Weltwassertags am 22. März 2022 mitteilte, wurden im Jahr 2020 wurden an 15,9 Prozent aller Messstellen höhere Werte als 50 Milligramm je Liter verzeichnet (ab einem Nitratgehalt von 50 Milligramm pro Liter ist Grundwasser nicht mehr ohne Aufbereitung als Trinkwasser geeignet). Der Anteil verändert sich dabei seit Jahren kaum, da sich auf Grund von hydrologischen Gegebenheiten der Nitratwert im Grundwasser nur langsam reduzieren kann, selbst wenn es oberirdisch zu keinen Einträgen mehr kommt.
Dem am 13. Mai 2024 veröffentlichen Umweltmonitor 2024 des Umweltbundesamt (UBA) zufolge wird die Verpflichtung der europäischen Nitratrichtlinie, der Grundwasserrichtlinie sowie der deutschen Grundwasser- und Trinkwasserverordnung, Überschreitungen des Grenzwertes für Nitrat von 50 Milligramm pro Liter zu verhindern, seit 2008 jedes Jahr an etwa jeder sechsten Messstelle nicht eingehalten.
Vor allem, um die zu hohen Nitratkonzentrationen im Grundwasser zu senken, fordert ein breites Bündnis aus Verbänden der Bereiche Umwelt, Landwirtschaft und Wasserwirtschaft sowie die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi in einem gemeinsamen, am 28. Oktober 2024 veröffentlichten Appell eine verursachergerechte, bürokratiearme, umwelt- und gewässerschonende Düngepolitik.
Ein großes Problem stellen Rückstände von Arzneien dar. Je nach Präparat werden bis zu 90 Prozent des enthaltenen Wirkstoffs unverändert wieder ausgeschieden und gelangen ins Abwasser. Kläranlagen fangen nur einen Teil der Substanzen ab. In Gewässern sind Arzneimittel daher ebenso nachzuweisen wie – in deutlich geringeren Mengen – im Trinkwasser. Rund 8100 Tonnen für die Umwelt problematischer Arzneimittel werden jedes Jahr in Deutschland in der Humanmedizin verschrieben. Das ist die Ladung von rund 200 Lastwagen.
Der Abrieb von Auto- und Lkw-Reifen belastet nicht nur die Luft, sondern schädigt auch die Gewässer, wie aus der Untersuchung eines Forschungsteams unter Leitung von Markus Pfenninger vom Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrum Frankfurt (SBiK-F) hervorgeht. Allein in Deutschland werden jedes Jahr 20.000 Tonnen dieser winzig kleinen Reifen- und Straßenabriebpartikel – eine chemisch komplexe Mischung aus vielen verschiedenen Komponenten wie Mikroplastik, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAKs), Mineralölen, Metallen, Reifengummi und synthetischen Chemikalien, einschließlich Reifengummizusätzen und Weichmachern – in Bäche, Flüsse und Seen eingetragen, vor allem durch ungefilterten Straßenabfluss, und beeinträchtigen dort das Überleben, die Entwicklung und die Fortpflanzung der Organismen.
WASSERVERBRAUCH
WELTWEIT steigt der Wasserverbrauch etwa doppelt so schnell an, wie die Weltbevölkerung wächst. Private Haushalte nutzen etwa zehn Prozent des verfügbaren Süßwassers, die Industrie verbraucht etwa doppelt so viel, der mit Abstand wichtigste Faktor ist mit 70 Prozent (dreimal mehr als vor 50 Jahren) die Landwirtschaft. Dabei scheiden Landwirtschaft und Industrie einen Großteil wieder als Abwasser aus – in vielen Regionen der Welt kaum geklärt und daher mit Umweltgiften aller Art belastet. Weltweit werden nur etwa fünf Prozent des Abwassers gereinigt. „Das große ‚Agrobusiness‘ verbraucht 70 Prozent des weltweit verfügbaren Süßwassers und der Landressourcen, erzeugt aber nur 30 Prozent der Nahrung weltweit. Die bäuerliche Landwirtschaft erzeugt 70 Prozent der Nahrung, nutzt aber nur 30 Prozent der Wasser- und Landressourcen.“ (Misereor-Fastenkalender 2021, 22. März)
„Die Landwirtschaft braucht 70 Prozent der weltweiten Vorräte an Trinkwasser. Der Bedarf der Bevölkerung: oft nicht gedeckt“ (Bodenatlas 2024, S. 45).
Wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) am 6. August 2024 in Berlin mitteilte, wurden in DEUTSCHLAND im Jahr 2023 pro Kopf und pro Tag im Schnitt 121 Liter Leitungswasser verbraucht (in den 1990er Jahren waren es noch 147 Liter): Unser Verbrauch an virtuellem Wasser, also Wasser, das am Ort der Erzeugung und Verarbeitung von Produkten verbraucht wird, nimmt allerdings rasant zu. Dieses Wasser kommt vornehmlich aus den ohnehin schon trockenen Regionen der Erde, in denen bereits Wassermangel herrscht, teilweise begleitet von bitterer Armut der Menschen. Wird das für unsere Nahrung und Konsumgüter verbrauchte Wasser eingerechnet, kommen dabei, wie Wissenschaftler des Water Foodprint Network berechnet haben, pro Kopf 3900 Liter täglich zusammen (= unser „Wasserfußabdruck“). Trotz unseres Wasserreichtums verbrauchen wir somit jährlich mehr Wasser als alle auf Deutschland niedergehenden Niederschläge zusammen. Laut einer Mitteilung des Umweltbundesamtes (UBA) vom 14. Oktober 2022 betrug der gesamte Wasserfußabdruck in Deutschland im Jahr 2021 rund 219 Milliarden Kubikmeter Wasser pro Jahr. Damit hinterlässt jede Person in Deutschland durch ihren Konsum einen Wasserfußabdruck von rund 2.628 Kubikmetern jährlich – das sind 7,2 Kubikmeter oder 7.200 Liter täglich. 86 Prozent des Wassers, das man für die Herstellung der in Deutschland konsumierten Waren benötigt, wird im Ausland verbraucht. Für Kleidung sind es sogar nahezu 100 Prozent.
Tagebaue, Chemiefirmen und die Nahrungsmittelindustrie verbrauchen allerdings insgesamt fast viermal so viel Wasser wie alle Bürger*innen Deutschlands zusammen (vgl. Liza Pflaum, Wasser gehört uns allen. Vorrechte von Konzernen sollten abgeschafft werden, in: Frankfurter Rundschau vom 28./29. Januar 2023).
Der Landesbund für Vogelschutz (LBV) informiert in einer am 28. Juni 2021 veröffentlichten Presseinformation über den versteckten Wasserverbrauch im Alltag und gibt „7 Tipps, um virtuelles Wasser zu sparen“.
Einen beträchtlichen Anteil haben Lebensmittelimporte aus Südspanien, Marokko und Tunesien, wo der Grundwasserspiegel aufgrund der hohen Wasserentnahmen kontinuierlich sinkt und ehemals fruchtbare Landstriche versteppen. Ein weiterer wahrer Wasserfresser ist die Baumwolle. Für ein einziges T-Shirt werden einer Studie des Beratungsbüros It Fits zufolge etwa 20.000 Liter Wasser verbraucht (= 50 Badewannen). Das Statistische Bundesamt hat ausgerechnet, dass die hierzulande verkauften Baumwollprodukte mehr Frischwasser verbrauchen, als in deutschen Haushalten fürs Baden, Kochen und Waschen aus den Hähnen fließt. Weltweit gehen sechs Prozent des Süßwassers für den Baumwollanbau drauf. Das führe zum Beispiel dazu, dass der Aralsee in Zentralasien vor allem durch den Baumwollanbau mittlerweile fast ausgetrocknet ist. Von einst 173 Tierarten sind dort noch 37 übrig. Doch nicht nur der Anbau, auch die Weiterverarbeitung der Baumwolle in Indien, Bangladesch und China benötigt sehr viel Wasser, Wasser, das der Bevölkerung vor Ort fehlt. Nach einer Studie der Non-Profit-Organisation Textile Exchange braucht Biobaumwolle 91 Prozent weniger Wasser. Auch Rindfleisch gehört zu den wasserintensiven Produkten. Für ein Kilogramm fallen ja nach Haltung und Fütterung ca. 15.000 bis 22.000 Liter Wasser an. Ein Hamburger schlägt mit rund 2.400 Liter zu Buche. Hamburger, Pommes und Softdrink: Schon die Produktion eines einzigen Fast-Food-Menüs verbraucht nach Berechnungen der Naturschutzorganisation WWF 6000 Liter Wasser, rechnet man Anbau von Kartoffeln und Getreide, Viehfütterung und Getränkeherstellung zusammen. Ein großes Problem dabei: Dort, woher unsere Konsumgüter oft kommen, gibt es oft kein Recycling des verschmutzten Wassers. – 140 Liter Wasser werden verbraucht, um eine Tasse Kaffee genießen zu können. Zahlen zum Wasserverbrauch für Alltagsprodukte finden Sie hier und hier. Vgl. auch Der Wasser-Fußabdruck Deutschlands. Woher stammt das Wasser, das in unseren Lebensmitteln steckt? (Herausgeber: WWF Deutschland. Frankfurt am Main; Stand August 2009)
WASSERMANGEL
„Wasserarm“ ist nach Angaben des Worldwatch-Instituts ein Staat, in dem den Menschen weniger als 2,74 Liter Wasser pro Person und Tag zur Verfügung stehen.
Laut dem am 22. März 2024 veröffentlichten UN-Weltwasserberichts 2024 leidet etwa die Hälfte der WELTBEVÖLKERUNG saisonal unter akutem Wassermangel. 3,5 Milliarden Menschen müssen noch immer ohne sanitäre Grundversorgung auskommen.
Einem UN-Bericht zufolge hatten 3,6 Milliarden Menschen im Jahr 2023 mindestens einen Monat lang nicht genug Wasser – das sind mehr als 40 Prozent der Weltbevölkerung.
Der am 13. November 2923 veröffentlichte Unicef-Report „Climate Changed Child“ beleuchtet die Auswirkungen der globalen Wasserkrise auf das Wohlergehen von Kindern. Demnach sind 436 Millionen Kinder weltweit aufgrund hoher oder sehr hoher Wasserknappheit und einer niedrigen oder sehr niedrigen Trinkwasserversorgung – der sogenannten extremen Wasservulnerabilität – doppelt gefährdet. Unzureichendes sauberes Trinkwasser ist bei Kindern unter fünf Jahren eine der Hauptursachen für Todesfälle aufgrund vermeidbarer Krankheiten.
Einer Studie der Weltbank zufolge gefährdet das Schwinden der Gletscher die Wasserversorgung von 80 Millionen Menschen in Lateinamerika. Der in 5421 Meter Höhe in den Anden gelegene Chacaltaya in Bolivien ist der erste tropische Gletscher der Welt, der völlig verschwunden ist. Die Gletscher der Anden-Gipfel nördlich und östlich der Nachbar-Großstädte La Paz und El Alto liefern deren anderthalb Millionen Einwohnern zehn bis zwanzig Prozent des Trinkwassers – und auch sie schmelzen rapide ab.
In vielen Regionen der Welt drohen Grundwasser-Bohrlöcher trockenzufallen. Klimatische Veränderungen oder die Entnahme zu großer Wassermengen sind die Hauptgründe für diese Entwicklung, berichteten Scott Jasechko und Debra Perrone von der University of California am 23. April 2021 im Fachmagazin „Science„. Aus Grundwasser-Quellen stamme etwa die Hälfte des Wassers, das in der Landwirtschaft zur Bewässerung eingesetzt wird, heißt es in der Studie. Sie lieferten zudem Trinkwasser für Milliarden von Menschen.
Die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser hat am 11. Juli 2017 den ersten und am 20. März 2018 den zweiten Teil einer Übersichtsstudie zum Zustand des Grund- und Trinkwassers sowie eine Übersichtskarte zum Zustand von Grund- und Leitungswasser in Deutschland veröffentlicht.
WASSERPRIVATISIERUNG
Mehrere Weltkonzerne – allen voran Coca-Cola, Pepsi und Nestlé – liefern sich ein Wettrennen um die besten Trinkwasserquellen. Für die Getränkehersteller ist es „blaues Gold“: Rund um den Globus kaufen sie die besten Quellen auf. Die weltweite Wasserprivatisierung hat ihren Preis, in manchen Regionen stieg er um bis zu 200 Prozent.
In Chile gehört derzeit (2019) jeder Tropfen Wasser in allen Flüssen, Seen und Gletschern internationalen Konzernen.
In Deutschland haben sich Großkonzerne häufig über Jahrzehnte Entnahmerechte aus Flüssen, Seen und Grundwasser gesichert (vgl. Liza Pflaum, Wasser gehört uns allen. Vorrechte von Konzernen sollten abgeschafft werden, in: Frankfurter Rundschau vom 28./29. Januar 2023).
WASSERKRISE
Einem am 17. Oktober 2024 veröffentlichten Bericht der Globalen Kommission für die Ökonomie des Wassers (GCEW) zufolge gerät der globale Wasserkreislauf zunehmend aus dem Gleichgewicht – mit weltweiten Folgen für Wirtschaft und Menschheit. Die Autorinnen und Autoren warnen, dass die globale Wasserkrise bis 2050 mehr als die Hälfte der weltweiten Nahrungsmittelproduktion gefährden kann.
Literatur:
- Fred Pearce, Wenn die Flüsse versiegen. Übersetzt von Gabriele Gockel und Barbara Steckhan, Verlag Antje Kunstmann, München 2007
- Weltreporter berichten. Weltmacht Wasser, herausgegeben von Silvia Feist, Herbig Verlag, München 2009
- Petra Dobner, Wasserpolitik. Zur politischen Theorie, Praxis und Kritik globaler Governance, Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
- Terje Tvedt, Wasser. Eine Reise in die Zukunft, Ch. Links Verlag, Berlin 2013
- Maude Barlow, Blaue Zukunft. Das Recht auf Wasser und wie wir es schützen können. Aus dem Englischen von Gabriele Gockel und Thomas Wollermann, Verlag Antje Kunstmann, München 2014
- Dieter Gerten, Wasser. Knappheit, Klimawandel, Welternährung, Verlag C.H.Beck, München 2018
- Wasser. Von Quellen, Turbinen und letzten Tropfen, Edition Le Monde diplomatique, taz-Verlag, Berlin 2019
- Maude Barlow, Das Wasser gehört uns allen! Wie wir den Schutz des Wassers in die öffentliche Hand nehmen können. Aus dem Englischen von Wolfgang Müller, Verlag Antje Kunstmann, München 2020
- Hartmut Böhme, Gegen das Recht des Stärkeren. Vom Umgang mit der Allmende Wasser und seiner Zerstörung, in: Zeitzeichen. Evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft 6/2021
- Uwe Ritzer, Zwischen Dürre und Flut. Deutschland vor dem Wassernotstand: Was jetzt passieren muss, Penguin Verlag, München 2023
- Franck Poupeau, Hydrologische Gerechtigkeit, in: Le Monde diplomatique, Juni 2023
- Susanne Götze, Annika Joeres, Durstiges Land. Wie wir leben, wenn das Wasser knapp wird, dtv Verlagsgesellschaft, München 2023
- Annette Jensen, Holy Shit. Wieso wir dringend eine Sanitärwende brauchen, in: Le Monde diplomatique, Dezember 2023
- Südlink. Das Nord-Süd-Magazin von Inkota vom März 2024 steht unter dem Thema „Wasser. Zwischen Mangel und Überfluss“
Film: